DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
15-01-2019 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 15.01.2019 um 10.30 UTC
Meist ruhiges und allmählich kälteres Hochdruckwetter ohne nennenswerte
Niederschläge.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 22.01.2019
Im am kommenden Freitag beginnenden Mittelfristzeitraum steht eine
vergleichsweise ruhige und niederschlagsarme, sich knapp unterhalb des zu dieser
Jahreszeit üblichen Temperaturniveaus bewegenden Wetterlage ins Haus.
Am Freitag befindet sich Deutschland zwischen einem umfangreichen Höhentrog mit
Drehzentrum über Nordwestrussland, dessen Achse in den Vormittagsstunden die
Osthälfte des Landes überquert, und einem Höhenrücken, die sich über den Westen
Frankreichs und die Britischen Inseln hinweg nordwärts erstreckt. Die
Höhenströmung dreht auf Nordwest und auch niedertroposphärisch gelangt maritime
Polarluft (T850 hPa zwischen -6 Grad im Westen und -9 Grad im Osten) ins
Vorhersagegebiet.
Im Bodenfeld kommt es vorderseitig des Rückens zu kräftigem Druckanstieg, bis
zum Abend verlagert sich von Frankreich her eine eigenständige Hochdruckparzelle
bis in den Süden bzw. in die Mitte des Landes. In den ostdeutschen und
ostbayerischen Mittelgebirgen sowie an den Alpen kann es anfangs noch etwas
schneien und in den Gipfellagen stürmische Böen aus Nordwest geben, ansonsten
stehen aber keine signifikanten Wettererscheinungen mehr auf der Karte.
Am Wochenende nähert sich der Höhenrücken allmählich Kontinentaleuropa an, wird
aber von einem flachen Höhentrog unterlaufen, der sich über die Britischen
Inseln und Frankreich hinweg bis Sonntagfrüh ins Vorhersagegebiet verlagert,
allerdings kaum Wetterwirksamkeit aufweist. Sonntagmittag verläuft die Achse des
Höhenrückens über den Ärmelkanal und die Nordsee hinweg nordwärts bis zum
Europäischen Nordmeer, während der Höhentrog über Nordosteuropa durch
Trogvorstöße von Nordwesten her immer wieder regeneriert wird. Über Deutschland
stellen sich somit in 500 und 300 hPa nur schwachgradientige Verhältnisse ein
ohne nennenswerte Hebungsantriebe.
Der Schwerpunkt des Bodenhochs verlagert sich allmählich nach Osteuropa, wobei
nach wie vor ein Hochkeil bis ins Vorhersagegebiet gerichtet bleibt. Die
eingeflossene Polarluft kommt zur Ruhe und kühlt sich aufgrund der negativen
Strahlungsbilanz allmählich ab. Verbreitet gibt es Nachtfrost, im Südosten sowie
generell im Mittelgebirgsraum reicht es vor allem am Sonntag auch für leichten
Dauerfrost. In der Peripherie des Höhentiefs treten bevorzugt am Sonntag und in
der Südhälfte gebietsweise leichte Niederschläge - meist als Schnee - auf,
nennenswerte Mengen kommen aber nicht zusammen.
Am Montag wird der Höhenrücken durch einen über die Britischen Inseln und
Frankreich hinweg südwärts bis in den westlichen Mittelmeerraum gerichteten
Trogvorstoß rasch abgebaut, wobei es bis zum Abend zu einem Cut-Off über dem
Golf von Genua kommt und ein flacher Rücken nach Nordostdeutschland gerichtet
bleibt. Auch im Bodenfeld dominieren schwach antizyklonale Verhältnisse und von
Osten her gelangt etwas kältere Festlandsluft ins Vorhersagegebiet. Abgesehen
von den Niederungen West- und Nordwestdeutschlands sowie der Küstenregionen gibt
es recht verbreitet leichten Dauerfrost. Bevorzugt in der Südhälfte kann es
gebietsweise auch leicht schneien, nach wie vor bleiben die Mengen aber gering.
Am Dienstag wird der Trog über West- bzw. Südwesteuropa durch einen Trogvorstoß
von Norden her regeneriert und tropft bis Mittwoch, 00 UTC über der Biskaya ab.
Gleichzeitig erstreckt sich von Osteuropa her ein Höhenrücken über das nördliche
Mitteleuropa bzw. Südskandinavien hinweg nordwestwärts und mündet schließlich in
eine sich verstärkende Höhenantizyklone mit Schwerpunkt über dem Nordmeer knapp
östlich von Island.
Im Bodenfeld wird durch den Trogvorstoß über dem Süden der Britischen Inseln
eine kräftige Zyklogenese angestoßen, das daraus resultierende Bodentief
verlagert sich bis Mittwoch, 00 UTC ins Seegebiet westlich der Bretagne.
Gleichzeitig kann sich der über das nördliche Mitteleuropa Richtung Nordmeer
gerichtete flache Bodenhochkeil etwas verstärken, so dass sich über dem
Vorhersagegebiet die ostsüdöstliche Bodenströmung ebenfalls verstärkt.
Niedertroposphärisch wird die Luftmasse mit südöstlicher Überströmung der Alpen
zwar wieder etwas milder, bodennah gelangt aber weiterhin recht kalte
Festlandsluft ins Vorhersagegebiet, so dass sich an den Temperaturverhältnissen
wohl nur wenig ändert. Auch mit nennenswerten Niederschlägen ist weiterhin kaum
zu rechnen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Für den Freitag und das kommende Wochenende kann dem aktuellen IFS-Lauf eine
gute Konsistenz vor allem zum gestrigen 12 UTC-Lauf bescheinigt werden. Zu
Wochenbeginn hatte der gestrige 00 UTC-Lauf den Trogvorstoß nach bzw.
Cut-Off-Prozess über Südwesteuropa deutlich schwächer auf der Karte, so dass
sich das Bodenhoch am Montag mit seinem Schwerpunkt in etwa über dem
Vorhersagegebiet befand.
Ab Dienstag werden die Differenzen dann größer. Während im aktuellen Lauf der
Höhentrog über Südwesteuropa wieder regeneriert wird, danach aber endgültig
abtropft (was in einer High-over-Low Konstellation über Mitteleuropa mündet),
deutet sich sowohl im gestrigen 12 UTC- als auch 00 UTC-Lauf ein erneuter
Trogvorstoß Richtung GB an.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Während sich IFS, ICON und GEM zunächst kaum unterscheiden, lassen GFS und UKMO
bereits am Wochenende ein Höhentief über Westeuropa abtropfen und bis Montag, 00
UTC in den westlichen Mittelmeerraum ziehen. Nördlich davon verstärkt sich nach
Lesart beider Modelle eine von West- über Mitteleuropa ostwärts verlaufende
Hochdruckbrücke, während die Frontalzone über Island und das Nordmeer nach
Nordosteuropa gerichtet ist. Auf den Wetterablauf in Mitteleuropa bzw. im
Vorhersagegebiet haben diese Unterschiede nur wenig Einfluss, abgesehen
vielleicht davon, dass die auch von den anderen Modellen für Süddeutschland nur
spärlich simulierten Niederschläge quasi ganz wegfallen.
Zu Beginn kommender Woche haben dann ICON und auch GEM den erneuten Trogvorstoß
Richtung Westeuropa inklusive Abtropfen Richtung Südwesteuropa sowie die sich
daraus ergebende High-over-Low Konstellation über Mitteleuropa leicht
phasenverschoben ebenfalls auf der Karte, während der Höhentrog nach Lesart des
GFS bis Mittwoch 00 UTC sein Drehzentrum Richtung Norwegische See verlagert und
der Abtropfprozess ganz wegfällt. Somit tendiert GFS in der erweiterten
Mittelfrist zumindest vorübergehend Richtung Trog Mitteleuropa bzw. Nordwest
zyklonal, während IFS eine Südostlage mit tiefem Druck über Südwesteuropa und
einer vom Seegebiet südlich von Island über das nördliche Mitteleuropa bis nach
Osteuropa reichenden Hochdruckbrücke auf der Karte hat.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Im Zeitraum 72 bis 96 Stunden verteilen sich die 49 Einzelmember, der Haupt- und
Kontrolllauf auf 3 Cluster, die sich für Mitteleuropa kaum unterscheiden.
Im nächstfolgenden Zeitraum (T+120...168 h, also Sonntag, 00 bis Dienstag, 00 UTC)
taucht sogar nur ein einziger Cluster auf, der die vom Hauptlauf gezeigte
Entwicklung gut repräsentiert und zum Dienstag hin den Regenerierungs- und
Abtropfprozess des West-/Südwesteuropatroges sehr ähnlich auf der Karte hat. Die
vom GFS gezeigte Entwicklung kann somit eher als Einzellösung bewertet werden.
In der erweiterten Mittelfrist (T+192...240 h, also vom 23. bis zum 25. Januar)
sind dagegen 6 Cluster auszumachen. Kein Cluster tendiert Richtung positiver
NAO, die meisten deuten ein Blocking-Muster oder einen deutlich negativen
NAO-Index an. Im Detail sind allerdings, was die Wetterentwicklung in
Mitteleuropa angeht, durchaus größere Unterschiede auszumachen. Von südlicher
Westlage über Trog Mitteleuropa bis hin zu High-over-Low ist eigentlich alles
dabei, einige Cluster deuten auch ein durchaus winterliches Szenario an.
Die Kurvenschar der 850 hPa- Temperatur in der Rauchfahne für Offenbach verläuft
bis zu Beginn kommender Woche in einem relativ engen Spread meist zwischen -3
und -9 Grad mit wenigen Ausreißern nach unten, vor allem am Mo/Di. Niederschläge
zeigen zwar viele Member, aber nur in homöopathischen Dosen.
Deutlich größer wird der Spread dann ab Mittwoch, wobei sich haupt- und
Kontrolllauf im oberen Bereich der 850 hPa-Temperatur bewegen (-3 bis 0 Grad),
während einige Einzelmember bis unter -10 Grad reichen. Die Niederschlagssignale
nehmen ab Wochenmitte insgesamt zu.
FAZIT:
Bis zu Beginn kommender Woche ist alles einigermaßen in "trockenen Tüchern",
wenn man mal von der GFS-Einzellösung absieht. Danach werden die Unterschiede
aber deutlich größer. Interessant ist am Rande, dass das GFS - im Gegensatz zum
IFS-Hauptlauf und auch zum Großteil der IFS-Einzelmember sowie der externen
Modelle - Mitte/Ende kommender Woche eine kräftige Sturm- bzw.
Orkantiefentwicklung über Island auf der Karte hat (positiver NAO), die in der
Form durchaus auch von einigen Ensemblemembern des GFS (jedenfalls deutlich mehr
als von den Membern des IFS) mitgetragen wird.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Freitag kann es in den Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge anfangs noch
stürmische Böen aus Nordwest geben.
Ansonsten sind im Mittelfristzeitraum so gut wie keine signifikanten
Wettererscheinungen auszumachen. Schnee fällt - bevorzugt in der Südhälfte -
wenn überhaupt, nur in geringen Mengen.
Insgesamt wird es allmählich etwas kälter, am Montag und Dienstag gibt es vor
allem im Süden, Osten und im zentralen Mittelgebirgsraum vielerorts leichten
Dauerfrost. Bei aufgelockerter Bewölkung muss vor allem in Regionen mit
Schneedecke nachts uns morgens auch mit strengem Frost gerechnet werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-EPS, MOSMIX (wobei MOSMIX wohl für den Wochenbeginn etwas zu hohe
Temperaturen simuliert).
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff