Thema des Tages
20-05-2019 09:20
Tief Axel bringt ergiebigen Regen mit Hochwassergefahr
Ein Tief über Tschechien, das sich nur sehr langsam nordwärts
verlagert, bringt Deutschland teils ergiebige Niederschläge. Wie sich
die Unwettersituation entwickelt, soll heute Thema sein.
Tief über Mitteleuropa heißt die derzeitige Großwetterlage. Diese
Wetterlage hat in der Vergangenheit recht häufig durch Unwetter von
sich reden gemacht. Und auch dieses Mal deutet sich eine brisante
Dauerregenlage an. Schuld daran ist Tief Axel, das sich mit seinem
Zentrum nahezu stationär über Tschechien befindet. An seiner Ostseite
saugt Tief Axel sehr feuchte Mittelmeerluft an, die um das Tief
herumgeführt wird und von Nordosten zu uns einfließt. Dadurch bildet
sich an der Westflanke des Tiefs eine "Niederschlagsschleppe", die
von Südniedersachsen über Osthessen, Westthüringen bis nach
Baden-Württemberg und Bayern kräftigen Regen bringt. Dieses
Niederschlagsgebiet ist besonders anfangs noch mit Gewittern
durchsetzt, die zu größeren Komplexen zusammenwachsen können und in
denen viel Regen in kurzer Zeit fällt.
Dabei können in den genannten Bereichen bis Mittwochfrüh in der
Fläche 40 bis 80 l/qm fallen. In kräftigen Gewittern auch mehr. Zur
besseren Vorstellung: Das sind etwa 4 bis 8 Wassereimer auf jeden
Quadratmeter. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Regenmenge für den
gesamten Mai liegt in Frankfurt bei etwa 84 l/qm. Richtig viel regnen
wird es an den Alpen. Durch den Nordstau am Gebirge intensivieren
sich die Niederschläge dort nochmals. Die größte Hochwassergefahr
besteht dabei im Allgäu. Dort werden bis Mittwochfrüh verbreitet über
100 l/qm, in Staulagen auch bis 180 l/qm erreicht. Zusätzlichen
Wassereintrag gibt es durch Tauwetter, da in den Alpen oberhalb von
etwa 1600 m noch viel Schnee liegt.
Erst am Mittwoch schwächen sich die Niederschläge deutlich ab. Am
Donnerstag sorgt dann vorübergehender Zwischenhocheinfluss für eine
Entspannung der Lage.
Vor genau 20 Jahren gab es fast dieselbe Wetterlage, die zum
Pfingsthochwasser in Baden-Württemberg, in Bayern, in Tirol und
Vorarlberg führte. Durch intensive Regenfälle im Nordstau der Alpen
und durch Schneeschmelze kam es an manchen Flüssen zu einem
Jahrhunderthochwasser. Doch damals waren die Regenmengen in der
Fläche nochmals höher als die derzeit erwarteten Niederschläge. Hinzu
kommt noch, dass die Böden durch mehrere Dauerregenereignisse Anfang
und Mitte Mai bereits gesättigt waren.
Zu erwähnen sei auch noch das Jahrhunderthochwasser in Bayern Anfang
Juni 2013, das auch auf eine ähnliche Wetterlage zurückgeht. Die
Niederschlagsmengen waren aber in diesem Fall erheblich höher, da die
Luftmasse damals mehr Feuchte und Energie hatte. Des Weiteren hielt
die Wetterlage mit intensiven Niederschlägen damals bis zu 4 Tage an,
wodurch sich enorme Wassermassen akkumulieren konnten. Ein solches
Ausmaß wird die derzeitige Dauerregenlage nicht erreichen.
Stets aktuelle Wetterinformationen zur Unwetterlage erhalten sie
unter www.wettergefahren.de . Informationen zur Hochwasserlage finden
sie unter https://www.hochwasserzentralen.de
Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.05.2019
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