Thema des Tages

16-06-2019 07:20

Gewitter-Asthma


Für Allergiker sind Frühjahr und Sommer besonders "harte" Monate. Von
der Hasel bis zum Beifuß leiden viele unter verstopfter Nase und
tränenden Augen. Im Sommer häufen sich aber auch die asthmatischen
Beschwerden.

In der Bahn, im Supermarkt, im Büro - überall wird derzeit geniest,
geschnäuzt, gesprüht. Aber eine klassische Erkältung plagt die
wenigsten, bei den meisten Niesanfällen handelt es sich um eine
allergische Reaktion auf die umherfliegenden Pollen. Besonders stark
sind zurzeit Gräserpollen unterwegs. Die ersten dieser Pollen sind
meist schon Ende April in der Luft zu finden, von Ende Mai bis Mitte
Juli haben die Gräser dann Hochsaison, zusammen mit den Gewittern.

Unter dem sogenannten "Heuschnupfen" fasst man die allergische
Reaktion auf alle Pollenarten zusammen. Er geht oft mit triefender
oder verstopfter Nase sowie tränenden und juckenden Augen einher. Bei
einigen Menschen nimmt der Heuschnupfen bedrohlichere Ausmaße an und
löst Asthma und Atemnot aus. Eine Zunahme dieser Erscheinung ist
besonders bei Gewittern zu beobachten.

Eigentlich wäscht der Regen die Pollen aus der Luft und reinigt sie
so. Vor einem Gewitter nimmt die Pollenkonzentration aber erst einmal
zu. Die Abwinde vor den Gewittertürmen holen nicht selten die Pollen
aus allen Höhen in die bodennahen Schichten, wo sie dann die
Allergiker besonders plagen können. Zwar sind die Gräserpollen oft
recht groß und können nicht so leicht in die unteren Atemwege
eindringen, befallen also häufiger die oberen Atemwege. Die großen
Auf- und Abwinde bei Gewittern und die sich rasch ändernden Zustände
von Luftdruck und Feuchtigkeit haben aber eine interessante Wirkung
auf die Pollen: Sie neigen dazu zu platzen und dadurch ihre Größe
deutlich zu reduzieren. Je kleiner die Partikel in der Luft sind,
umso leichter können sie tief in die Bronchien eindringen und so
vermehrt zu Atembeschwerden führen.

Seit Jahren bemerken die Notaufnahmen weltweit einen Anstieg an
asthmatischen Beschwerden, wenn Gewitter in der Luft liegen.
Personen, die sowieso an Asthma leiden, sind besonders betroffen,
aber auch jene, die bis dahin noch nicht mit Asthma in Berührung
gekommen sind, können plötzlich Symptome aufweisen. Schützen kann man
sich nur, wenn man sich vor und während eines Gewitters nicht im
Freien aufhält und die Fenster geschlossen hält. Dass viele Menschen
zeitgleich betroffen sein können, sieht man am Beispiel
Melbourne/Australien. Dort litten im November 2016 mehrere Tausend
Menschen an asthmatischen Beschwerden, die im Nachhinein auf eine
hohe Pollenkonzentration und Gewitter zurückzuführen waren.

In Deutschland ist die Gewittergefahr heute noch leicht erhöht. Vor
allem im Süden und über der Mitte Deutschlands können sich in der
zweiten Tageshälfte Gewitter bilden, die hauptsächlich von Starkregen
begleitet sein können. Zu Beginn der neuen Woche ist die
Gewitterneigung unter Hochdruckeinfluss gering, allerdings steigt die
Gefahr zur Wochenmitte von Westen her wieder an.


Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.06.2019

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