Thema des Tages

27-02-2019 09:50

Das Wetter wird jeck

Am morgigen Donnerstag wird mit der Weiberfastnacht der Höhepunkt der
"tollen Tage" im Rahmen der aktuellen Karnevalsession eingeläutet,
die am kommenden Mittwoch mit dem Aschermittwoch wieder endet. Wie in
jedem Jahr finden dabei zahlreiche Veranstaltungen im Freien statt,
insbesondere natürlich die traditionellen Umzüge, die es in vielen
Städten vor allem in West- und Südwestdeutschland nicht nur am
Rosenmontag gibt. Wer nun hofft, dass das Wetter sich auch über die
kommenden Karnevalstage so frühlingshaft mit viel Sonnenschein und
ungewöhnlicher Wärme präsentiert wie in den vergangenen Tagen, wird
leider enttäuscht. Regen und Wind stehen immer häufiger auf dem
Programm, vielleicht auch mal ein Graupelgewitter und in den Bergen
zum Teil sogar Schnee. Das Frühlingswetter im noch für Meteorologen
bis Ende des Monats andauernden Winter findet also unglücklicherweise
genau jetzt vorerst ein Ende. Es wird sozusagen von Tag zu Tag immer
"jecker", weil immer mehr Tiefdruckgebiete ins Wettergeschehen
eingreifen.

Die besten Chancen auf frühlingshaftes Wetter gibt es noch am
morgigen Donnerstag, wenn zur Weiberfastnacht traditionell den Frauen
die Macht für einen Tag zugestanden wird. Zwar tauchen allmählich
schon mehr Wolken auf (siehe dazu die Vorhersagegrafik unter dem Text
bzw. unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/2/27.html),
insbesondere im Westen und Norden, Regen kommt vermutlich jedoch erst
in den späten Nachmittags- oder Abendstunden im Westen auf. Zwar
nimmt in der Südhälfte auch der Wind zu, zumindest tagsüber kann aber
wohl noch gut draußen gefeiert werden, denn mit 13 bis 19 Grad wird
es noch einmal ungewöhnlich mild. Nur im Norden fließt schon etwas
kühlere Luft ein, sodass die Temperatur "nur" noch auf 7 bis 13 Grad
steigt.

Am Freitag, an dem nicht ganz so viele Karnevalsaktivitäten im Freien
stattfinden, regnet es im Süden, in den höchsten Lagen des Berglands
gibt es Schnee. In der Nordhälfte bleibt es generell trocken bei
etwas Sonnenschein. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 5 und 10
Grad in der Nordhälfte und zwischen 8 und 12 Grad sonst.

Am Nelkensamstag finden in einigen Städten große Karnevalsumzüge
statt. So kann man am Nachmittag beispielsweise in Osnabrück,
Hannover und Moers lustig geschmückte Wagen sowie verkleidete
Fußtruppen und Musikkapellen bewundern. Sehr beliebt ist auch der
sogenannte Geisterzug ("Jeisterzoch"), der sich ab 19 Uhr und
Dunkelheit durch die Straßen Kölns schlängelt. Wenn in Osnabrück beim
Ossensamstag also "Osna Helau", in Hannover und Moers "Helau"
(wahlweise kombiniert mit dem Städtenamen davor) und in Köln "Alaaf"
als Narrenrufe zum Besten gegeben werden, wird es in diesen Städten
bei Zwischenhocheinfluss häufig trocken bleiben. Bei Höchstwerten von
6 bis 14 Grad ist es auch nicht allzu kalt.
Am Karnevalssonntag kann man - neben vielen weiteren kleinen und
großen Umzügen im ganzen Land - in Mannheim ("Mannem ahoi"),
Oberhausen ("Helau"), Wuppertal ("Wupp-di-Ka" - Wuppertal - die -
Karnevalisten), Frankfurt ("Helau"), Braunschweig ("Brunswiek Helau")
und in Köln ("Schull- und Veedelszöch") an größeren Umzügen
teilnehmen. Allerdings muss an diesem Tag mit zeitweiligem Regen
gerechnet werden, den ein Frontensystem eines Tiefs bei Schottland
bringt. Darüber hinaus nimmt der Wind zu, sodass gebietsweise mit
starken Böen bis 60 km/h (Bft 7) zu rechnen ist. Immerhin bleibt es
bei 7 bis 15 Grad recht mild.
Am Rosenmontag finden die meisten Umzüge statt. Besonders im
Blickpunkt stehen die Züge in Köln, Düsseldorf ("Helau") und Mainz
("Meenz Helau"), die zum Teil mehr als 1 Millionen Besucher anlocken.
Nach aktuellem Stand beschert uns ein weiteres Tief bei Schottland an
diesem Tag sehr wechselhaftes Wetter mit schauerartigem Regen, der
sich von Nordwesten her über das Land legt. Dabei sind auch einzelne
kurze Graupelgewitter bei Höchsttemperaturen von 8 bis 16 Grad
möglich. Ungemach droht aber auch durch den Wind. Die Wettermodelle
deuten ein weiter zunehmendes Sturmpotenzial an, gebietsweise werden
starke bis stürmische Böen zwischen 50 und 65 km/h (Bft 7 bis 8) am
Mittag und Nachmittag bis ins Tiefland simuliert. Einige Berechnungen
lassen mit geringer Wahrscheinlichkeit sogar einen ausgewachsenen
Sturm möglich erscheinen. Allerdings ist die Vorhersage auch noch
sehr unsicher, weil die Unterschiede zwischen den Modellen sehr groß
sind.

Zum Abschluss des Straßenkarnevals am Veilchendienstag ist der Umzug
in Mönchengladbach ("Halt Pohl") einer der größten. Auch in München
("Narri, Narro") kommt es dann zum Faschingshöhepunkt, dieser wird
allerdings nicht durch einen Umzug, sondern durch den Tanz der
Marktfrauen auf dem Viktualienmarkt begangen. An diesem Tag treten
ebenfalls gebietsweise schauerartige Regen- und im Bergland
Schneefälle auf, wobei die räumliche Verteilung noch unsicher ist.
Und auch der Wind bleibt ein Thema, es werden aber nicht ganz so
starke Böen wie am Montag simuliert. Immerhin bleibt es bei 7 bis 12
Grad weiterhin vergleichsweise mild.

Der diesjährige Karneval steht also in seiner "heißen" Phase unter
einem auf das Wetter bezogen zunehmend ungünstigen Stern. Und wenn
dann am Aschermittwoch alles vorbei ist, scheint kein Wintereinbruch
bis ins Tiefland zu folgen. Dann hätte, einer allerdings nicht
verifizierten Theorie zufolge, die Karnevalsfeierei ihren
eigentlichen Zweck ? die Vertreibung des Winters ? sogar tatsächlich
bei weiterhin ausbleibendem Winterwetter temporär erfüllt.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.02.2019

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