DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
            01-06-2019 10:30
          
          
            
S Y N O P T I S C H E   Ü B E R S I C H T   M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 01.06.2019 um 10.30 UTC
Schwülwarm und gewittrig. Zum Teil schwere Gewitter (Unwetter).
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 08.06.2019
Am Dienstag, dem Beginn der Mittelfrist, liegt Mitteleuropa unter der 
Vorderseite eines Troges über Westeuropa in einer südwestlichen Strömung. Eine 
diagonal über Deutschland verlaufende Luftmassengrenze liegt schleifend in der 
Strömung und trennt schwül-warme Luft (T 850 um 15 Grad) im Süden und Osten von 
kühlerer Meeresluft (T850 ca. 7 Grad) im Nordwesten. Mit Annäherung einer 
Bodenrinne dehnt sich die Warmluft im Tagesverlauf nach Norden aus. Getriggert 
durch kurze Wellen und auch im Bereich des Bodentiefs entwickeln sich kräftige 
Schauer und Gewitter mit Unwetterpotential durch Starkregen, Hagel und 
Sturmböen.
Am Mittwoch zieht ein Randtrog in die Biskaya vor dem die Höhenströmung weiter 
nach Süd dreht. Davor entwickelt sich über Frankreich erneut ein Tief, das im 
Tagesverlauf auf den Westen übergreift. Erneut muss gebietsweise mit 
unwetterartigen Gewittern oder mit Starkregen gerechnet werden. Es bleibt 
insgesamt sehr warm bis schwül mit einem deutlichen Temperaturgefälle von Südost
nach Nordwest.
Am Donnerstag dehnt sich der Trog in unsere Richtung aus, die Achse bleibt aber 
über Westeuropa und wir damit in einer südsüdwestlichen Höhenströmung. 
Allerdings kommt die Bodentiefdruckrinne weiter nach Osten voran und erreicht 
die östlichen Landesteile, so dass die frischere Meeresluft große Bereiche 
fluten dürfte. Kräftige Gewitter beschränken sich auf die Warmluft.
Am Freitag behalten die langen Wellen ihre Position einigermaßen. Ein neuer 
Randtrog induziert die nächste Tiefentwicklung über Frankreich, wobei auch 
dieses Tief im Tagesverlauf von SW auf Deutschland übergreift. Dabei kann sich 
die schwülwarme Luft erneut etwas nach Norden ausbreiten und es muss mit 
weiteren Regenfällen und Gewittern, erneut teils Unwetter gerechnet werden.
Am Samstag entwickelt sich das Tief weiter und zieht nach Südnorwegen. An seiner
Südflanke wird mit einer westlichen Strömung frische Meeresluft nach Deutschland
geführt und die schwülwarme Luft auch aus dem Osten verdrängt. Es bleibt 
wechselhaft, aber kühler und Unwettergefahr besteht eher nicht mehr.
In der erweiterten Mittelfrist wird die Entwicklung unsicher. Der Trog 
regeneriert sich wieder, nähert sich aber an, so dass bei wechselhaftem Wetter 
die kühlere Luft dominieren sollte.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des IFS-Modells ist aktuell sehr gut. Die letzten Läufe stimmen, 
bis auf kleinere Unterschiede, mittelfristig gut überein. Erst zum Ende werden 
die Unterschiede größer, was aber auch niemanden verwundern dürfte. Der gestrige
00 z Lauf hatte zum nächsten Wochenende noch eine Zonalisierung auf der Karte, 
der 12z Lauf zeigte den Trog mehr oder weniger über uns. Ungeachtet dieser 
Unterschiede wäre der Wetterablauf in allen Fällen als wechselhaft und relativ 
kühl oder höchstens mäßig warm zu bezeichnen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
 
Die Unterschiede zwischen den betrachteten globalen Modellen halten sich in 
Grenzen. Eigentlich gilt ähnliches wie für die Konsistenzbetrachtung. Erst zum 
Ende divergieren die Modelle stärker.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Ensembles stützen in den Kernaussagen den Haupt- und Kontrolllauf. Der 
Spread in den Kurven, gerade was die Temperatur 850 hPa angeht, nimmt zwar zu, 
das ist aber vor allem den Unsicherheiten bei Phase und Amplitude der kurzen 
Wellen geschuldet. Bei insgesamt langsam wieder etwas sinkendem Temperaturniveau
sind gut die Warmluftschübe nach Norden als Peaks zu erkennen. Schon ab Montag 
gibt es durchgehend Niederschlagssignale.
Die Geopotentialkurven fächern erst zum Ende der nächsten Woche auf. Sie zeigen 
die langsame Trogannäherung mit leichtem Geopotentialverlust.
Die Clusterung liefert 3 Cluster, die sich alle für Mitteleuropa bis +168h nicht
sehr unterscheiden. 
Das Großwetterlagemuster wechselt von positiver NAO zu Blocking. Der Keil soll 
aber östlich von uns liegen und wir auf der Vorderseite des Troges. Erst in der 
erweiterten Mittelfrist werden die Unterschiede größer. Das Geopotential dürfte 
insgesamt steigen bei eher antizyklonalen Strömungsverhältnissen. Hier 
unterscheiden sich Hauptlauf und Ensembles dann tatsächlich mal deutlicher ...
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Für den Mittelfristigen Zeitraum springen schon aus synoptischen Überlegungen 
sofort die Gewitter ins Auge. Darauf weisen auch die ab Montag steigenden 
Signale für hohe CAPE und CAPE-Shear Werte hin, demnach sind auch wiederholte 
Schwergewitter nächste Woche durchaus nicht unwahrscheinlich. Damit kann es 
natürlich auch nach den Gewittern mal nichtgewittrigen Starkregen geben.
Darüber hinaus ist der Vorstoß der schülwarmen Luftmasse deutlich in den 
Temperaturanomalien erkennbar, die sich u.a. im EFI abbilden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS, IFS EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.  Met. Bernd Zeuschner