Thema des Tages

22-06-2016 14:40

Hitze und Kälte auf demselben Planeten

In diesen Frühsommertagen sind die Tiefländer Vorder- und Südasiens
die heißesten Regionen auf der Erde. Dort herrscht am Tage bei hoch
stehender Sonne vorwiegend wolkenarmes Wetter, daher ist bei geringem
Pflanzenbewuchs die am Boden empfangene Sonnenstrahlung gewaltig.
Folglich treten in Pakistan im Tal des Indus und sogar im Hochland
von Belutschistan verbreitet Lufttemperaturen über 40 °C auf.
Spitzenreiter in der Statistik ist einmal mehr die Stadt Sibi
(Belutschistan, 29°33'N, 67°53'E, 133 m Höhe). Dort wurde am
gestrigen Dienstag, den 21.06.2016, 12:00 Uhr UTC (17:00 Uhr
Ortszeit) eine Tageshöchsttemperatur von 50,0 °C gemessen, nachdem
bereits am 07.06.2016 mit 52,0 °C der Hitzerekord dieser Station
bzgl. der Klimanormalperiode 1971 bis 1990 eingestellt wurde.

Das andere Extrem ist der südpolare Kontinent Antarktika. Dort ist
Winter und in den langen finsteren Polarnächten, insbesondere bei
klarem Himmel über Schneeflächen mit hohem Emissionsgrad im
langwelligen infraroten Spektralbereich, bestehen ideale
Ausstrahlungs- und damit Auskühlungsbedingungen. Auf dem
durchschnittlich 3000 m über dem Meeresspiegel gelegenen Polarplateau
beobachtet man zurzeit Temperaturen von unter -50 °C. Dabei ist - wie
so oft - die sowjetische/russische Station Wostok (78°27'52"S,
106°50'14"E, 3420 m NN) mit -79,6 °C, gemessen am Montag, den
20.06.2016, 18:00 Uhr UTC, der kälteste Ort der Erde. Allerdings geht
es noch tiefer, am 21. Juli 1983 wurde in WOSTOK mit 89,2 °C die
tiefste, jemals in natura gemessene Lufttemperatur registriert.

Zwischen dem 50 °C heißen Belutschistan und dem bis zu -80 °C kalten
Südpolarplateau herrscht also derzeit eine Temperaturspanne von 130
°C. Diese krassen Temperaturgegensätze erinnern einen an das
lebensfeindliche Klima anderer Himmelskörper. Auch auf dem Mond gibt
es wegen der fehlenden Atmosphäre und damit "wetterberuhigten
Bedingungen" zwischen Tag und Nacht sehr große
Temperaturunterschiede. Mit der Sonne im Zenit steigt die Temperatur
an der Mondoberfläche auf ca. 130 °C und sinkt des Nachts auf etwa
-160 °C, gemittelt über die Oberfläche kalkuliert man die
Durchschnittstemperatur auf ca. -55 °C. Auf Merkur, dem
sonnennächsten Planeten, erwärmt sich die Sonnenseite je nach Distanz
zur Sonne (wegen seiner stark elliptischen Bahn) auf Temperaturen von
250 °C bis 427 °C und sinkt auf der Nachtseite bis auf -173 °C.

Wie man sieht, liefert unsere Erdatmosphäre nicht nur die Luft zum
Atmen sondern gewährleistet auch einen gewissen Ausgleich allzu
starker Temperaturdifferenzen. Sie sorgt also dafür, dass der größte
Teil der festen Erdoberfläche prinzipiell bewohnbar ist. Unten finden
Sie eine Karte Antarktikas mit den aktuellen Temperaturen vom Montag,
den 20.06.2016, 18:00 Uhr UTC, sowie eine Karte Pakistans mit den
Tageshöchsttemperaturen vom Dienstag, den 21.06.2016, 12:00 Uhr UTC
(17:00 Uhr Ortszeit). Die Temperaturwerte sind jeweils auf ganze Grad
Celsius gerundet.


Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.06.2016

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