Thema des Tages
22-12-2018 09:50
Wetterrekorde an Heiligabend
Über das Wetter kann man bekanntlich immer reden. Sei es über einen
verregneten Sommer, über unerträgliche Schwüle oder den letzten
Sturm. In diesen Tagen dürfte sicherlich das bevorstehende
Weihnachtswetter in aller Munde sein. Dabei ist es längst kein
Geheimnis mehr, dass uns in diesem Jahr im größten Teil Deutschlands
keine "weiße Weihnacht" erwartet.
Damit das Weihnachtswetter dennoch zu keinem langweiligen Small-Talk
Thema verfällt, werden im Folgenden ein paar interessante Daten und
Fakten zum Thema Wetter an Heiligabend aufgeführt, die seit dem Jahre
1961 aufgetreten sind und sicherlich - zumindest hinsichtlich des
Wetters - für einprägsame Festtage sorgten.
Dabei werden meist deutschlandweite Mittelwerte betrachtet. Insofern
ist es durchaus möglich, dass der Wetterverlauf und damit verbundene
Spitzenwerte an einzelnen Stationen davon abweichen.
Betrachtet man zunächst die Höchsttemperatur, so stechen zwei Jahre
besonders hervor. Zum einen das Jahr 1977, in dem es deutschlandweit
betrachtet im Mittel mit einer Temperatur von 13,4°C an Heiligabend
am wärmsten war. Die bisher höchste an einem 24. Dezember gemessene
Temperatur wurde aber im Jahr 2012 registriert. In diesem Jahr
meldete die Wetterstation Freiburg im Breisgau frühlingshafte 18,9°C.
Ähnlich mild verlief das Weihnachtsfest nur ein Jahr später. Dabei
war erneut Freiburg der Spitzenreiter mit einer Höchsttemperatur von
17,2°C. Noch wärmer war es allerdings am 1. Weihnachtsfeiertag des
gleichen Jahres im Alpenvorland mit 19,3°C in Piding. Bemerkenswert
war dieses Mal zudem ein markanter Temperaturrückgang. Er ging mit
der Passage einer Kaltfront einher, sodass zwei Tage später am 2.
Weihnachtsfeiertag nur noch Höchstwerte von knapp 8°C in Piding
erreicht wurden.
Zu Beginn der 60er Jahre gab es mehrere aufeinander folgende kalte
Weihnachten. Den Rekord für das bisher kälteste Weihnachtsfest hält
aber im betrachteten Zeitraum das Jahr 1962. Damals lagen die
Höchsttemperaturen am 24. Dezember deutschlandweit unter dem
Gefrierpunkt bei einer Temperaturspanne zwischen -0,5°C auf Helgoland
und -15,3°C in Oberstdorf. Ohnehin verlief der Winter 1962/63 sehr
kalt, bei dem über weite Strecken auch tagsüber Minusgrade
herrschten. Dies führte letztendlich auch dazu, dass der Bodensee
komplett mit einer tragenden Eisschicht zufror (im
bodenseealemannischen als ?Seegfrörne? bezeichnet). Ein komplettes
Überfrieren des Sees ist äußerst selten und seit diesem Winter nicht
wieder aufgetreten.
Besonders nass verlief der Heilige Abend im Jahr 1966, insbesondere
im Süden und Südwesten Deutschlands. In Freudenstadt fielen 61 Liter
pro Quadratmeter, die bislang höchste Tagessumme an einem 24.
Dezember seit 1961. Dramatische Erinnerungen werden sicherlich die
Bewohner an Mittel- und Niederrhein sowie deren Nebenflüsse an
Weihnachten 1993 haben. Nach einem niederschlagsreichen Dezember
waren die Pegel der Flüsse drastisch angestiegen. Bei diesem
sogenannten Weihnachtshochwasser standen viele Städte auch über die
Feiertage teilweise unter Wasser. In Koblenz und Bonn wurden
Rekordpegelstände erreicht, in Köln blieb der Pegelstand am 24.
Dezember 1993 mit 10,63 Meter nur knapp unter dem bislang höchsten
Wert von 10,69 Meter aus dem Jahr 1926.
"Weiße" Weihnachten sind - zumindest in tiefen Lagen - in Deutschland
ein eher seltenes Ereignis. Nicht von ungefähr zählt das
"Weihnachtstauwetter" hierzulande zu den Witterungsregelfällen
(Singularitäten) mit der größten Eintreffwahrscheinlichkeit. Nicht
aber im Jahr 1981, als Deutschland nahezu landesweit von einer
Schneedecke überzogen war. Sogar in Berlin lagen damals 18 cm Schnee,
in Frankfurt waren es immerhin 14 cm. Den höchsten Wert meldete die
Zugspitze mit einer Schneehöhe von 4,60 m. Nur wenige Tage zuvor
wurde dort der bislang höchste gemessene Wert einer Schneedecke mit
4,80 m erreicht. Dieser Wert stammt vom 18. Dezember 1981. Der
jüngsten Generation bleibt sicherlich Weihnachten 2010 im Gedächtnis.
Vielerorts war die Schneedecke sogar noch mächtiger als im Jahre
1981. Nur im Süden sowie im Mittelgebirgsraum war 1981 schneereicher.
Die zur Weihnachtszeit häufig in Mitteleuropa dominierende milde
Witterung ist oft mit stürmischen Abschnitten verbunden. Die bisher
höchste Windgeschwindigkeit an einem 24. Dezember trat im Jahr 2013
auf. In Verbindung mit Sturmtief DIRK erreichte der Wind auf dem
Brocken Spitzengeschwindigkeiten von 169,9 km/h. Das bisher
einschneidendste Windereignis an Weihnachten war aber sicherlich
Orkantief LOTHAR, das am 2. Weihnachtsfeiertag 1999 über den Süden
Deutschlands hinwegfegte und dort sowie in Frankreich, der Schweiz
und Österreich für enorme Schäden sorgte.
Dipl.-Met. Johanna Anger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.12.2018
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