Thema des Tages

29-05-2019 07:50

Mitternachtsdämmerung


Der Sommeranfang steht bevor. Die längsten Tage des Jahres erwarten
uns und laden zu ausgedehnten Grillabenden ein. Auch die Dämmerung
dauert nun besonders lange. Im Norden Deutschlands geht nun die
Abenddämmerung sogar in die Morgendämmerung über, sodass es dort gar
nicht mehr richtig dunkel wird.


Als Dämmerung wird die Phase vor Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang
bezeichnet, in der die Sonne zwar noch unter dem Horizont steht, aber
ihr Streulicht in der Atmosphäre bereits sichtbar ist.

Man unterscheidet 3 Phasen der Dämmerung:
Die bürgerliche Dämmerung beginnt unmittelbar nach Sonnenuntergang.
Während dieser Phase nimmt die Helligkeit kontinuierlich ab, bis die
ersten hellen Sterne oder Planeten (1. Größenklasse) sichtbar werden.
Dies geschieht, wenn die Sonne etwa 6 ° unter dem Horizont steht.
Nach der bürgerlichen Dämmerung kommt die nautische Dämmerung, in der
Sterne der 3. Größenklasse sichtbar werden. Diese endet, wenn die
Sonne 12 ° unter den Horizont sinkt.
An die nautische Dämmerung schließt sich die astronomische Dämmerung
an. Sie endet, wenn die Sonne 18 ° unter dem Horizont steht. Danach
beginnt die Nacht.

In der Zeit des astronomischen Sommerbeginns, zur Sommersonnenwende
ist die Dämmerung besonders lang. Denn die scheinbare Bahn der Sonne
steht dann am flachsten auf dem Horizont. Somit ist der Winkel unter
dem die Sonne untergeht jetzt am kleinsten. Die kürzesten
Dämmerungszeiten gibt es zum Frühlings-, bzw. Herbstanfang zur
Tagundnachtgleiche.

Im Norden Deutschlands wird es jetzt selbst um Mitternacht nicht mehr
richtig dunkel. Am Nordhorizont sieht man immer noch einen Rest
Dämmerung. Da die Sonne dort derzeit nachts nicht mehr als 18 ° unter
den Horizont sinkt, wird die abendliche astronomische Dämmerung
nicht mehr beendet und geht in die morgendliche astronomische
Dämmerung über. Dieses Phänomen wird Mitternachtsdämmerung genannt.
Zur Sommersonnenwende am 21.Juni tritt es nördlich des 49.
Breitengrades auf. Nördlich des 61. Breitengrades sinkt die Sonne
die ganze Nacht nicht mehr über 6° unter den Horizont, wodurch die
bürgerliche Dämmerung nicht mehr beendet wird. Diese Nächte werden
dort als ?Weiße Nächte? bezeichnet. Berühmt sind "die Weißen Nächte
von St. Petersburg". In Deutschland kann man die Weißen Nächte nur
ansatzweise auf einigen Nordseeinseln oder im Norden
Schleswig-Holsteins erleben.

Der Zeitpunkt der beginnenden Dämmerung hängt nicht nur von der
geographischen Breite ab, sondern auch von der geographischen Länge.
So wird es am östlichen Ende der Bundesrepublik etwas über 30 Minuten
früher dunkel als am westlichen Ende. Die Intensität der Dämmerung
wird auch von Aerosolen wie zum Beispiel Vulkanstaub in der oberen
Atmosphäre beeinflusst.


Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.05.2019

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