DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-01-2019 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 06.01.2019 um 10.30 UTC



Anfangs meist Nordwest antizyklonal, am nächsten Wochenende in Nordwest zyklonal
übergehend. Dabei in den Bergen winterlich mit teils kräftigem Neuschnee, an der
See und auf den Bergen zeitweise stürmisch mit der Gefahr von Verwehungen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 13.01.2019


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Mittwoch zeigt sich in der
Höhe ein mächtiger Keil über dem östlichen Atlantik. Dem steht ein
Höhentiefkomplex über dem östlichen Mittel- und Osteuropa gegenüber. Auch
bodennah hat sich ein Hoch über dem östlichen Atlantik gebildet, dem ein Tief
über Polen gegenübersteht. Somit liegen wir in einer hochreichenden und auch
kräftigen nördlichen bis nordöstlichen Strömung. Daher muss vor allem im Norden
und in den Gebirgen mit steifen bis stürmischen Böen aus Nord bis Nordwest
gerechnet werden. In der eingeflossenen kalten Polarluft mit einer Temperatur
von meist unter -5 Grad in 850 hPa kommt es zu Schneefall oder Schneeschauern.
Die Mengen sind meist nur geringfügig, nur im Stau vom Erzgebirge sowie der
Alpen sind auch kräftigere Schneefälle möglich. Trocken bleibt es dagegen im
Nordwesten, wo sich der Hochdruckeinfluss am deutlichsten bemerkbar macht.

Am Donnerstag kippt die Achse des Höhenhochs im Westen nach Osten, sodass die
Strömung langsam auf Nordost dreht. Dadurch wird kontinentale und somit kältere
Luft zu uns geführt. Weiterhin nähert sich von Norden her das Frontensystem
eines sehr kräftigen Sturmtiefs, dass sich von Grönland in Richtung Norwegen
verlagert. Aufgrund der vorderseitigen WLA kann es im Küstenbereich etwas
Sprühregen geben. Im Rest des Landes gibt es meist nur ein paar Schneeflocken,
lediglich im Stau von Alpen und Erzgebirge kann es auch mal länger schneien.

Freitag greift das zunehmend okkludierende Frontensystem von Nordwesten her auf
unser Land über und kommt bis zum Abend in die Mitte voran. Dadurch setzt im
Norden Milderung ein. Schnee ist hier dann kein Thema mehr. Ohnehin ist die
Front unter Einfluss eines überlagerten Höhenkeils, der Deutschland von Nord
nach Süd überquert, wenig wetteraktiv. Lediglich in den Mittelgebirgen und den
Alpen gibt es noch Schnee. Die Nordhälfte bleibt unter Einfluss der
eingeflossenen milderen Meeresluft in der Nacht meist frostfrei.

Am Samstag stärkt sich der Höhenrücken über dem Ostatlantik weiter und gewinnt
an Einfluss auf unser Wetter. Auf seiner Vorderseite kommt in der nordwestlichen
Strömung die eingeflossene feuchte Polarluft weiter nach Südosten voran und
somit steigt auch die Temperatur. Der Schnee geht daher auch im Süden, zumindest
im Flachland, in Regen über. Oberhalb von etwa 400 bis 600 m ist dagegen Schnee
zu erwarten. Der Gradient verschärft sich und an der Küste bzw. in den Kammlagen
der Gebirge muss mit stürmischen Böen, exponiert mit Sturmböen oder schweren
Sturmböen gerechnet werden.

Am Sonntag verlagert sich in der nordwestlichen Strömung ein kräftiges Randtief
von Dänemark nach Südostpolen. Somit ändert sich am Gradient wenig, d.h.
weiterhin muss an den Küsten sowie in Kammlagen der Gebirge mit stürmischen Böen
oder Sturmböen gerechnet werden. Bis etwa 400 m fällt teilweise recht ergiebiger
Regen. Die Mittelgebirge und vor allem die Alpen können mit nochmals kräftigen
Schneefällen rechnen.

Auch in der erweiterten Mittelfrist ab Montag bleibt die Nordwestlage erhalten,
wobei vor allem im Süden Milderung einsetzt. In den Bergen der Südhälfte gibt es
allerdings weiterhin Schnee.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Schon am Donnerstag gibt es leichte Diskrepanzen zwischen dem aktuellen Lauf und
seinen Vorläufen. Nach den Vorläufen erscheint die okkludiert Front schneller
und vor allem deutlich ausgeprägter zu sein. Nach den Vorläufen kommt am Samstag
eine deutlichere Milderung auf uns zu.
Ab Sonntag nehmen die Unterschiede zwischen dem aktuellen Lauf und den Vorläufen
zu. Die Vorläufe simulieren dabei das Übergreifen eines Troges, der von
Nordwesten auf uns übergreift. Diese Entwicklung findet im aktuellen Lauf
überhaupt keine Entsprechung. Demnach bleibt es bei der nordwestlichen Strömung,
die sogar leicht antizyklonal konturiert ist.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die anderen globalen Modelle lassen im Gegensatz zum aktuellen Lauf des IFS
die Front am Donnerstag deutlich früher auf unseren Vorhersagebereich
übergreifen. Im weiteren Verlauf nähern sich die Prognosen zwar zwischenzeitlich
wieder etwas an. Aber auch am Wochenende zeigen sich erneut Diskrepanzen, vor
allem zwischen IFS und GFS. GFS zeigt wie auch die Vorläufe des IFS einen Trog,
der Deutschland von Nordwest nach Südost überquert. ICON beschränkt den Trog nur
auf den Nordosten. Am Sonntag liegen IFS und ICON auch beim Niederschlag wieder
auf einer Linie, während GFS ein deutlich trockneres Szenario simuliert.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Sowohl für den Zeitraum Mittwoch und Donnerstag als auch für den Zeitraum
Freitag bis Sonntag werden jeweils 6 Cluster ausgegeben. Allerdings
unterscheiden sich diese in unserem Vorhersagebereich nicht sonderlich. Im
Wesentlichen gibt es lediglich leichte Unterschiede bei der Konturierung des
Keils über dem Ostatlantik bzw. dem Trog über dem östlichen Mitteleuropa und
Osteuropa. Somit bestehen zwischen aktuellem Lauf und den Ensembles keine
signifikanten Unterschiede.

Die Rauchfahne für einen Standort in der Mitte von Deutschland zeigt ab Mittwoch
einen Anstieg der T850 ausgehend von etwa -9 Grad auf Werte um -3 Grad am
Wochenende. Allerdings ist die Schwankungsbreite dabei recht groß. Auch das
Potential steigt stetig bis Freitag an, ehe mit dem Durchschwenken der Front und
dem nachfolgenden Trog das Potential wieder sinkt. Für Samstag werden die
stärksten Niederschlagssignale simuliert.

Die GEFS Ensembles weichen kaum von den EZMW-Ensembles ab. Verglichen mit dem
Mittel 1981-2010 ist der Witterungsabschnitt recht kühl.


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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Extreme Forecast Index (EFI) zeigt am Mittwoch im gesamten Vorhersagegebiet
deutliche Anomalien für Niederschlag und Wind. Am Donnerstag konzentrieren sich
diese Signale noch auf die Alpen und den sächsischen Raum. Für Freitag und
Samstag gibt es kaum Signale für Anomalien, erst am Sonntag wird für
Norddeutschland wieder Niederschlagssignale simuliert.

Wind:
Am Mittwoch und Donnerstagmorgen gibt es deutliche Signale für Böen 8 an der See
sowie in den Bergen. Nach einer Abschwächung am Donnerstag frischt der Wind mit
Frontannäherung am Freitag und Samstag wieder auf und vor allem am Samstag gibt
es bis ins Binnenland Signale für Böen der Stärke Bft 8 im Flachland. Auf dem
den Bergen sind Bft 9 und exponiert 10 recht wahrscheinlich. Erst am Sonntag
schwächt sich der Wind wieder ab.

Schnee:
Am Mittwoch sind in den Alpen und im Erzgebirge über 10 cm Neuschnee und mehr in
24h wahrscheinlich. Für die Höhenlagen sind auch über 20 cm gering
wahrscheinlich. Auch am Donnerstag besteht im Alpenvorland eine hohe
Wahrscheinlichkeit für über 5 cm/24h Neuschnee. In den Höhenlagen der Alpen sind
auch über 10 cm Neuschnee und mehr möglich. Dagegen sinkt am Erzgebirge die
Wahrscheinlichkeit für über 5 cm Neuschnee. Am Freitag sinkt die
Wahrscheinlichkeit für über 5 cm Neuschnee in den Alpen, ehe die Schneefälle am
Samstag und Sonntag wieder zunehmen. Dabei bestehen wiederum gute Chancen für
mehr als 10 cm Neuschnee in den Höhenlagen der Alpen. Hinzu kommt die
Wahrscheinlichkeit für Schneeverwehungen.

Frost:
Am Donnerstag und Freitag besteht für Teile Süddeutschlands eine hohe
Wahrscheinlichkeit für Dauerfrost.



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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-IFS, Ensembles
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich