DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
08-03-2019 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 08.03.2019 um 10.30 UTC
Windig, besonders im Westen und Süden zeitweise stürmisch und wechselhaft.
Bergland Sturmböen. Am Mittwoch Gewitter und vorgezogenes Aprilwetter, zeitweise
bis in tiefe Lagen Nassschneefall. Alpenstau kräftiger Schneefall. Nacht zum
Dienstag frostig mit Glättegefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 15.03.2019
Windig und nass, so zeigt sich auch heute die Mittelfrist. Wiederholt entwickeln
sich zwischen Grönland und Island kräftige Tiefdruckgebiete, die am Nordrand
eines sich periodisch regenerierenden kräftigen Azorenhochs und unter
fortschreitender Alterung ostwärts in Richtung Nordsee geführt werden.
Allerdings deutet sich an, dass die zum Beginn sehr glatte zonale Strömung im
Verlauf der Mittelfrist allmählich mit der Bildung von fünf dominanten
planetarischen Wellen zu wellen beginnt. Zudem findet über Europa eine zunehmend
retrograde Verlagerung einer sich wiederholt regenerierenden Rossby-Welle statt,
die immer weiter westlicher ansetzt und Deutschland zunehmend direkt und nicht
mehr peripher beeinflusst.
Der Beginn der Mittelfrist, am Montag den 11. März, ist bereits durch die
zunehmende Wellenbildung der Strömung geprägt. Über Deutschland wird ein
besonders im thermischen Feld kräftiger Höhentrog mit 500 hPa Temperaturwerten
von bis zu -40 Grad erwartet, der zügig nach Osten schwenkt. Gestützt durch
kräftige Kaltluftadvektion wölbt sich zwar niedertroposphärisch von Frankreich
ein Keil nach Deutschland auf, dieser wird jedoch tagsüber in der Höhe noch von
mehreren Kurzwellen / PVA überlaufen und kann es sich erst in den Nachtstunden
zum Dienstag so richtig über Deutschland bequem machen. Dynamisch forciert wird
diese Entwicklung durch die kräftige Keilaufwölbung stromab über Irland und
England, deren supergeostrophischer Höhenjet mit seinem linken Auszug
Deutschland tagsüber erfasst und nachts überquert.
Daher steht ein deutschlandweit äußerst wechselhafter Tag ins Haus mit
zahlreichen kräftigen Schauern, die bei der erwarteten Abkühlung der unteren und
mittleren Troposphäre bis in tiefe Lagen als Schnee, Schneeregen oder Graupel
fallen. Wiederholt sind auch Gewitter zu erwarten. Zudem sorgen die bereits
erwähnten kurzwelligen Anteile, die den Trog umrunden zeitweise für skalige
Nassschneefälle. Im Stau der Mittelgebirge und Alpen schneit es länger anhaltend
und besonders im Alpenstau auch kräftig. Im Gegensatz zu gestern klingen die
Stauniederschläge im Stau der Alpen und des Erzgebirges in der Nacht zum
Dienstag nun nur sehr zögernd ab, während sonst mit einer raschen Abnahme der
Schauertätigkeit gerechnet werden kann, da sich der Höhenkeil mit Absinken und
höhenmilder Luft weiter ostwärts ausdehnt. Ausnahme könnte der Nordosten sein,
wo ein weitere Randtrog Niederschlag hervorrufen könnte. Dort wo Niederschläge
auftritt muss bis in tiefe Lagen mit Nassschnee und Glätte gerechnet werden. Der
West- bis Nordwestwind weht abgesehen vom Nordosten stark böig, zeitweise auch
stürmisch und im Bergland drohen Sturmböen. Der Wind schwächt sich in der Nacht
vorübergehend durchgreifend ab und dreht auf südwestliche Richtung. Die
Höchstwerte liegen im Tiefland bei nass-kalten 4 bis 8 Grad, im Bergland und bei
Stauniederschlägen bei 2 bis 4 Grad. Weiterhin kristallisiert sich die Nacht zum
Dienstag dank effektiver Ausstrahlung und schwacher Windbewegung als die
kälteste der Mittelfrist heraus. Abgesehen vom Nordwesten mit +1 oder +2 Grad
muss überall mit leichtem Frost, im süddeutschen Bergland über Schnee auch mit
mäßigem Frost und überall mit Glätte gerechnet werden.
Am Dienstag schwenkt der Höhenkeil tagsüber mit seiner Achse ostwärts über
Deutschland hinweg, während sich besonders in der mittleren und unteren
Troposphäre mit Annäherung einer Okklusion zügig eine zyklonal konturierte
Strömung ausbildet. Die Front erfasst bis zum Abend den Westen Deutschlands und
überquert die Republik in der Nacht meist zügig nach Osten. Ausgenommen davon
ist der Süden, denn fallendes Geopotential/sinkender Luftdruck südlich der Alpen
deutet auf eine temporäre Norditalientiefentwicklung hin, die die Verlagerung
der Front über Süddeutschland verzögert.
Daher verläuft der Dienstag tagsüber abgesehen von letzten Schauern im Osten
Deutschlands zunächst trocken und aufgelockert bewölkt. Allerdings muss im
Tagesverlauf rasch mit einer Bewölkungszunahme von Westen gerechnet werden und
zum Abend fällt im Westen und Nordwesten der erste Niederschlag, der sich in der
Nacht zum Mittwoch auf ganz Deutschland ausweitet. Dabei steigt die
Schneefallgrenze mit der Mischluft im Süden vorübergehend auf deutlich über 1000
m an, geht jedoch nachfolgend von Westen wieder auf rund 600 m zurück. Der
Südwestwind gewinnt im Westen und über der Mitte wieder an Kraft und weht meist
böig sowie mit einzelnen stürmischen Böen. Im Bergland treten Sturmböen auf. Im
Osten und Süden weht er hingegen schwach aus Süd bis Südost.
Am Mittwoch erfasst dann der nächste markante Höhentrog Deutschland mit
höhenkalter Luft, allerdings ist unter dem Höhenwirbel auch mit senkrechter
Achse (fortgeschrittener Okklusionsprozess) ein kräftiges Bodentief über der
südliche Nordsee zu finden, sodass ganz Deutschland in einer strammen zyklonal
geprägten West- bis Nordwestströmung verbleibt, die auch die Nacht zum
Donnerstag weiter andauert.
Das Wetter gestaltet sich tagsüber wie auch in der Nacht zum Donnerstag
abgesehen vom Osten stark bewölkt und sehr wechselhaft mit reger
Schauertätigkeit. Dabei können die Niederschläge in Staulagen auch längere Zeit
andauern. Bei einer Schneefallgrenze um 600 m muss im Bergland mit Neuschnee
gerechnet werden. Nach Osten zu treten häufiger Wolkenlücken auf und die
Niederschlagsneigung fällt dort geringer aus. Der Südwestwind weht böig,
besonders im Westen zeitweise stürmisch und schwächt sich im Tiefland erst in
der Nacht vorübergehend ab. Im Bergland drohen weiterhin Sturmböen.
Am Donnerstag ändert sich nur wenig an der synoptisch-skaligen Lage. Der
Höhentrog schwenkt allmählich weiter nach Osten und liegt in der Nacht zum
Freitag mit seiner Achse bereits über Polen und dem östlichen Alpenraum. Das in
den Trog eingebettete kräftige Tief füllt sich weiter auf und löst sich über
Dänemark allmählich auf. Gleichzeitig wölbt sich über Irland und England der
nächste Höhenkeil in Richtung Nordsee auf und erfasst in der Nacht auch den
Westen Deutschlands.
Die in der noch vorhandenen höhenkalten Luftmasse rege Schauertätigkeit am Tage
klingt im Verlauf der Nacht zum Freitag zügig ab. Davon ausgenommen sind die
Staulagen sowie der äußerste Norden, der noch durch den sich auffüllenden
zyklonalen Wirbel mit Hebung bedacht wird. Die Schneefallgrenze liegt im
Nordosten bei 600 und im Südwesten bei über 1000 m. Darüber ist noch mit etwas
Neuschnee zu rechen. In der weiterhin anhaltenden nordwestlichen Strömung läuft
die feuchte und etwas gehobene Nordseeluft entlang einer sich von Westen
allmählich ausbildenden Absinkinversion breit und sorgt somit deutschlandweit
für eine bedeckte Nacht. Der Westwind weht frisch, zeitweise böig mit
stürmischen Böen im Bergland.
Am Freitag erfasst der Höhenkeil weite Bereiche Deutschlands und sorgt
wenigstens vorübergehend für eine Wetterberuhigung. Allerdings verdichten sich
die Wolken im Tagesverlauf von Westen erneut mit Annäherung der nächsten
atlantischen Front. Der Südwestwind weht zeitweise böig mit Sturmböen im
Bergland.
Von Dienstag bis Freitag machen die Höchstwerte mit 7 bis 11 Grad und die
Tiefstwerte mit +5 bis +1 Grad im Tiefland und leichtem Frost im Bergland keine
großen Sprünge.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Mittelfrist über sorgt eine zunächst progressive/zonale und nur zögernd
wellende Strömung für sehr wechselhaftes und teilweise auch windiges Wetter. Im
Gegensatz zu gestern fällt heute allerdings auf, dass das Fehlerwachstum in
solch einem Strömungsmuster rasch und signifikant ausfallen kann, denn innerhalb
der letzten Läufe ergaben sich einige Diskrepanzen.
Der Beginn der Mittelfrist am Montag den 11. März wird zwar noch übereinstimmend
von den letzten Modellläufen mit einem abziehenden Trog und einem sich
nachfolgend über Deutschland aufwölbenden Keil gesehen. Doch bereits zum
Dienstag wird eine Kurzwelle mit den neusten Läufen "schärfer" und von Lauf zu
Lauf etwas langsamer gerechnet, was jedoch nur geringe zeitliche Diskrepanzen
(Niederschlagsbeginn und -ende) hervorruft.
Wilder wird es zum Mittwoch, wo innerhalb von 24h die Position eines steuernden
kräftigen Tiefdruckgebietes über der südlichen Nordsee um knapp 300 km nach
Südosten verschoben wurde. Dabei liegt der Kerndruck des letzten Laufs im
Vergleich zum Vorlauf um rund 10 bis 15 hPa tiefer. Es verwundert nicht, dass
sich die Unsicherheiten auch auf den Donnerstag übertragen, da die Dynamik eines
kräftigeren Tiefs eine andere ist. Zum Freitag nehmen die Diskrepanzen weiter
zu.
Doch wie bereits erwähnt wirken sich diese Unterschiede hauptsächlich auf der
Zeitskala aus, wann welches Niederschlagsgebiet beginnt und endet. Dasselbe gilt
für diverse Windmaxima, die Deutschland die Mittelfrist überqueren. Nass und
windig bleibt es egal mit welchem Modelllauf von EZMW.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Ähnliche Unsicherheiten sind auch innerhalb der weiteren Modelle erkennbar,
wobei wie bereits auch gestern vor allem GFS häufig durch extravagante und
eigensinnige Lösungen auffällt. Am Dienstag bringt es einen Kurzwellentrog
deutlich langsamer und flacher/breiter als ICON und IFS nach Deutschland. Am
Mittwoch verlagert es ein kräftiges Tiefruckgebiet mit seinem Kern nach
Nordfrankreich, während die beiden anderen Modelle dieses über der Nordsee
belassen (rund 1000 km Unterschied). Müßig zu sagen, dass sich diese
Unterschiede in der Folge fortsetzen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse von EZMW zeigt zum Beginn zwei Cluster (erster Cluster am
stärksten besetzt und auch vom Kontroll- und det. Lauf vertreten) mit einer
Mischung aus "negativer NAO" und "Atlantikrücken". Beide deuten mit einer
Keilpassage eine vorübergehende Wetterberuhigung an, allerdings ist der Keil im
2. Cluster schwächer und somit anfälliger für Kurzwellenpassagen. Dies muss im
Auge behalten werden, denn dadurch könnte die Option für nächtliche
Nassschneefälle im Osten/Nordosten etwas ansteigen.
In der Folge bleiben bis einschließlich Donnerstag zwei Cluster vorhanden
(relativ gleichmäßig besetzt und überwiegend mit einem klimatologischen Regime
"Atlantikrücken"). Für Deutschland ergeben sich aber erst zum Donnerstag mit
einer geringfügig stärker gerechneten Keilaufwölbung im 2. Cluster erkennbare
Diskrepanzen. Ansonsten sehen beide Cluster die Entwicklung relativ ähnlich. In
der Folge nehmen die Cluster und die Unsicherheiten dramatisch zu (vier Cluster
mit positiver NAO), die erhebliche Diskrepanzen bei der Struktur und Lage der
Keile/Tröge aufzeigen. Da dies aber das Ende der Mittelfrist betrifft muss man
noch nicht näher auf die Unterschiede eingehen.
Die Meteogramme stützen wie auch gestern bereits die wechselhafte und zeitweise
windige Wetterlage. Deutschlandweit springen die Meteogramme mit einer hohen
Memberstreuung beim Niederschlag an. Dabei wird ein Maximum des festen
Niederschlags am Montag und nach Süden und Osten zu auch in der Nacht zum
Dienstag gerechnet. Die insgesamt eng gebündelte Memberschar der Temperatur
weist nur am Montag eine kleine Delle auf (die in der Strahlungsnacht zum
Dienstag stärker ausfällt). Ansonsten sorgt der Zustrom maritimer Luftmasse für
geringe Variabilität.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
WIND und STURM:
Der EFI springt wiederholt mit erhöhten Werten an, die am Montag abgesehen von
Norddeutschland und am Dienstag und Mittwoch im Westen eine windige Witterung
andeuten. Im Tiefland sind dann auch stürmische Böen und im Bergland durchweg
Sturmböen zu erwarten. Erst zum Ende der Mittelfrist entspannt sich der Gradient
unter dem breiten Trog vorübergehend.
REGEN und SCHNEE:
Am Montag gibt es mehrere Schwerpunkte für Nassschneefälle bis in tiefe Lagen.
Abgesehen von reger Schauertätigkeit können sich wiederholt regional begrenzt
skalige Schneefallgebiete ausbilden. Maximiert sind die EFI-Werte natürlich im
Alpenstau, wo erhebliche Neuschneemengen immer wahrscheinlicher werden.
Am Mittwoch und Donnerstag deuten sich im direkten Alpenstau stärkere
Schneefälle an, die jedoch meist nur Lagen oberhalb von 1000 m betreffen.
GEWITTER:
Am Montag muss in höhenkalter Luft mit zahlreichen Kaltluftgewittern gerechnet
werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS und MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy