DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-01-2019 12:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 27.01.2019 um 10.30 UTC



Nasskalter und windiger Witterungsabschnitt, im Bergland winterlich!
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 03.02.2019


Über den gesamten mittelfristigen Zeitraum von Mittwoch bis Sonntag liegen
Mittel- und Westeuropa mehr oder weniger ausgeprägt im Bereich eines weit nach
Süden, bis nach Nordafrika reichenden Langwellentroges.

Zu Beginn des Mittelfristigen Zeitraums am Mittwoch verfügt der Trog über zwei
Drehzentren, über den Britischen Inseln sowie im Gold von Genua, dessen
Verbindungslinie auch die Trogachse kennzeichnet. Im Verlauf verlagern sich die
genannten Höhentiefs ostwärts, während ein neues Höhentief vom Nordatlantik her
den Gesamttrog auch über Westeuropa wieder erneuert. Im Vergleich zu den
Erstgenannten Drehzentren soll sich das neue Höhentief zunächst jedoch nach
Süden bzw. Südosten verlagern und zum Wochenende unter leichter Verkürzung der
Wellenlänge des Gesamttroges über Norditalien und dem Alpenraum liegen.

Zusammenfassend kann also festgehalten werden, dass sich ausgehend von den
Höhenstrukturen des aktuellen 00-UTC-Lauf über den gesamten mittelfristigen
Zeitraum hinweg eine Troglage über Mittel- und Westeuropa wetterbestimmend ist.


Am Boden korreliert der Langwellentrog mit seinen Drehzentren mit mehreren
Bodentiefs, die sich zunächst unter Abschwächung mit der Höhenströmung
verlagern. Zum Wochenende kann sich das zum Höhentrog gehörenden Bodentief über
dem Ostatlantik und Westfrankreich aufplustern. Auf der Vorderseite wird dabei
aus dem Mittelmeerraum vorübergehend mildere Luft nordwärts geführt, sodass am
Freitag die Temperaturen in 850 hPa etwa südlich des Mains auf Werte zwischen 0
und +6 Grad ansteigen sollen. Erst wenn sich der Kern des Tiefs am Samstag
ostwärts verlagert und auf der Westflanke von Norden her wieder deutlich kältere
Luft angesaugt wird, sinken die Werte in 850 hPa auch im Süden wieder unter 0
Grad.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der letzten Läufe des EZ kann als eher mäßig betrachtet werden.
Der aktuelle 00-UTC-Lauf des IFS unterscheidet sich schon wieder signifikant vom
gestrigen 00-UTC-Lauf. Der gestrige 12-UTC-Lauf zeigt dabei eine Art
Zwischenlösung. Zwar werden in der Höhe die großskaligen Strukturen ähnlich
wiedergegeben, bei der räumlichen Verteilung der Geopotentialgebilde, deren
Phase, also Verlagerung, sowie auch bei der Intensität ergeben sich jedoch
deutliche Unterschiede. Am Boden ist über alle Tage bezüglich der Konsistenz ein
diffuses Bild zu verzeichnen.

Schon zu Beginn es mittelfristigen Zeitraums am Mittwoch zeigt der aktuelle Lauf
im Vergleich zum gestrigen Lauf einen stärken Trog, der jedoch wesentlich weiter
nach Westen verschoben ist. Am Boden liefert der heutige Lauf korrelierend ein
abgeschlossenes Tief über Frankreich, während der Lauf vom Vortag einen
kurzwelligen Trog schneller über Deutschland hinwegschwenken lässt.

Da sich im mittelfristigen Zeitraum insgesamt ein ausgeprägter Langwellentrog
über Mittel- und Westeuropa weit nach Süden erstreckt und am Boden mit
zahlreichen Tiefs einhergeht, die teilweise umeinander herumeiern, ist eine
genaue Wetterprognose derzeit kaum möglich. Bei den Strukturen kann aber von
einem unbeständigen, nasskalten Witterungsabschnitt ausgegangen werden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Probleme bei der Konsistenz innerhalt des IFS sind nahezu eins zu eins auch
auf die anderen Globalmodelle der führenden Wetterdienste sowie den Vergleich
untereinander zu übertragen. Analog zum EZMW zeigen auch das ICON, das GFS, das
GEM und das UKMO über den mittelfristigen Zeitraum einen ausgeprägten und bis
nach Nordafrika reichenden Langwellentrog über West- und Mitteleuropa. Die
räumliche Verteilung der Geopotentialfelder, deren Intensität sowie auch die
Verlagerung dieser sind von Modell zu Modell verschieden.

Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Mittwoch und Donnerstag zeigen IFS,
ICON und UKMO noch vergleichbare Zirkulationsmuster, wobei ICON und UKMO im
Vergleich zum IFS die Geopotentialfelder insgesamt etwas kräftiger sehen. Bei
GFS und GEM ist der Trog über Mitteleuropa in der Phase ostwärts verschoben und
weist zudem eine größere Amplitude auf.

Am Freitag passt sich GFS zunehmend der Interpretation von ICON an. Beide zeigen
entgegen des IFS und des GEM einen Trog über Frankreich hinweg südwärts jedoch
ohne eine eigene abgeschlossene Isohypse und somit ohne eigenständiges
Höhentief. Auch bei den Residuen der Vorgängertiefs beschreiben ICON und GFS
eine vergleichbare Entwicklung, während das IFS die Abschwächung der Höhentiefs
langsamer fortschreiten lässt und somit markantere kurzwellige Anteile ausweist.
Das UKMO simuliert die Entwicklung angelehnt an das GFS und das ICON, wobei
der Trog bzw. das Höhentiefs noch etwas weiter nach Westen verschoben ist. Ab
Samstag finden sich im Detail zwischen den Modellen kaum noch Übereinstimmungen.


Die Bodenstrukturen der unterschiedlichen Globalmodelle weisen über den gesamten
mittelfristigen Zeitraum kaum signifikante Ähnlichkeiten auf und beschreiben ein
sehr diffuses Bild. Entsprechend sind auch im Vergleich der Modelle kaum
Prognosen für die Lagen und Verlagerung einzelner Bodentiefs noch für deren
Frontenverläufe möglich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen unterschiedlicher Orte in Deutschland zeigen im mittelfristigen
Zeitraum einen vergleichbaren Verlauf, wobei sich die Milderung auf der
Vorderseite der Tiefdrucksysteme am Mittwoch und zum Samstag im Süden stärker
auswirkt als im Norden. Insgesamt zeigt das Ensemble schon zu Beginn der
Mittelfrist am Mittwoch vor allem bei der Temperatur in 850 hPa nur eine mäßige
Übereinstimmung. Ein Spread von 8 Grad lässt viel Spielraum für Spekulationen.
Im weiteren Verlauf nimmt die Vorhersagegüte mit zunehmenden Unsicherheiten
weiter zu. Die Mehrheit der Modellläufe simuliert aber nach der Milderung am
Mittwoch ein Absinken der Temperatur in 850 hPa bevor sie zum Samstag erneut
ansteigt. Der Verlauf der Einzelläufe zeigt dabei anschaulich die schon im
Bereich der Konsistenz beschriebenen Auffälligkeiten. Während die großskaligen
Strukturen passen, gibt es vom Member zu Member Unterschiede in der Lage, der
Intensität und der Verlagerung der Muster. Die Rauchfahnen des
500-hPa-Geopotentials zeigen bei wenigen Schwankungen einen stetigen Anstieg der
Unsicherheit, wobei ab Freitag tendenziell ein Geopotentialanstieg zu
verzeichnen ist.

Die Clusteranalyse liefert für den Zeitraum von +72 bis +96hinsgesamt 4
Interpretationen der Geopotentialstrukturen, die aber alle in das Schema einer
negativen NAO eingeordnet sind. Zudem zeigen alle Cluster einen ausgeprägten
Langwellentrog ausgehend von den Britischen Inseln und Skandinavien und bis nach
Nordafrika reichend sowie einen Rücken über dem westlichen Atlantik, der sich
bis nach Grönland erstreckt. Die Unterschiede zwischen den Clustern beziehen
sich überwiegend auf die Intensität der verschiedenen Geopotentialgebilde sowie
der Lage und Verlagerungsgeschwindigkeit. Sowohl der Kontrolllauf als auch der
deterministische Lauf befinden sich im Cluster 2.

Für den Zeitraum +120 bis +168h können die Unterschiede des Ensembles mit nur
einem Cluster hinreichend beschreiben werden. Das Cluster ist dabei zunächst
ebenfalls dem Zirkulationsschema einer negativen NAO und zum Ende dem eines
Blockings zugeordnet. Alle Ensembelläufe des IFS zeigen demnach einen
Abschnürungsprozess über dem Nordatlantik mit einem großräumigen Höhentiefsystem
über Westeuropa.

In der erweiterten Mittelfrist von +192 bis +240h sollen mehr oder weniger stark
ausgeprägt weiter blockierende Verhältnisse vorliegen. Kleinräumige Abweichungen
zwischen den Membern führen jedoch dazu, dass die großräumigen Strukturen in 4
Cluster wiedergegeben werden. Deutliche Unterschiede zwischen den Clustern gibt
es bei der räumlichen Verteilung von hohem und tiefem Geopotentials und somit
auch der Lage des Blockings. Cluster 1 zeigt einen Cut-Off, der sich weit nach
Süden verlagert und mit seinem Schwerpunkt über dem mittleren Mittelmeer und den
Küsten Nordafrikas liegt. Dabei kann sich das hohe Geopotential auch über den
Norden Deutschlands legen. Bei Cluster 3 und 4 wird der Abschnürungsprozess
nicht komplett vollzogen, sodass das kräftige Höhentief sogar wieder an die
Höhenströmung ankoppelt. In diesem Fall würde Mitteleuropa im Bereich von tiefem
Geopotential verharren. Der deterministische Lauf befindet sich im Cluster 1,
während der Kontrolllauf dem Cluster 3 zugeordnet wurde.

Die EPS-Meteogramme zeigen analog zu den Rauchfahnen am Mittwoch eine deutliche
Zunahme der Vorhersageunsicherheit.

Insgesamt lässt also auch die Probabilsitik viel Spielraum für zukünftige
Entwicklungen. Typisch für die Wetterlage Trog Mitteleuropa oder Trog Westeuropa
gilt: Alles kann, nicht muss!
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Mittwoch im Südwesten vor allem Bergland erneut teils stürmische Böen (Bft
8), die vom C-LEPS sowie auch von ICON-EPS mit einer Wahrscheinlichkeit bis 50%
gestützt werden. In Gipfellagen Sturmböen (Bft 9), die in der Probabilistik
(C-LEPS, EZ-EPS, ICON-EPS) mit Werten bis 25% einhergehen. Am Donnerstag geringe
Wahrscheinlichkeiten bis 25% für stürmische Böen (Bft 8) in den höheren Lagen
des westdeutschen Berglandes. Am Freitag in den Hochlagen der Alpen mit
Wahrscheinlichkeiten nach EZ von 20% Sturmböen, exponiert auch schwere
Sturmböen.


Am Mittwoch zudem in der Westhälfte Neuschnee. Etwa oberhalb von 200 bis 400 m 2
bis 5 cm, im Stau bis 10 cm. Dies wird vom C-LEPS mit Wahrscheinlichkeiten lokal
von bis zu 80% und vom ICON-EPS von bis zu 45% für einen Schneeanteil über 5 mm
gestützt. Am Freitag zeigt die Probabilistik mit Werten bis 70% (LEPS) und 45%
(ICON-EPS) für mehr als 5 mm Schneeanteil für Eifel, Hunsrück, Schwarzwald und
Hochsauerland nochmals ähnliche Mengen wie am Vortag. Am Freitag gibt es nur für
den Südschwarzwald sowie den direkten Alpenrand noch geringe Signale (< 25%) aus
der Probabilistik (EZ-EPS) für einen Schneeanteil über 5 mm

Der EFI gibt im mittelfristigen Zeitraum von Mittwoch bis Sonntag für
Deutschland keine Hinweise für klimatisch überdurchschnittliche
Witterungsbedingungen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ-EPS, MOS-MIX, det. Modelle aufgrund der großen Unsicherheit eher nicht!
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel