Thema des Tages
01-06-2019 08:20
Viel Regen im Mai - aber nicht überall!
Im deutschlandweiten Mittel war der Mai mit gut 80 mm nasser als im
vieljährigen Mittel. An den Alpen und im Alpenvorland, aber auch in
einigen Mittelgebirgsregionen prasselten sogar regelrechte
Regenmassen vom Himmel. Dennoch wurden einzelne Regionen meist vom
Regen ausgespart.
Der Mai liegt nun hinter uns - Zeit, um eine Bilanz bezüglich des
Niederschlags im eigentlichen "Wonnemonat" zu ziehen. Dieser
Bezeichnung machte der diesjährige Mai zwar nicht alle Ehre, nach dem
Dürresommer beziehungsweise Dürrejahr 2018 war der reichliche Regen
dennoch für Mensch, Landwirtschaft und Natur ein Segen. Betrachtet
man die aus Radardaten abgeleiteten und an Messstationen angeeichten
Niederschlagsmengen in der angefügten Grafik, stechen einem die roten
bis lilafarbenen Gebiete im Süden sowie im Mittelgebirgsraum sofort
ins Auge.
Hervorzuheben sind vor allem das südliche Alpenvorland, der deutsche
Alpenraum sowie die Hochlagen des Nordschwarzwalds, wo zwischen 200
und 300 mm (entspricht l/qm) Regen gefallen sind. In einigen
Staulagen kamen mit 300 bis lokal über 400 mm reinste Regenmassen vom
Himmel. Gebietsweise fiel mehr als das doppelte des normalerweise
üblichen Niederschlags im Mai. Zum Vergleich: Das ist mehr als in den
trockenen Regionen im gesamten Jahr 2018 zusammenkam. Der meiste
Niederschlag wurde mit 448 mm auf der Zugspitze gemessen, wo sich mit
einer Schneehöhe von 6,40 m der Schnee so hoch stapelte wie seit
Februar 1981 nicht mehr. In Balderschwang im Allgäu regnete es 420
mm, gefolgt von einigen weiteren Niederschlagsstationen mit um oder
über 400 mm (siehe Tabelle links oben). Hauptverantwortlich für diese
bemerkenswerten Mengen waren gleich zwei aufeinanderfolgende
Dauerregenereignisse. Vor allem beim ersten Dauerregen (20. bis
22.5.) prasselten stellenweise extreme Regenmengen in die Messtöpfe.
Alleine am 20.5. wurden an der Station Jachenau-Tannern unglaubliche
135,4 mm gemessen. Auch an weiteren Stationen im bayrischen Alpenraum
fielen Tagesummen von über 100 mm, teils so viel wie noch nie zuvor
an einem einzigen Tag (siehe untere Tabelle). Zum Beispiel wurden in
Ebersberg-Halbing östlich von München 108,3 mm gemessen, der
bisherige Rekord lag an dieser Station bei 75,8 mm (19.7.1981), im
Mai sogar nur bei 55,6 mm (21.5.1999). Bei diesen Wassermassen liegt
es in der Natur der Sache, dass einige Gebirgsbäche sowie die
südlichen Nebenflüsse der Donau teilweise über die Ufer traten.
Doch nicht nur im Süden regnete es im Mai sehr viel. Der
Mittelgebirgsraum bekam ebenso einiges vom kostbaren Nass ab. Meist
kamen dort 80 bis 150 mm zusammen, stellenweise auch noch etwas mehr.
Auch hier ging mancherorts der 20. Mai bezüglich extremer Regenmengen
in die Geschichtsbücher ein. Anders als im Alpenraum war dort zwar
der eigentliche Dauerregen weniger intensiv, dafür kam es dort
zusätzlich zum Dauerregen am Nachmittag und Abend sowie in der
darauffolgenden Nacht zu schauerartigem und teils gewittrigem
Starkregen. Von Thüringen über Nordhessen bis nach Ostwestfalen
schüttete es stellenweise sintflutartig, sodass innerhalb weniger
Stunden extreme Regenmengen gemessen wurden, die mancherorts größere
Überschwemmungen zur Folge hatten. So wurden beispielsweise in
Schlüchtern-Herolz (Osthessen) 94,9 mm registriert, deutlich mehr als
durchschnittlich im gesamten Mai fällt. Damit wurde der bisherige
Tagesrekord aus dem letzten Jahr (60,3 mm am 13.5.) weit übertroffen.
Auch in Birx in der Rhön (93,2 mm), im nordhessischen Schotten (90,7
mm) oder im am Rande des Teutoburger Walds gelegenen Bad Lippspringe
(79,8 mm) wurden neue Tagesrekorde verzeichnet, um nur einige
Beispiele zu nennen.
Während der Regen und dessen Auswirkungen medial ein größeres Thema
war, vergisst man schnell, dass es auch Gegenden gab, die nicht viel
vom besagten Regen abbekamen. Zu Recht erreichten uns daher in den
letzten Wochen vermehrt Zuschriften von Bürgern, die anmerkten, dass
bei ihnen im Mai und auch bisher im Jahr 2019 kaum Niederschlag
gefallen ist und die Trockenheit fast unvermindert andauert.
Tatsächlich wurde in einigen Regionen im Norden und Osten nur
zwischen 20 und 40 mm Regen (siehe Abbildung) und damit erneut
weniger als im vieljährigen Mittel verzeichnet. Ganz besonders
trocken war es im Emsland sowie abermals in der Prignitz. Diese
Regionen bekamen buchstäblich nur ein paar Krümel vom Kuchen ab. Fast
alle Regengebiete machten um sie einen Bogen, sodass dort in der
Endabrechnung nur 10 bis 20 mm unter dem Strich standen. Traurige
negative Spitzenreiter sind die Orte Twist (Niedersachsen, Emsland)
und Havelberg (Sachsen-Anhalt, Prignitz) mit 11,0 mm und 9,3 mm
(jeweils 20% des vieljährigen Mittels). Für diese Gegenden bleibt nur
zu hoffen, dass diesbezüglich in den kommenden Wochen und Monaten
ausgleichende Gerechtigkeit zum Tragen kommt.
Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.06.2019
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