DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-01-2019 12:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 23.01.2019 um 10.30 UTC



Am Samstag vorübergehend milder, in Verbindung mit aufkommenden Niederschlägen
gebietsweise Glatteisgefahr. Nachfolgend wieder kälter und weiterhin
unbeständig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 30.01.2019


Zu Beginn der Mittelfrist am Samstag überdeckt tiefes Geopotential weite Teile
Nordeuropas. Von dort ausgehend reicht ein Langwellentrog über das östliche
Mitteleuropa bis in den Mittelmeerraum hinein, der im Tagesverlauf weiter
ostwärts vorankommt und somit an Bedeutung für unser Wetter verliert.
Gleichzeitig verstärkt sich vorderseitig einer neuerlichen Austrogung bei den
Britischen Inseln ein Tiefdruckgebiet, das sich am Abend mit seinem Kern über
der südlichen Nordsee befindet. Dessen Warmfront greift bereits in den
Frühstunden von Westen auf Deutschland über. Dabei fallen die Niederschläge in
der zunächst über Deutschland noch liegenden Kaltluft (T850 hPa -1 bis -8 Grad)
als Schnee, bevor sie mit der Zufuhr milderer Luft (T850 hPa 0 bis +2 Grad) von
Westen in Regen übergehen. Dabei ist auch vorübergehend die gefrierende
Niederschlagsphase mit Glatteisbildung möglich.

In der Nacht zum Sonntag setzt sich die Austrogung über Westeuropa fort.
Vorderseitig kann sich das Tiefdruckgebiet weiter intensivieren, wobei sich der
Tiefkern auf Basis des EZMW von der Nordsee Richtung BeNeLux verlagert. Dabei
setzt sich die Zufuhr milderer Luft an der Südflanke des Tiefs zunächst fort,
bevor die Kaltfront des Tiefs Sonntagfrüh von Westen übergreift.

Am Sonntag schwenkt der Höhentrog weiter südostwärts, wobei er bis in den
westlichen Mittelmeerraum vorstößt. Somit gelangen wir zunehmend unter den
Höhentrog, wobei sich über Deutschland ein abgeschlossenes Höhentief etabliert.
Im Bodendruckniveau verändert das korrespondierende Tief seine Position kaum und
befindet sich schließlich unter beginnender Auffüllung mit seinem Kern über dem
Westen Deutschlands. Mit Vorankommen der Kaltfront beginnt das Tief zu
okkludieren, wobei sich die "Warmluftzunge" über den Norden und Westen
Deutschlands hinweg Richtung Tiefkern erstreckt.

Im weiteren Verlauf der Mittelfrist kommen sowohl der Trog als auch die
Tiefdruckzone weiter ostwärts voran, wobei sich das Bodentief über dem Westen
Deutschlands rasch abschwächt. Nachfolgend kann sich vorübergehend schwacher
Hochdruckeinfluss durchsetzen, wobei mit einer nördlichen Strömung weiterhin
kalte Luft advehiert wird (T850 hPa zwischen -6 und -11 Grad).

Am Dienstag und Mittwoch wird der Höhentrog über Mitteleuropa durch einen
weiteren von der Nordsee hereinschwenkenden Randtrog regeneriert. Dabei greift
das Frontensystem eines Tiefs bei Schottland auf Deutschland über. Die
Niederschläge fallen in der weiterhin mäßig kalten bis kalten Luftmasse meist
als Schnee.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der zyklonal geprägte Wettercharakter wird von den jüngsten Modellläufen des
EZMW insgesamt konsistent prognostiziert. Größere Unterschiede ergeben sich aber
bezüglich der Ausprägung und Zugbahn des Tiefs zu Beginn der Mittelfrist. Dabei
weist es im aktuellen Lauf eine deutlich südlichere Zugbahn auf, als in den
vorangegangenen Modellläufen. Entsprechend unterschiedlich fällt die
Niederschlagsverteilung und Ausprägung aus, was die Vorhersage für das
Wochenende deutlich erschwert. Zumindest wären auf Basis des EZMW vor allem im
Norden sowie in der Westhälfte gebietsweise auch mal kräftigere Schneefälle
möglich.
Ab Dienstag nimmt die Konsistenz wieder deutlich zu, sodass das Übergreifen des
Tiefausläufers relativ ähnlich vorhergesagt wird.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Schon zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums offenbaren sich mit dem aktuellen
Lauf des EZMW nicht nur deutliche Unterschiede in der Konsistenz zu den
Vorläufen sondern auch im Vergleich mit ICON und GFS. Während das Tief am
Samstag bei ICON und GFS über die Nordspitze Dänemarks nach Südskandinavien
zieht, setzt der aktuelle EZMW-Lauf auf einen südlicheren Kurs. Letzteres hätte
eine deutliche Gradientzunahme über Deutschland mit Sturmböen teils bis in tiefe
Lagen West- und Nordwestdeutschlands zur Folge. Des Weiteren hat die Position
des Tiefs Einfluss auf die räumliche Verteilung und Intensität der
Niederschläge. Da das Tief nach EZMW über Deutschland verharrt wären
gebietsweise kräftigere Schneefälle möglich. Auf Basis von GFS und ICON hingegen
erfolgt die Frontpassage durch die nördlichere Zugbahn des Tiefs rascher, sodass
die Niederschlagstätigkeit geringer ausfällt, wenngleich trotzdem zeitweise bis
in tiefe Lagen Schnee fallen kann.

Da sich der aktuelle EZMW-Lauf von seinen Vorläufen deutlich absetzt und auch im
Vergleich mit ICON und GFS eine "Aussenseiterrolle" einnimmt, wird der aktuelle
Lauf des EZMW nur marginal in die Prognose einfließen. Ab Dienstag nähern sich
die Prognosen der Modelle wieder an.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne für Offenbach weist bereits ab Samstag einen relativ großen
Spread auf. Dennoch scheint die vorübergehende Milderung am Samstag und die
nachfolgende erneute kältere Phase relativ sicher. Da es nach dem aktuellen
Hauptlauf des EZMW vor allem im Norden am Wochenende länger anhaltende
Schneefälle geben soll, lohnt sich heute zusätzlich ein Blick auf die Rauchfahne
von Hamburg. Dabei bestätigen wiederholte Niederschlagssignale zwar den
zyklonalen Wettercharakter, dennoch liegen Haupt- und Kontrolllauf am Sonntag
und Montag deutlich über den Niederschlagssignalen der Ensemblemember. Auch der
Verlauf der Temperatur zeigt, dass Haupt- und Kontrolllauf eine kältere Lösung
anbieten als die Mehrheit der Member, wenngleich es einzelne Member gibt, die
einen noch kälteren Verlauf zeigen. Insofern scheint eine nördlichere Zugbahn
des Tiefs aus jetziger Sicht wahrscheinlicher.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Samstag kommt es in Verbindung mit der Warmfront zunächst zu Schneefall, der
von Westen in Regen übergeht. Dabei besteht im Übergangsbereich die Gefahr von
Glatteisbildung. In höheren Lagen der Mittelgebirge sind um 10 cm Neuschnee zu
erwarten, in tiefen Lagen tritt nur vorübergehend Schneefall auf.
Im Bergland sowie in exponierten Küstenlagen treten Sturmböen Bft 8 bis 9, in
Gipfellagen schwere Sturmböen oder orkanartige Böen (Bft 10 bis 11) auf.

Am Sonntag gibt es im Bergland bis in mittlere Lagen Schneefall. Dabei kommen
stellenweise bis 10 cm Neuschnee in 12 Stunden zusammen. Der im Norden und
Nordosten von EZMW prognostizierte stärkere Schneefall scheint aus jetziger
Sicht wenig wahrscheinlich. Im höheren Bergland und an exponierten
Küstenabschnitten gibt es anfangs noch Sturmböen (Bft 8 bis 9).

Am Montag ziehen die Niederschläge allmählich ostwärts ab, wobei in der kälteren
Luftmasse teils bis in tiefe Lagen Schnee fällt. Im Nordanstau von Schwarzwald,
Alb und Alpen sind Neuschneemengen von 10 bis 20 cm in 24 Stunden nicht
ausgeschlossen. Am Dienstag kommt von Westen erneut Schneefall auf, aber
voraussichtlich keine signifikanten Mengen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS, ICON und GFS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger, Peggy Hofheinz