Thema des Tages
07-02-2019 11:20
Maskierte Kaltfront - Eine Front, die nicht hält was sie verspricht!
Da Deutschland in den mittleren Breiten und somit im Bereich der
mäandrierenden Polarfont liegt, ziehen je nach Wetterlage immer
wieder Tiefdruckgebiete samt ihren Ausläufern über das Land hinweg.
Bei den Tiefausläufern unterscheiden die Meteorologen zwischen einer
Kaltfront, einer Warmfront sowie einer Okklusion. In den kommenden
Abschnitten soll erstgenannte bzw. eine besondere Form dieser genauer
unter die Lupe genommen werden.
Die Kaltfront ist eine Luftmassengrenze, der im Allgemeinen eine
Abkühlung folgt. Dabei schiebt sich kalte Luft keilförmig unter die
wärmere Luftmasse. Die Front stellt die Schnittlinie der Frontfläche
mit der Erdoberfläche dar. Mit Durchgang einer Kaltfront ergibt sich
im Normalfall eine durchgreifende Abkühlung in allen Höhen. Ist diese
Abkühlung nur auf höhere Schichten begrenzt, spricht man von einer
Höhenkaltfront. Im Detail kann eine Kaltfront sogar noch weiter
unterteilt werden, indem man das Strömungsverhalten der kalten Luft
gegenüber der warmen Luft betrachtet. Bei einer sogenannten
"Anakaltfront" schiebt sich die Kaltluft unter die warme Luft. Dieser
Fall wird üblicherweise beobachtet (vgl. Graphik 1, Link s.u.).
Gleitet die Kaltluft über die Warmluft auf, wird von einer
"Katakaltfront" gesprochen.
Im Bereich der Kaltfront kommt es vor allem im Sommer oftmals zu
einer kräftigen Labilisierung. Starke Quellbewölkung, einsetzende
Schauer mit Gewittern und teilweise heftige Böen deuten auf die
Kaltfrontpassage hin. Rückseitig der Kaltfront dreht der Wind
markant, der Luftdruck steigt deutlich an, Temperatur und Taupunkt
gehen zurück. Die Bewölkung lockert auf und die Sichten sind in der
Regel recht gut (Rückseitenwetter).
Vor allem im Winter, wenn relativ milde Meeresluft auf ausgekühlte,
kältere Luftmassen trifft, kann es nach Kaltfrontpassage auch zu
einer Temperaturerhöhung in Bodennähe kommen. In diesem Zusammenhang
spricht man von einer maskierten Kaltfront (vgl. Graphik 2). Die
Abkühlung macht sich dabei nur in mittleren und höheren Luftschichten
bemerkbar. Eine solche Konstellation wird typischerweise nach ruhigen
Hochdruckwetterlagen beobachtet, bei der sich aufgrund von
Ausstrahlung ein flaches, nur wenige hundert Meter mächtiges
Kaltluftpolster in Bodennähe bilden konnte. Teilweise verhindern
zudem Nebel und Hochnebel zusätzlich die Durchmischung bzw. Erwärmung
bodennaher Luftschichten durch die Sonneneinstrahlung.
Auch die am heutigen Donnerstag durchschwenkende Kaltfront von Tief
"Stefan" kann in die Schublade der maskierten Kaltfronten einsortiert
werden. Hoch "Chloe" sorgte in den letzten Tagen vor allem in der
Südosthälfte des Landes für eine kräftige bodennahe Abkühlung. In
Bayern und Teilen von Thüringen und Sachsen konnte sich regional auch
eine dichte Nebel- und Hochnebeldecke halten, die typischen
Voraussetzungen sind also gegeben. Am heutigen Morgen hat die
Kaltfront den Westen erreicht und ist zwischen 8 und 9 Uhr über den
Flughafen Niederrhein hinweggezogen. Während der Taupunkt rückseitig
signifikant von 8 auf 5 Grad absackte, stieg die Lufttemperatur von
8 auf 9 Grad. Auf ihrem Weg nach Osten sollte der Unterschied
vielerorts noch größer ausfallen, da die bodennahen Luftmassen kälter
sind.
Am Freitag zieht Tief "Stefan" nach Skandinavien und gibt den
Staffelstab an Tief "Thomas" weiter, der sich über Schottland richtig
aufplustern kann. Mit einer vorderseitigen strammen Südwestströmung
kann noch etwas mildere Luft nach Deutschland transportiert werden.
Am Samstag sind in diesem Zuge am Oberrhein Höchstwerte bis 14, am
Sonntag bis 15 Grad möglich. Auch sonst werden verbreitet Werte um
bzw. etwas über 10 Grad erwartet. Allerdings kommt die Frühlingsluft
meist nicht mit Sonnenschein daher, sondern mit zahlreichen, teils
auch kräftigen Regenschauern. Lediglich Richtung Alpen könnte es auch
länger sonnig und trocken bleiben. Bei einem Biergartenbesuch ist es
dennoch ratsam, immer das Regenradar im Blick zu behalten. Vor allem
im Nordwesten sollte zudem Windschutzkleidung angelegt werden, da der
Wind stark bis stürmisch über das Land fegt.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.02.2019
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