DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
11-06-2019 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 11.06.2019 um 10.30 UTC
Freitag und Samstag, teils heiß und Unwettergefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 18.06.2019
Am Freitag liegen wir vorderseitig eines Langwellentroges in einer
südwestlichen, später nach Süd rückdrehenden und leicht antizyklonalen Strömung.
Ein auf Frankreich übergreifender kurzwelliger Randtrog führt zur Bildung einer
Tiefdruckrinne, die im Tagesverlauf von Westen her übergreift. Dabei breitet
sich eine sehr warme bis heiße Luftmasse subtropischen Ursprungs wieder nach
Norden aus. Föhnig gestützt liegt die Temperatur im Süden in 850 hPa bei über 20
Grad, während nach Nordwesten zu nur wenig über 10 Grad erreicht werden. In der
Osthälfte und im Süden liegen die Nachmittagstemperaturen um oder etwas über 30
Grad. Die Luft wird auch rasch wieder feuchter und abends besteht im Südwesten,
Westen und über dem Bergland Gewitterneigung. Nachts breitet sich die Schauer
und Gewitter mit örtlichem Unwetterpotential über den Westen und die Mitte aus.
Am Samstag kommt der Trog nach Osten voran und drängt die Tiefdruckrinne
angefüllt mit der instabilen Warmluft nach Osten ab. Dabei bilden sich vor allem
in der Osthälfte und im Süden gebietsweise wieder kräftige Gewitter mit
Unwetterpotential. Im Westen labilisiert der Trog mit höhenkalter Luft die
Schichtung und kommt zu Schauern und einzelnen, freilich schwächeren Gewittern.
Im Osten werden zuvor wieder mehr als 30 Grad erreicht, örtlich bis 33 Grad,
während im Westen eine mäßig warme bis warme Meeresluftmasse einströmt, in der
um 25 Grad erwartet werden.
Am Sonntag schwenkt der Trog nach Skandinavien ab und von Süden her beginnt das
Geopotential zu steigen. Bei glatter, teils antizyklonaler Westsüdwestströmung
baut sich eine zonale Hochdruckzone auf, die von der Biskaya bis nach
Deutschland reicht. Gerade im Süden und Osten wird die instabile Warmluft aber
nicht ausgeräumt und dort dürften sich wieder einzelne Schauer und Gewitter
bilden, lokal auch weiter mit Unwettergefahr. Im Norden ist die Höhenströmung
noch zyklonal konturiert und es kommt bei wolkigem Himmel zu einzelnen, eher
leichteren Regenfällen.
Am Montag steigt das Geopotential weiter; auch im Norden nimmt die Zyklonalität
ab und die Hochdruckzone über uns, allerdings mit Schwerpunkt über dem Norden
und der Mitte, kann sich noch kräftigen. Diabatisch verursacht, steigt die
Temperatur wieder leicht an. Vor allem im Süden bleibt die Luftmasse aber recht
feucht und potentiell instabil, was mit dort mit einer leichten Gewitterneigung,
besonders in den Nachmittags- und Abendstunden verbunden ist.
Am Dienstag wölbt sich ein Höhenrücken über Mittel- und Westeuropa auf, wobei
sich durch die weitere Erwärmung das Bodenhoch beginnt schon wieder nach Norden
zurückzuziehen. Bei schwachem Gradienten besteht im Süden weiter leichte
Gewitterneigung, während es über der Mitte und dem Norden bei trockenem
Strahlungswetter bleibt. Die Temperaturen steigen stellenweise wieder bis nahe
30 Grad.
In der erweiterten Mittelfrist schwenkt der Höhenrücken nach Osten durch. Von
Südwesten her verstärkt sich die Advektion subtropischer Warmluft noch und die
Gewitterneigung steigt langsam wieder an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des IFS ist alles in allem gut. Die Wetterberuhigung ab Sonntag
tauchte auch in den Vorläufen, vor allem dem Unmittelbaren, auf. Sie wird
aktuell etwas schneller gerechnet. Auch die Gewitter ab Freitagabend und am
Samstag standen auch schon vorher auf der Karte. Zum Ende werden die
Unterschiede dann wieder größer, was aber auch niemanden verwundern dürfte.
Der Vorlauf sah in der erweiterten Mittelfrist schnell das Übergreifen eines
Kurzwellentroges mit Schauern und Gewittern. Während sich die beiden 00z Läufe
dann nur wenig unterscheiden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die anderen globalen Modelle zeigen zunächst auch keine Alternativen auf. Erst
ab Sonntag ergeben sich einige Unterschiede. So liegt bei GFS und ICON die
Hochdruckzone weiter südlich und der Norden spürt eine gewisse Zyklonalität in
der Höhe durch die Nähe der sich nördlich anschließenden Frontalzone. Damit wäre
dort leicht wechselhaftes Wetter zu erwarten, während die Gewitterneigung im
Süden geringer wäre.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen die zuvor getroffenen Aussagen. Der
Spread in den Kurven für die Temperatur in 850 hPa und 500 hPa Geopotential
bleibt bis Samstag relativ gering und steigt in der Folge moderat an. Die
Temperaturkuve geht bis in die Nacht zum Samstag steil nach oben, auf um die 20
Grad in 850 hPa, um dann ebenso rasch wieder abzufallen. Dabei liegen die Kurven
des Haupt- und Kontrolllaufs am oberen Rand der Ensembles. Das Geopotential
pendelt sich ab Freitag auf deutlich höherem Niveau als bisher ein.
Der Vertrauensgrad in die Prognose ist bis zum Wochenende recht hoch, danach
etwas geringer, auch wenn dann (fast) alles nach leichtem Hochdruckeinfluss
aussieht.
Die Clusterung liefert bis +96h 6 Cluster, danach bis +168h 4 Cluster. Die
ersteren Cluster unterscheiden sich nicht viel. Auch im Hauptmittelfristzeitraum
bleiben die Unterschiede überschaubar und Cluster 4 (7 Member) mit dem
operationellen Lauf ähnelt sehr dem größten Cluster 1 (20 Member). Danach wird
nur ein Cluster gebildet, des Typs Blocking und mit positiver
Geopotentialanomalie bei uns.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Abgesehen von einer positiven Temperaturanomalie, die ab Sonntag nach Osten
abgedrängt ist, zeigt der EFI nichts an. In dem Zusammenhang ist die
Wärmebelastung im Süden und Osten aber noch mal recht hoch.
Am Freitag und Samstag zeigen erhöhte Cape Shear Werte das Potential für
kräftige, teilweise organisierte Konvektion, vor allem über der Südosthälfte und
am Samstag im Osten an. Wobei das Gewitterpotential am Freitag erst am Abend
zunimmt. Dabei sind dann auch Unwetter nicht unwahrscheinlich.
Die eher lokalen Gewitter in der Folge dürften dann meist nur wenig organisiert
auftreten, auch wenn bei langsam ziehenden Zellen auch immer Starkregen mit im
Spiel ist und auch Hagel, zumindest kleinkörnig, ja nie ausgeschlossen werden
kann.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS, IFS EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner