DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
25-05-2019 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 25.05.2019 um 10.30 UTC
Einzelne Gewitter, an den Alpen und im angrenzenden Vorland Dauerregen, kühl. Ab
Donnerstag von Südwesten her langsam zunehmender Hochdruckeinfluss und wieder
wärmer.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 01.06.2019
Dienstag ... überdeckt ein Langwellentrog weite Teile Westeuropas. Die Trogachse
verläuft dabei zum Mittagstermin vom Europäischen Nordmeer über die Nordsee bis
zum französischen Zentralmassiv. Die Nordwesthälfte Deutschlands befindet sich
zu diesem Zeitpunkt bereits postfrontal, damit hat sich dort kühlere Meeresluft
durchgesetzt. Am Nachmittag wird die wärmere Luftmasse aber auch aus dem
Südosten Bayerns verdrängt. Aufgrund der über dem Golf von Genua beginnenden
Zyklogenese kommt die nun im Alpenraum befindliche Luftmassengrenze in weiterer
Folge nur mehr zögerlich nach Süden voran. Die daraus resultierenden, durch
Aufgleitprozesse verstärkten Niederschlagsprozesse bedingen am bayerischen
Alpenrand bis in die Nacht zum Donnerstag wahrscheinlich Warnungen vor markantem
Dauerregen. Im Bereich des Troges muss zudem über dem Westen und Südwesten mit
einzelnen Gewittern gerechnet werden. Das Temperaturniveau ist deutlich tiefer
anzusetzen als noch an den Vortagen, bei T 850hPa zwischen 0 Grad im äußersten
Norden und +4 Grad im Süden dürfte die Marke von 20 Grad nicht mehr
überschritten werden. An der Nordsee (auflandiger Wind) sowie bei Dauerregen am
Alpenrand steigt die Temperatur nur wenig über 10 Grad. In der Nacht zum
Mittwoch reicht der Langwellentrog bereits bis nach Mittelitalien und beginnt
einen Abtropfprozess. Der Regen im Südosten hält damit weiterhin an und kann an
den Alpen stärker ausfallen.
Mittwoch ... lagert das südlich der Alpen befindliche Bodentief über der oberen
Adria. Das korrespondierende Höhentief ist weiterhin im Abtropfprozess und wird
vom aktuellen Lauf über Oberitalien erwartet. Zwangsläufig setzen sich die
Regenfälle südlich der Donau fort, an den Alpen ist der Aufgleitniederschlag
weiterhin kräftig. Die mittleren Regionen sind dagegen durch schwachen
antizyklonalen Einfluss geprägt, der sich durch den Abtropfprozess des Troges im
Vergleich zum Lauf-24h besser durchsetzen kann. Die Luftmasse hat weiterhin das
Prädikat "kühl" verdient, denn über dem Nordwesten ist sogar die -2
Grad-Isotherme (850 hPa) zu finden. Im Süden wird eine T 850 hPa von +2 Grad
erwartet, damit ist in den mittleren und hohen Lagen der Alpen Neuschnee zu
erwarten. In der Nacht zum Donnerstag entfernt sich das abgetropfte Höhentief
südwärts, damit werden die Aufgleitniederschläge im Südosten schwächer und
klingen im Laufe der zweiten Nachthälfte weitgehend ab. Dagegen wird der Norden
zunehmend von der Warmfront eines vom Norden Schottlands in Richtung Nordsee
ziehenden Tiefs beeinflusst. Regen ist aber noch keiner dabei, allerdings
verläuft die Nacht stark bewölkt.
Donnerstag ... zieht das erwähnte Tief weiter in Richtung Oslofjord. Damit
einhergehend setzt im Nordwesten WLA ein, die gebietsweise mit Regen verbunden
sein wird. Das Höhentief südlich der Alpen verlagert sich zur mittleren Adria
und verliert somit seinen Einfluss auf das Wettergeschehen nördlich der Alpen.
Im Gegensatz zu den Vorläufen wird der antizyklonale Einfluss über der Mitte und
dem Süden Deutschlands etwas stärker simuliert. Dies führt dazu, dass es dort
nach Lesart des ECMWF - im Gegensatz zu ICON und GFS - weitgehend trocken
bleibt. In der Nacht zum Freitag zieht das Tief weiter zur Ostsee, die
dazugehörende Kaltfront bleibt außerhalb Deutschlands.
Freitag ... reicht der Keil von Frankreich bis nach Böhmen. Bodennah etabliert
sich einhergehend damit das Hochdruckgebiet über Westeuropa. Damit sind
Niederschläge in der Mitte und im Süden unwahrscheinlich (mit Ausnahme von
einzelnen Schauern über dem Bergland), im Norden ist es aufgrund der Nähe zur
Frontalzone (inklusive Randtrog über dem südlichen Skandinavien) deutlich
wechselhafter. Das Temperaturniveau steigt wieder deutlich an (T 850hPa +6 bis
+10 Grad).
Samstag ... kann sich der westeuropäische Keil immer besser über dem
mitteleuropäischen Bereich ausweiten. Bodennah sind weite Teile West- und
Mitteleuropas durch ein umfangreiches Hoch geprägt. Das Schauerrisiko ist
gering.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am Dienstag ist die Konsistenz des 00
UTC-Laufs mit den Vorläufen weitgehend gut. Abweichungen ergehen sich ab
Mittwoch, denn im Gegensatz zum Lauf-24h kommt es über dem Alpenraum und
Oberitalien zu einem Abtropfprozess des Troges. Diese Variante stützt auch der
gestrige 12 UTC-Lauf. Das abgetropfte Tief verlagert sich zudem etwas schneller
nach Mittelitalien, sodass von Westeuropa ein Keil in Richtung Süddeutschland
vorstoßen kann. Außerdem wird das Übergreifen der Warmfront des von Schottland
in Richtung Oslofjord ziehenden Tiefs zeitlich etwas progressiver berechnet. Die
Schwerpunktlage des sich anschließend über West- und Mitteleuropa etablierenden
Bodenhochs ist noch gewissen Unsicherheiten unterworfen, damit ergeben sich auch
bezüglich der vorherrschenden Luftmasse noch gewisse Unschärfen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Am Beginn des Mittelfristzeitraums gibt es nur geringfügige Modellunterschiede,
auch der Abtropfprozess des Troges wird von den verschiedenen Modellgruppen
ähnlich simuliert. An der genauen Zugbahn des von Schottland zum Oslofjord
ziehenden Tiefs bestehen zwar noch Ungenauigkeiten, diese sind aber gering.
Während ICON den in der zweiten Wochenhälfte von Westen sich verstärkenden
Hochdruckeinfluss ähnlich wie EZ simuliert, betont GFS den bei EZ nur über
Skandinavien hinwegziehenden Trog deutlich stärker. Dies hätte einen deutlich
wechselhafteren Wettercharakter zur Folge.
GFS rechnet zudem den Aufgleitniederschlag an den Alpen auch noch am Donnerstag
tagsüber. Da sich diese Lösung deutlich von EZ und ICON unterscheidet, wurde
diese vorerst verworfen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
ENSEMBLES:
Bis Mittwoch ergeben sich kaum Unsicherheiten. Die Luftmassentemperatur 850 hPa
geht bereits am Dienstag etwas zurück und erreicht am Mittwoch ihren Tiefpunkt.
Dabei wird vor allem im Norden die 0-Grad-Isotherme unterschritten. Anschließend
kommt es im gesamten Bundesgebiet wieder zu einem Anstieg des Geopotentials,
wobei dieser im Süden etwas stärker ausfällt. Allerding zeigen sich auch darin
die größten Unsicherheiten, denn die Mehrzahl der Ensembles rechnen mit einem
weniger ausgeprägten Potentialanstieg - vor allem in der Nordhälfte.
Einhergehend damit befindet sich auch die Temperaturkurve am oberen Ende der
Ensemblespannweite. Die Ausprägung des zunehmenden Hochdruckeinflusses und das
Timing des Temperaturanstiegs Ende der Woche muss demnach noch mit
Unsicherheiten belegt werden.
CLUSTER:
+120h ... +168h: 2 Cluster, beide sind einer positiven NAO zuzuordnen. Sowohl
der deterministische Lauf, als auch der Kontrolllauf befinden sich in Cluster 1
mit 31 Mitgliedern. Der zunehmende Keileinfluss über Westeuropa scheint
gesichert, wie weit dieser nach Mitteleuropa vordringt bleibt aber noch
unsicher.
+192h ... 240h: 4 Cluster, Mischung aus "positive NAO" und "Blocking". Der
deterministische Lauf und der Kontrolllauf befinden sich in Cluster 1, das zu
einer Blockingsituation tendiert (15 Member).
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
DAUERREGEN:
Am Alpenrand sowie im angrenzenden Vorland von Montagabend bis in die Nacht zum
Donnerstag (etwas mehr als 48 Stunden) 40 bis 60 mm, in Staulagen etwas mehr.
EZ-EPS am Alpenrand für mehr als 40 mm: 50 bis 70 %, für mehr als 60 mm: bis 20
% (entspricht Staulagen). COSMO-LEPS bietet etwas höhere Wahrscheinlichkeiten,
ICON-EPS deckt sich mit EZ-EPS.
GEWITTER:
Am Dienstag im Westen und Südwesten einzelne Gewitter.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ-det., EZ-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri