DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
20-05-2019 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 20.05.2019 um 10.30 UTC
Anfangs GWL-Typ TrM (Trog Mitteleuropa), zum Wochenende dann Übergang zu
zonaleren Bedingungen. Meist zyklonal beeinflusstes Wetter mit Niederschlägen,
mäßig warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 27.05.2019
Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Donnerstag befinden
wir uns mitten in der letzten Maidekade und es nicht mehr weit bis zum Beginn
des meteorologischen Sommers. Die Großwetterlage allerdings gibt sich nur mäßig
sommerlich (manche würden sogar sagen, überhaupt nicht, aber erstens ist noch
nicht Sommer und zweitens leben wir im wettermäßig eher volatil geprägten
Mitteleuropa, in dem es nicht in jedem Jahr so ablaufen muss (und sollte) wie im
letzten).
Zur Ausgangslage, die geprägt ist durch eine gradientschwache, weite Teile
Kontinentaleuropas überdeckende Trogkonfiguration, in der verschiedene
Höhentiefs den Hut aufhaben. Eines dieser Höhentiefs befindet sich mitten über
der Nordsee (12 UTC), ein weiteres, für unseren Raum weniger relevantes unweit
von Sizilien. Die korrespondierende Bodendruckverteilung zeigt keine besonderen
Auffälligkeiten. Über der Nordsee ein flaches Tief mit Anschluss an
Nordwestdeutschland, im übrigen Bundesgebiet ein schwacher Azorenhochkeil, dazu
eine kühle (T850 im Norden 0 bis 4°C) bis mäßig warme (T850 im Süden 5 bis 9°C)
Luftmasse macht in der Summe einen eher unaufgeregten Mix aus Wolken, etwas
Sonne und vergleichsweise wenig Regen respektive Schauer (äußerster Nordwesten,
Mittelgebirge).
Am Freitag zieht das Höhentief mit kaum sichtbarem Speed gen Skagerrak, während
das Bodentief - kaum schneller - Jütland ansteuert. Von Nordwesten her schwenkt
eine schwache Kaltfront südostwärts (leichter Rückgang der pseudopotenziellen,
kaum Rückgang der 850-hPa-Temperatur), an der es nur wenig regnet. Präfrontal
labilisiert die mäßig warme Luft (die auch nicht weggeräumt wird) etwas, was in
der Mitte und im Süden Schauer und einzelne Gewitter zur Folge hat. Teils
kräftige Schauer und vielleicht auch kurze Gewitter stehen ebenfalls postfrontal
im äußersten Norden auf der Karte, wo eine Portion höhenkälterer Luft (T500 bis
-25°C) am Start ist.
Im Laufe des Wochenendes ziehen Höhen- und Bodentief allmählich ost-nordostwärts
ab, was eine zunehmende Zonalisierung der Grundströmung zur Folge hat. Dabei
zeigt sich am Samstag im Bodendruckfeld zwar leichter Hochdruckeinfluss in Form
eines mageren Azorenhochkeils, der Trog des abziehenden Höhentiefs beschert uns
aber eher einen durchwachsenen Tag mit zeitweiligen, heute aber noch nicht
räumlich genau zu platzierenden Niederschlägen.
Zum Sonntag nähert sich dann von Westen her eine flache Welle mit vorlaufender
WLA, die besonders im Norden und in der Mitte Regen induziert. Nach ihrem
Durchgang sorgt eine schwache westliche Strömung für einen wechselhaften, im
Norden leicht unterkühlten (T850 um 3°C), sonst mäßig warmen (T850 5-9°C)
Wochenstart.
Bliebe noch der Ausblick auf die erweiterte Mittelfrist, die am Ende ja einen
Feiertag zu bieten hat ""Vaddertach"). Eine Austrogung über dem nahen
Ostatlantik induziert bei uns ein Rückdrehen der Strömung auf Südwest, so dass
kurzzeitig eine Portion Subtropikluft zu uns gelangt (T850 am Mittwoch im
äußersten Südwesten bis zu 15°C). Kurzzeitig deswegen, weil noch im Laufe des
Mittwochs eine südostwärts schwenkende Kaltfront mit Krawumms bereits wieder
kühlere Luftmassen heranführt. Ob und wie stark diese Luft am Donnerstag unter
Hochdruckeinfluss gelangt, ist derzeit noch offen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der letzten IFS-Modellläufe (ECMF) muss mit dem Attribut "mäßig"
tituliert werden. Vergleicht man die heutige 00-UTC-Version (und die sehr
ähnliche 12-UTC-Version von gestern) mit dem gestrigen 00-UTC-Lauf, findet man
durchaus sichtbare Unterschiede, was angesichts der Großwetterlage aber auch
nicht unbedingt verwundert. Sie ist - wie bereits erwähnt - geprägt durch eine
weitläufige, große Teile Kontinentaleuropas überdeckende Troglage, bei der
verschiedene kleine Höhentiefs den Taktstock schwingen. Eiernde Höhentiefs
können sowohl den Menschen (in diesem Fall die Spezies "Vorhersagemeteorologen")
als auch die Maschine (in diesem Fall die computergemachten Prognoseprodukte)
regelrecht rammdösig machen, sprich, die Lage dieser Höhentiefs wird jeweils
anders simuliert. Deswegen auch nur die Note "mäßig".
"Schlecht" ist die Konsistenz deswegen nicht, weil die grundlegende Ausrichtung,
nämlich "zyklonal mit Niederschlägen, gedämpftes Temperaturniveau",
kontinuierlich fortgerechnet wird. So steht weder eine erste Hitzephase ins
Haus, noch deutet sich auch nur ansatzweise ein stabiles Hoch an.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Wie fast nicht anders zu erwarten tut sich nicht nur IFS schwer mit der o.e.
"Eierei", auch andere Globalmodelle haben da so ihre Schwierigkeiten. Fokussiert
man den Modellvergleich auf das eine Höhentief, das am Donnerstag über der
Nordsee liegt (bzw. liegen soll), so stellt man fest, dass IFS in ICON einen
soliden Bundesgenossen hat. GFS, GEM und auch UKMO hingegen präferieren einen
weiter nördlich liegenden Standort (Südnorwegen), was durchaus Auswirkungen auf
die Niederschlagsentwicklung bei uns hat. An der grundlegenden Ausrichtung
ändert das aber nichts, der Wetterablauf bleibt überwiegend zyklonal und
thermisch moderat geprägt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte zeigen den typischen
Verlauf einer wechselhaften Wetterperiode auf moderatem Temperaturniveau. Zwar
nimmt die Streuung bereits ab Donnerstag zu, sie ufert aber nicht aus und geht
auch nicht über ins Vogelwilde. Vielmehr fangen die Einzelkurven mehr oder
weniger an zu schwingen, was natürlich nicht immer in Phase passiert und Indiz
dafür ist, dass die Prognose in den Details (z.B. zeit-räumlicher Ablauf) noch
Unschärfen aufweist. Auffallend sind die - abgesehen von kommenden Donnerstag -
täglich wiederkehrenden Regenpeaks unterschiedlicher Intensität (also auch in
der Stärke der Regenfälle liegt eine Unschärfe). Außerdem stellt der kurze
Hitzeeinschub des Hauptlaufs am kommenden Mittwoch einen wenig gestützten
Ausreißer nach oben dar.
Bei der IFS-EPS-Clusterung interessiert zunächst mal der Zeitraum T+72...96 h
(Donnerstag/Freitag) im Allgemeinen und das mehrfach zitierte Höhentief im
Besonderen. Sage und schreibe sechs Cluster sind im Portfolio aufgelistet, die
hinsichtlich des Höhentiefs aber nur geringe Abweichungen zeigen. Eine so weit
nördliche Lösung, wie von GFS, GEM und UKMO favorisiert, lässt sich jedenfalls
nicht wiederfinden.
Von Samstag bis Montag (T+120...168 h) verringert sich die Anzahl der Cluster auf
drei (21 Fälle + HL/KL, 15, 15), von denen CL 1 und 2 sehr ähnlich sind und auf
eine (vorübergehende?) Zonalisierung setzen. CL 3 hingegen bleibt meridionaler
aufgestellt mit eine kühlen Trogrückseite. Die erweiterte Mittelfrist jedenfalls
(Dienstag bis Donnerstag, T+192...240 h) spricht rein clustermäßig eine eindeutige
Sprache: Ein einziges Cluster, NAO positiv, Westwetterlage mit über die Alpen
nach Osten vorstoßenden Azorenhochkeil.
FAZIT: Sowohl deterministisch als auch probabilistisch ist der Kurs vorgegeben
(nämlich überwiegend zyklonal). Unsicherheiten betreffen vor allem die Parameter
"Niederschlag/(Gewitter)", weniger die Temperatur.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Nach einem fulminanten Wochenstart mit viel rot und violett auf der Warnkarte
beruhigt sich das Wetter ab Mittwoch deutlich. Am Donnerstag passiert sehr
wahrscheinlich nix. Am Freitag gibt es in der Mitte und im Süden (präfrontal)
sowie im äußersten Norden (Kaltluft) eine leicht erhöhte Gewitterneigung, ohne
dass wahrscheinlich die ganz großen Nummern in der Startbox stehen. Auch am
kommenden Wochenende sind besonders in Süddeutschland einzelne Gewitter nicht
ausgeschlossen, nach einer ausgewachsenen Gewitterlage sieht es aber nicht aus.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit IFS-MOS und IFS-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann