Thema des Tages
26-02-2019 07:50
Internationaler Tag des Eisbären
Sie sind unheimlich kuschelig und ihr Fell strahlt in einem
flauschigen Weiß. So werden Eisbären in vielen Kinderbüchern
dargestellt und entzücken Kinderherzen. Als Kuscheltier sind sie ein
knuddeliger Begleiter, erobern Kinoleinwände oder werden in einem Zoo
zu Medienstars, man erinnere sich an das Eisbärbaby Knut im
Zoologischen Garten Berlins.
Die Realität sieht sicher etwas anders aus. Der Eisbär ist ein
Raubtier und eng mit dem Braunbären verwandt. Zu Hause ist er
natürlich nicht im Berliner Zoo sondern vielmehr in den nördlichen
Polarregionen. Diese umfassen die nördliche Polarkappe, das zum
Großteil von Eis bedeckte Nordpolarmeer sowie die nördlichen
Ausläufer der Kontinente Nordamerika, Asien und Europa und können
zusammengefasst als Arktis bezeichnet werden.
Außerdem ist der zottelige ?weiße Riese? nicht ganz so kuschelig, wie
es auf den ersten Blick scheint. Das Schwergewicht bringt zwischen
300 und 900 Kilogramm auf die Waage und zählt zu einem der größten
Bären der Welt. Immerhin erreicht er typischerweise eine Größe von 1
bis 1,5 Metern, stellt er sich auf seine Hinterbeine erreicht er
sogar eine Größe von über 3 Metern. Dem Menschen gegenüber ist der
Eisbär auch nicht besonders friedlich gesinnt, sieht er ihn doch eher
als Leckerbissen statt als besten Freund an. Ihr Fell scheint bei
näherem Hinsehen nicht gerade strahlend weiß sondern vielmehr
versehen mit einem Gelbton, was daran liegt, dass die äußeren
Fellhaare hohl und transparent sind. Zudem ist das Fell sehr ölig und
wasserabweisend. Dies ist wichtig zur Isolation gegen die arktische
Kälte, die im Winter durchaus -50 Grad Celsius erreichen kann.
Aufgrund von Schwimmhäuten an den Tatzen sind sie schnelle Schwimmer
und dazu noch sehr ausdauernd. Am Stück können Sie mehrere hundert
Kilometer weit schwimmen. Aber auch zu Land wandern sie weite
Strecken und machen auch bei Kurzsprints mit bis zu 30 Kilometern pro
Stunde eine gute Figur. Jedoch halten sie dieses Tempo nicht allzu
lange durch, besteht doch die Gefahr der Überhitzung. Dann wälzen sie
sich zur Abkühlung im kalten Schnee oder springen kurz ins ?eisige
Nass?.
Allerdings ist der Lebensraum der Eisbären in freier Wildbahn
bedroht. Aufgrund des Klimawandels erwärmt sich die Erde besonders in
den polaren Regionen, was die Verringerung des Meereises zur Folge
hat. Im Mittel über die vergangenen Jahrzehnte stellt man fest, dass
sich die durchschnittliche Lufttemperatur in der Arktis etwa doppelt
so schnell erhöht, wie die globale Durchschnittstemperatur. Den
Eisbären schmilzt also förmlich der Lebensraum unter dem Hintern weg.
Dies verdeutlicht eine Grafik des ?National Snow and Ice Data Center?
in Boulder (USA). Dargestellt ist die durchschnittliche monatliche
Meereisausdehnung in Millionen Quadratkilometern des Arktischen Eises
im Januar über einen Zeitraum von 40 Jahren von 1979 bis 2019. Die
blaue Linie zeigt dabei einen eindeutigen Trend: Man erkennt deutlich
den Rückgang der Meereisausdehnung. Eine Übersicht über weitere
Monatsmittel finden Sie übrigens in der Linksammlung weiter unter.
Und was bedeutet dies nun für die Eisbären?
Das schwindende und im Frühjahr zudem noch früher aufbrechende
Meereis verkürzt und erschwert die Nahrungsbeschaffung für den
Eisbären und damit auch die Ernährung für den Eisbär-Nachwuchs. Aber
damit nicht genug. Die sich ändernde Meereisverteilung hat darüber
hinaus auch Einfluss auf den Austausch zwischen Atmosphäre und Ozean.
Denn schrumpfendes Meereis gibt wiederum Meerwasser frei, das
aufgrund des niedrigeren Reflexionsvermögens (Albedo) von der Sonne
stärker erwärmt wird als helle Schnee- oder Eisflächen. Dies führt
folglich zur weiteren Erwärmung des Wassers, wodurch sich die
Tauprozesse des Meereises nur noch weiter verstärken.
Am morgigen ?Internationalen Tag des Eisbären? soll auf den
schwindenden Lebensraum der Eisbären aufmerksam gemacht werden. Aber
auch weitere Faktoren wie Verschmutzungen, die verstärkt kommerzielle
Nutzung der Arktis, Krankheiten usw. stellen eine Gefahr für die nach
Schätzungen der IUCN (Weltnaturschutzunion) etwa 26.000 Eisbären
dieser Welt dar. Wenn der Lebensraum weiter zurückgeht, ?brauchen
wohl auch Eisbären bald Asyl?, wie man auf einem Plakat eines
Schülers bei einer ?Fridays for Future?-Demo in Schweinfurt am
vergangenen Freitag lesen konnte.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.02.2019
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