DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
05-06-2019 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 05.06.2019 um 10.30 UTC
Am Wochenende einmal "durchschnaufen", zur neuen Woche wird's nämlich wieder
schwül-warm bis heiß mit zunehmender Gewittergefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 12.06.2019
Klickt man sich in diesen Tagen durch die Vorhersagekarten meteorologischer
Basisfelder, könnte man meinen, das Bildschirmbild sei eingefroren. Aber nein,
ein Blick auf den Zeitstempel gibt Gewissheit: Über den gesamten mittelfristigen
Prognosezeitraums gleicht eine Geopotenzialverteilung der anderen. Irgendwo
westlich von uns ein Langwellentrog, der in seinen Grundmustern nicht gerade
durch hohe Mobilität auffällt, allenfalls mal durch Regenerations- und
Abtropfprozessen scheinbar mit seiner Hauptachse von West nach Ost und wieder
zurück oszilliert. Und als Konterpart eine hochreichende, warme Antizyklone über
Osteuropa, die ihre Aufgabe als blockierendes Hoch mehr als erfüllt.
Deutschland befindet sich dabei in gewisser Hinsicht in der "Kampfzone", in der
sich mal der antizyklonale, mal der zyklonale Einfluss, mal eher heiße, mal eher
mäßig-warm temperierte Luftmassen durchsetzen. Die Wechsel der Vorherrschaft
vollziehen sich mit teilweise heftigen konvektiven Umlagerungen.
Zu Beginn der Mittelfrist am Wochenende heißt es aber erst mal "durchschnaufen",
denn die schwül-heiße Gewitterluft wird vorübergehend komplett aus Deutschland
verdrängt.
Am Samstag schwenkt ein Kurzwellentrog von Südwest nach Nordost über Deutschland
hinweg. Er stützt ein für die Jahreszeit imposantes Bodentief, das sich von
England zur nördlichen Nordsee verlagert. Aufgrund der senkrechten Achsenneigung
hat es seinen Entwicklungshöhepunkt allerdings überschritten. Die zugehörige
Kaltfront zieht schon am Vormittag ostwärts ab. Ob die damit verbundenen
schauerartigen Regenfälle über der Osthälfte nochmal für ein Gewitter gut sind,
ist fraglich, denn niedertroposphärisch setzt schon vorher eine
niedertroposphärische Stabilisierung ein. Der weitere Tagesverlauf ist
gekennzeichnet durch eine leicht wechselhafte Nordwesthälfte, wo im Trogbereich
im Zustrom mäßig-warmer Atlantikluft (allgemein nur noch 2-7 Grad auf 850 hPa)
Schauer auftreten. Da der Gradient an der Südflanke des Bodentiefs vorübergehend
anzieht, sind darüber hinaus gebietsweise Windböen, in freien Lagen und an der
Nordsee auch stürmische Böen zu erwarten. Nach Süden und Südosten zu steigt der
Luftdruck aufgrund von NVA auf der Vorderseite eines flachen Rückens dagegen an,
führt sogar zur Ausbildung eines eigenständigen Bodenhochs wodurch die
Schaueraktivität stärker unterdrückt wird und auch der Wind kein Thema
darstellt.
Der Pfingstsonntag steht im Zeichen des Zwischenhocheinflusses. Das Bodenhoch
über dem Süden kann sich noch etwas kräftigen, wandert mit seinem Schwerpunkt
aber langsam nach Nordosten ab, da WLA den Luftdruck wieder fallen lässt. Weil
unter der glatten südwestlichen Höhenströmung ansonsten aber keine nennenswerten
Antriebe zu erwarten sind, sollte der Sonntag ruhig verlaufen. Neben einigen
hohen und mittehohen Wolkenfelder scheint die Sonne längere Zeit. Die im
Tagesverlauf in Gang kommende flache Konvektion reift durch mangelnde
Grenzschichtfeuchte nur selten zu Schauern heran. Die WLA, aber auch durch
diabatische Erwärmung lässt die Temperaturen in 850 hPa in der Südosthälfte
wieder verbreitet auf 10 bis 15 Grad ansteigen, womit zumindest bei längerem
Sonnenschein wieder Sommertage möglich sind.
Am Pfingstmontag wird der Luftdruckfall durch einen in der südwestlichen
Höhenströmung Richtung Mitteleuropa gesteuerten Randtrog forciert, was in der
Ausbildung einer flachen, aber umfangreichen Tiefdruckzone mündet. Dabei wird
vor allem in die Osthälfte sehr warme und feuchte Subtropikluft geführt (bei
850er zwischen 12 und 17 Grad sind Höchstwerte >30 Grad lokal wieder möglich).
In der Westhälfte wird mit Winddrehung auf West bis Nordwest zwar schon wieder
etwas "kühlere" und trockenere Luft eingemischt, summa summarum sind die
Voraussetzungen für stärkere konvektive Umlagerungen aber allgemein wieder
deutlich besser als an den Tagen zuvor Der Energiegehalt der Luftmasse (CAPE
>1000 J/kg), die von Westen aufkommende synoptisch-skalige Hebung, das
konvergierende Windfeld und die mäßig starke Scherung lassen organisierte
Konvektion mit erhöhtem Unwetterpotenzial möglich erscheinen.
Am Dienstag und Mittwoch amplifiziert sich der Langwellentrog über Westeuropa,
tropft im Verlauf in seinem Südteil nach Spanien oder in den westlichen
Mittelmeerraum ab. Dadurch steilt die Strömung über Mitteleuropa auf. Die in der
südlichen Strömung eingebettete, sich immer stärker ausbildende Frontalzone
befindet sich die meiste Zeit leicht mäandrierend knapp westlich von
Deutschland, kann aber immer wieder auf die Westhälfte Deutschland übergreifen.
Während in der Westhälfte in schwül-warmer Luft damit teils schwere Gewitter
oder auch mal länger anhaltende schauerartige Regenfälle im Fokus stehen, wird
der Zustrom heißer Subtropikluft nach Osten zu weiter forciert.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die jüngsten IFS-Modellläufe weisen eine insgesamt recht gute Konsistenz auf. Am
schon seit Tagen skizzierten Vorhersagekonzept mit einem mäßig warmen,
vorübergehend ruhigeren Wetter am Wochenende und einem wieder zunehmend
schwülwarmen bis heißen Wetter mit hoher Gewittergefahr ab Wochenbeginn muss
daher nicht "gerüttelt" werden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Alle vorliegenden Modelle simulieren die Großwetterlage sehr ähnlich. Der
Langwellentrog bleibt mit seiner Hauptachse westlich und Deutschland in einer
südwestlichen bis südlichen Höhenströmung. Mesoskalige Prozesse im Umfeld der
Frontalzone bleiben modellübergreifend das "Zünglein der der Waage", woraus sich
zwangsläufig aber starke Variationen des räumlichen und zeitlichen Wetterablaufs
ergeben.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Genau diese Variationen aufgrund unterschiedlich simulierter mesoskaliger
Systeme sorgen auch in den Rauchfahnen des IFS-EPS für einen zunehmenden Spread
der 850-hPa-Temperaturen im Verlauf der nächsten Woche, obwohl die Entwicklung
der Großwetterlage als recht sicher angesehen werden kann (verhältnismäßig
geringer Spread der recht flach verlaufenden Geopotenzialkurve). Die allgemeine,
neuerliche Erwärmung zu Wochenbeginn ist noch sicher. Zur Wochenmitte hin ist
dann aber keine verlässliche Aussage bezüglich des Temperaturniveaus mehr
möglich, auch wenn die "warmen Member" im Osten noch die Oberhand haben. Dazu
werden für die westlichen Landesteile sehr deutliche Niederschlagssignale
angeboten, die nach Osten zu geringer werden, aber nicht gänzlich verschwinden.
Alle 5 Cluster des Zeitraums +120-168 h (Mo-Mi) simulieren ein Blocking-Regime
mit einem westeuropäischen Trog in unterschiedlicher Ausprägung und Position.
Allerdings zeigt nur noch 1 Cluster (mit 7/51 Member) nahezu durchweg
antizylonalen Einfluss über Deutschland. Alle anderen favorisieren einen
zyklonaleren Fahrplan.
FAZIT: Das IFS-EPS bestätigt den deterministischen Lauf dahingehend, dass der
Westeuropa-Trog mit seiner Achse zwar westlich bleibt, seine Fühler in Form
kurzwelliger Troganteile aber immer wieder nach Deutschland streckt.
Schwül-warmes und gewittriges Wetter stellt für den Westen ein wahrscheinliches
Szenario dar, für den Osten steht eine Hitzewelle im Raum.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
GEWITTER:
EFI-Cape-Shear springt Montag und Dienstag im Osten und Südosten deutlich an,
was das Potenzial für organisiert Konvektion unterstreicht (größere
Gewittersysteme und/oder Superzellen mit unwetterartigen Begleiterscheinungen).
Doch auch sonst muss in der energiereichen (vor allem sehr feuchten) Luftmasse
Starkregen oder heftiger Starkregen ins Kalkül gezogen werden.
STURMBÖEN:
Am Samstag liefert COSMO-LEPS deutliche Signale (>60%) für stürmische Böen an
der Nordsee und im angrenzenden Binnenland. Die Wahrscheinlichkeiten für
Sturmböen sind nur an exponierten Küstenabschnitten erhöht.
HITZE:
Der EFI bleibt bezüglich der Höchsttemperaturen im Osten noch verhalten.
Deutliche Signale für eine ausgeprägte Hitzewelle findet man eher über dem
östlichen Mitteleuropa bzw. Osteuropa. Dennoch sollte man die Möglichkeit einer
Hitzewelle in der nächsten Woche auch in Ostdeutschland in Betracht ziehen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-IFS, IFS det., IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Adrian Leyser