DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
24-06-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 24.06.2016 um 10.30 UTC
Wechselhaft, (mäßig) warm mit geringer Gewittergefahr. Nacht zum Donnerstag und
Donnerstag tagsüber entlang der Alpen Starkregen möglich.
__________________________________________________________
Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 01.07.2016
Die Mittelfrist ist geprägt von einem sich immer wieder regenerierenden
Tiefdruckkomplex über dem Europäischen Nordmeer. Um diesen werden wiederholt
Kurzwellen geführt, die das Wetter über West-, Mittel- und Nordeuropa
wechselhaft gestalten.
Zum Beginn der Mittelfrist, am Montag den 27. Juni, verlagert sich ein kräftiger
Höhenjet, der sich am Südrand des Tiefdruckkomplexes ausgebildet hat, rasch
weiter nach Osten und erreicht am Abend bereits den östlichen Ärmelkanal.
Deutschland gelangt unter den diffluent geprägten Ausgangsbereich des Jets. Eine
schwach ausgeprägte Front nähert sich dabei im Tagesverlauf dem Nordwesten
Deutschlands an und sorgt dort für eine auflebende Schauertätigkeit. Einzelne
Gewitter sind möglich, wobei jedoch Scherung und Labilität nur geringe Werte
aufweisen und somit keine heftigen Entwicklungen erwartet werden.
Dank einer Verlagerung des Höhenjets über die südliche Nordsee in Richtung
Dänemark gelangt Deutschland in der Nacht zum Dienstag zunehmend unter den
Bereich mit zunehmend antizyklonal geprägter absoluter Vorticityadvektion. Dies
hat zur Folge, dass sich die Front über Norddeutschland unter deutlicher
Abschwächung ostwärts und geringfügig bis zur Mitte Deutschlands voran arbeiten
kann. Abseits einzelner Gewitter sind jedoch keine Wettergefahren zu erwarten.
Der Südwestwind frischt besonders im Umfeld der Nordseeküste böig auf.
Am Dienstag zieht eine Kurzwelle vom Ärmelkanal in Richtung Dänemark.
Einhergehende Hebung sorgt für zahlreiche Schauer. Die Gewittergefahr bleibt
jedoch gering, da einerseits höhenmilde Luft nach Deutschland geführt wird,
andererseits die Grenzschichtfeuchte nur geringe Werte aufweist. Zwar können
einzelne Gewitter besonders über dem Norden Deutschlands nicht vollkommen
ausgeschlossen werden, das Risiko ist aus heutiger Sicht jedoch gering.
Daran ändert sich zum Mittwoch wenig. Über Großbritannien und Schottland baut
sich ein kräftiger Nord-Süd ausgerichteter Langwellentrog auf, wobei Deutschland
in eine schwach ausgeprägte Südwestströmung gelangt. Weiterhin bleibt die
Temperatur in 500 hPa mit Werten um -14 Grad relativ "mild", jedoch wird in den
Süden und Osten Deutschlands etwas feuchtere niedertroposphärische Luft
herangeführt. Somit sollte das Gewitterrisiko besonders von den Alpen bis zum
Bayerischen Wald etwas ansteigen und auch die Nacht zum Donnerstag andauern.
Lokal / punktuell kann dann Starkregen nicht ausgeschlossen werden. Sonst treten
bei wechselnder Bewölkung wiederholt Schauer auf.
Der Trog liegt am Donnerstag tagsüber über weiten Bereichen des westlichen
Mitteleuropas und verlagert sich nur noch zögernd nach Osten. Entsprechend
gestaltet sich auch dieser Tag wechselhaft, besonders zwischen den Alpen und dem
Bayerischen Wald kann es im Zuge der Kaltfront, die zu schleifen beginnt, auch
längere Zeit regnen. Die Abkühlung in der Höhe fällt mit 500 hPa Temperaturen um
-15 Grad nur gering aus, was die Gewittergefahr erneut "in Schach" halten
sollte. Dennoch können einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen werden.
Zum Freitag könnten wir nun wieder den Text vom Montag heranziehen, denn mit
einem neuerlichen Windmaximum in 300 hPa über Irland fächert die Höhenströmung
über Deutschland erneut auf. Allerdings ist die Strömung deutlich schwächer
zyklonal ausgeprägt und bei erneut ansteigenden Temperaturen in der mittleren
Troposphäre sollte das der trockenste Tag der Mittelfrist werden.
Während der gesamten Mittelfrist verbleiben die Höchstwerte je nach Sonnenanteil
zwischen 19 und 24, besonders im Osten teils bis 25 Grad. Auch der Wind weist
keine signifikanten Spitzen auf, frischt jedoch während der Passagen der
Kurzwellen oder Tröge besonders über dem Nordwesten und entlang der Nord- und
Ostseeküsten zeitweise böig auf aus Südwest bis West.
__________________________________________________________
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Insgesamt ist die Mittelfrist geprägt von einem großräumigen Höhentief über dem
Europäischen Nordmeer und Nordwesteuropa. Um dieses werden zahlreiche Störungen
geführt, die auch die westlichen Bereiche von Mitteleuropa immer wieder
beeinflussen. Die letzten Modellläufe von EZMW zeigen insgesamt eine gute
Persistenz, wenn es um den Abgleich der großräumigen synoptischen Strukturen
geht. Lage und Intensität werden jeweils gut erfasst. Allerdings gibt es
zeitliche und räumliche Varianzen bei der Handhabung der zahlreichen Kurzwellen,
die besonders ab der Wochenmitte größere Unterschiede aufweisen. Somit ist
besonders die Kaltfrontpassage zum Donnerstag noch mit Unsicherheiten behaftet,
was sich entsprechend auch auf das Starkregenpotential entlang der Alpen
niederschlägt. Ansonsten kann man jedoch zusammenfassen, dass eine wechselhafte
und relativ normal temperierte Mittelfrist "ins Haus steht".
__________________________________________________________
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis einschließlich Dienstag gibt es auch im Bereich der Globalmodelle nur
geringe Unterschiede, wenn es um die Lage der großräumigen Druckgebilde geht.
Kleinere Varianzen sind bei der Positionierung der Kurzwellen zu erkennen, aber
auch diese fallen nicht signifikant aus.
Zum Mittwoch jedoch nehmen die Unterschiede zu. Ein Höhentrog, der sich im
Tagesverlauf Deutschland allmählich aus Westen annähern soll, weist größere
zeitliche und räumliche Unterschiede auf, wobei ICON schneller ist (Trogachse um
18 UTC über der Nordsee) im Vergleich zum EZMW (Trogachse von Schottland über
Großbritannien bis zum westlichen Ärmelkanal reichend). Diese Unterschiede
werden jedoch bereits in der Nacht zum Donnerstag wieder verringert, da EZMW
progressiver, ICON zurückhaltender mit der weiteren Ost- bis Nordostverlagerung
verfährt. Entsprechend weist der Geopotentialabgleich zum Abend des Donnerstag
wieder recht homogene Strukturen auf. Dasselbe Spiel beginnt mit der nächsten
Austrogung westlich vor Irland am Freitag, wobei nun EZMW schneller als ICON
ist. Das hat jedoch für Deutschland während dieser Mittelfrist noch keine
größeren Auswirkungen.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass besonders die Kaltfrontpassage in der
Nacht zum Donnerstag und am Donnerstag tagsüber erhöhte Unsicherheiten
hinsichtlich des zeitlichen Rahmens aufweist, sonst auch hier ein wechselhafter
Wetterabschnitt auf angenehmem sommerlichen Temperaturniveau zu erkennen ist.
__________________________________________________________
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Ein Blick auf die Cluster von EZMW zeigt zum Beginn der Mittelfrist noch geringe
Diskrepanzen mit nur 2 Clustern, wobei der erste stärker besetzt ist. Beide
zeigen das großräumig klimatologische Regime "positive NAO" an. Für Deutschland
sind hier keine größeren Unterschiede zu erkennen.
Da in der Folge besonders um das Höhentief geführte Kurzwellen wetterbestimmend
werden und deren Intensität und Lage noch mit Unsicherheiten behaftet sind,
verwundert es auch nicht, dass von Dienstag bis einschließlich Donnerstag die
Clusterzahl deutlich zunimmt. Nun haben wir es mit 5 Clustern zu tun (alle mit
dem klimatologischen Regime "positive NAO"). Cluster 1-3 sind relativ homogen
besetzt, 4 und 5 ebenfalls, nur auf einem deutlich geringeren Niveau
(hinsichtlich der Memberzahl). Besonders bei der Trogentwicklung zum Donnerstag
bestehen noch größere Unterschiede, wie weit dieser nach Süden ausgreifen wird.
Gleichzeitig deuten jedoch alle Member eine Geopotentialerhöhung über Osteuropa
an, weshalb der Trog kaum nach Osten vorankommt, was wiederum die Tendenz der
Kaltfront zum Schleifen erklärt und damit auch die Signale für Starkregen
entlang der Alpen am Donnerstag. Doch auch hier wird es wichtig sein, wie weit
der Trog nach Süden ausgreift, um das Starkregenpotential besser abschätzen zu
können.
Dies wird auch bei den Rauchfahnen gestützt, die z.B. für Offenbach einen
gleichmäßigen Tagesgang erwarten. Entsprechend des Tagesganges werden die
"höchsten" Niederschlagsspitzen jeweils am Nachmittag angezeigt (konvektiver und
thermisch forcierter Tagesgang). Der meiste Niederschlag wird dabei vom Mittwoch
bis in den Donnerstag hinein gezeigt. Entsprechend des wechselhaften
Wetterabschnittes zeigt sich der Himmel sehr häufig bewölkt.
_________________________________________________________
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die gesamte Mittelfrist über werden keine signifikanten Wettererscheinungen
erwartet. Der EFI zeigt bei keinem Parameter erhöhte Werte an und auch
COSMO-LEPS springt nur bei Windböen im Küstenumfeld (besonders der Nordsee)
wiederholt mit Bft 7, über Wasser teils auch Bft 8 an (besonders am Montag und
Mittwoch/Donnerstag). Wiederholt sind einzelne Gewitter möglich, jedoch sorgen
nur geringe Labilität und mäßige Windscherung für eher kurzlebige Gewitter.
EZMW zeigt die Möglichkeit für 15-25 l/qm Niederschlag (12-std.) während der
Nacht zum Donnerstag und 20-30 l/qm (12-std.) entlang der Alpen am Donnerstag
tagsüber. Die Wahrscheinlichkeiten fallen jedoch mit unter 10% gering aus.
Zusammengefasst ist diese Mittelfrist abgesehen von einzelnen Gewittern und des
möglichen Starkregens entlang der Alpen ruhig.
________________________________________________________
Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, EZMW
________________________________________________________
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy