DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
20-12-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 20.12.2018 um 10.30 UTC
Zunächst viel Regen, vor allem im Süden windig und sehr mild. Ab den
Weihnachtsfeiertagen ruhige, oftmals trübe und recht milde Hochdruckrandlage.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 27.12.2018
Über die Weihnachtsfeiertage hinaus steht eine, für Freunde gepflegten
Winterwetters, aber auch für Vollwetterfans nicht sonderlich attraktive
Wetterlage ins Haus: Nordwest antizyklonal.
Bereits am Sonntag befindet sich Deutschland zwischen einem umfangreichen
Höhentrog über Nordosteuropa und einem breit angelegten Höhenrücken über dem
nahen Ostatlantik unterhalb einer nordwestlichen Höhenströmung. Darin
eingebettet, schwenkt im Tagesverlauf - gestützt durch kräftige WLA, die
selbigen auch überläuft - ein flacher Rücken über das Vorhersagegebiet hinweg
südostwärts, gefolgt von einem Randtrog, der in der Nacht zum Montag von der
Nordsee her auf den Norden des Landes übergreift.
Im Bodenfeld erstreckt sich ein großräumiges, über mehrere Kerne verfügendes
Tiefdrucksystem quasi von der nördlichen Nordsee über die Britischen Inseln
hinweg bis zum mittleren Nordatlantik, während über Südwesteuropa und dem
Mittelmeerraum Hochdruckleinfluss dominiert. Ein von dort nach Süddeutschland
gerichteter Keil wird dabei am Vormittag rasch nach Osten abgedrängt. Von Westen
her greift dann bereits das Frontensystem eines sich von den Britischen Inseln
nähernden und sich entwicklungstechnisch günstig auf der Vorderseite des oben
genannten Randtroges befindenden Tiefs auf den Westen des Landes über. Das sich
noch ein wenig verstärkende Tief verlagert sich bis Montagfrüh sehr rasch über
die nördliche Mitte Deutschlands hinweg ostsüdostwärts ins östliche
Mitteleuropa, die Kaltfront überquert bis dahin zumindest die Nordhälfte des
Landes. Kräftige, durch WLA unterstützte Hebungsprozesse führen mit Passage des
Frontensystems vor allem im Süden und in der Mitte zu flächendeckenden
nennenswerten Niederschlägen, in den Weststaulagen der Mittelgebirge und im Stau
der Alpen gibt es Dauerregen. Apropos Regen: Die Schneefallgrenze steigt im
Warmsektor des Tiefs im Zustrom sehr milder Atlantikluft bei Temperaturen bis +6
Grad in 850 hPa selbst an den Alpen auf etwa 2000 m, der Kaltfront folgt zwar
ein Schwall subpolarer Meeresluft (0 bis -4 Grad in 850 hPa), allerdings lassen
die Niederschläge postfrontal rasch nach, so dass auch in den höchsten
Mittelgebirgslagen die feste Phase kaum eine Rolle spielen dürfte.
Anzumerken ist noch, dass an der Südflanke des Tiefs der Wind nochmals deutlich
auffrischt und es vor allem auf den Berggipfeln Süddeutschlands Sturmböen geben
kann.
Am Heiligen Abend überquert der Randtrog rasch das Vorhersagegebiet südostwärts,
gefolgt von einem flachen Rücken, der sich in der Nacht zum Dienstag bereits
über dem Alpenraum befindet. Weiter westlich wölbt sich der Höhenrücken über dem
nahen Ostatlantik weit nach Norden, bis nach Südgrönland auf und kommt bis
Dienstagfrüh mit seiner Achse zu den Britischen Inseln voran.
Die Kaltfront überquert nach Lesart des IFS bis zum Nachmittag rasch das gesamte
Vorhersagegebiet südwärts, postfrontal weitet sich ein Keil eines sich über den
Britischen Inseln verstärkenden und sich allmählich nach Benelux bzw.
Nordfrankreich verlagernden Hochdruckgebietes nach West- und Süddeutschland aus.
Die Bodenströmung dreht somit auf Nordwest. Vor allem im Süden und Südwesten
fällt noch längere Zeit Regen, mit Kaltfrontpassage lassen die Niederschläge
dann aber rasch nach und es gibt vor allem nach Osten zu im Bereich etwas
höhenkälterer Luftmasse noch einzelne Schauer, die aber bei 850 hPa-Temperaturen
zwischen -1 Grad im Westen und -5 Grad in der Lausitz und gut durchmischter
Luftmasse lediglich in den östlichen Mittelgebirgen etwas Neuschnee bringen
könnten. Nachts kann es aber vor allem im Westen bei vorübergehendem Aufklaren
leichten Frost geben.
Die beiden Weihnachtsfeiertage sind dann geprägt durch eine Hochdruckrandlage
und verlaufen wettertechnisch ziemlich unspektakulär. Der Höhenrücken bleibt mit
seiner Achse westlich des Vorhersagegebietes, wobei er sich aber etwas nach
Osten ausweitet, so dass die nordnordwestliche Höhenströmung über dem
Vorhersagegebiet eine zunehmend antizyklonale Kontur annimmt. Der Trog über
Nordosteuropa wird durch einen neuen Vorstoß regeneriert.
Das mit dem Rücken korrespondierende Bodenhoch weitet sich ebenfalls etwas nach
Südosten, bis nach Südwestdeutschland aus. Somit dauert die Zufuhr recht milder
Nordseeluft ins Vorhersagegebiet an, vor allem der Norden und Osten werden dabei
am Dienstag vom Frontensystem eines vom Nordmeer über Nordskandinavien und das
Baltikum bis nach Westrussland ziehenden Tiefs überquert. Nennenswerte
Niederschläge werden dabei aber nicht simuliert. Mit der Kaltfront kann
allerdings in der Nacht zum Mittwoch ein Schwall polarer Meeresluft (T 850 hPa
zwischen -1 Grad im Westen und -6 Grad ganz im Osten) ins Vorhersagegebiet
vordringen, der am Mittwoch von Nordwesten her aber wieder durch deutlich
mildere subpolare Meeresluft ersetzt wird.
Am Donnerstag wird der Höhenrücken in seinem Nordteil mehr und mehr "abgehobelt"
und schwenkt mit seiner Achse nach Mitteleuropa. Ein flacher Randtrog verlagert
sich vom nahen Ostatlantik zur Biskaya bzw. nach Westfrankreich, erweist sich
aber zumindest nach Lesart des IFS als nicht wetteraktiv.
Das Bodenhoch schwächt sich etwas ab und verlagert seinen Schwerpunkt nach
Süddeutschland. Ein weiteres Frontensystem greift auf Skandinavien über, in
dessen Warmsektor kann sich die Advektion sehr milder Meeresluftmassen ins
Vorhersagegebiet wieder verstärken, die Temperatur in 850 hPa steigt auf 4 bis 7
Grad. Nennenswerte Niederschläge werden nicht erwartet, es bleibt aber im
bodennahen Zustrom feuchter Nordseeluft vor allem im Norden und Osten oft trüb.
Ein Ende dieser milden und oft auch trüben (die größten Sonnenchancen bestehen
noch im Südwesten, am Alpenrand und auf den Bergen Süddeutschlands)
Hochdruckrandlage ist auch in der erweiterten Mittelfrist, also quasi "zwischen
den Jahren" nicht absehbar.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Im Großen und Ganzen kann dem aktuellen IFS-Lauf eine gute Konsistenz zu seinen
beiden Vorgängern bescheinigt werden. Der grobe Ablauf wird von allen Läufen
ähnlich simuliert.
Im Detail ergeben sich allerdings schon gewisse Unterschiede, der gravierendste
wohl schon gleich am Sonntag und Montag: Das über Deutschland hinwegziehende
Bodentief wird im aktuellen Lauf, ebenso wie der folgende Randtrog, progressiver
simuliert als in den beiden Vorläufen, bereits bis Montag, 00 UTC hat es das
Vorhersagegebiet komplett überquert, etwa 6 Stunden schneller als im Vorlauf.
Die Kaltfront erreicht die Alpen im gestrigen 12 UTC-Lauf somit erst am späten
Montagabend, im gestrigen 00 UTC-Lauf sogar erst Dienstagfrüh.
Die folgende Hochdruckrandlage zeigen dann alle Läufe. Das nur wenig
wetterwirksame Frontensystem, das vor allem den Norden und Osten am Dienstag,
dem 1. Weihnachtsfeiertag überquert, wurde vom gestrigen 00 UTC-Lauf etwas
wetteraktiver, allerdings etwa 12 Stunden später simuliert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Im Großen und Ganzen fahren alle Modelle eine ähnliche Schiene, die
Wetterentwicklung bis über die Weihnachtsfeiertage hinaus betreffend.
Im Detail ergeben sich allerdings Differenzen, die gröbsten, den Wetterablauf
vor allem in Süddeutschland betreffend, bereits zu Beginn des
Mittelfristzeitraumes, am Sonntag und Montag. Dabei fällt auf, dass die
Modelllösungen des ICON und GFS Variante des gestrigen 12 UTC-Laufes des IFS
ähneln und das über Norddeutschland hinweg ostsüdostwärts ziehende Tief etwa 6
bis 8 Stunden langsamer simulieren. Die GEM-Variante ähnelt dagegen eher der des
IFS, wenngleich die Zugbahn des Tiefs etwas weiter südlich gezeigt wird.
Aufgrund der verzögernden Tiefdruck- bzw. Frontenpassage simulieren GFS und ICON
für Süddeutschland auch größere Regenmengen als IFS und GEM, vor allem in den
Staulagen der Alpen können eventuell auch unwetterartige Mengen zusammenkommen.
Die Hochdruckrandlage an den beiden Feiertagen haben dann alle Modelle sehr
ähnlich auf der Karte.
Ab der Nacht zum 27.12., dem Donnerstag, weicht dann das GFS von den anderen
Modellen ab, insofern, dass der vom nahen Ostatlantik nach Westfrankreich
vordringende flache und laut IFS nicht weiter wetterwirksame Randtrog vom GFS
progressiver (er befindet sich abends bereits über Südwestdeutschland statt über
der Bretagne) und vor allem wetteraktiver simuliert wird. Für die Südwesthälfte
Deutschlands hat das GFS somit verbreitet Niederschläge (meist in Form von
Regen) auf der Karte. Nach Lesart aller anderen Modelle bleibt es im
Einflussbereich des Höhenrückens weitgehend trocken, ICON und GEM haben den
Randtrog überhaupt nicht auf der Karte.
Dazu simuliert das GFS den Trog über Nordosteuropa - ebenso wie den Höhenrücken
- etwas weiter nach Westen versetzt als die meisten anderen Globalmodelle, so
dass mit einer (allerdings wetterinaktiven) Kaltfront zumindest in den Nordosten
etwas kältere Luftmassen (unter -5 Grad in 850 hPa) vordringen können.
In der erweiterten Mittelfrist zeigt das kanadische GEM den bis nach West- und
Mitteleuropa reichenden Höhenrücken am markantesten ausgeprägt, tendiert schon
Richtung "Hoch Mitteleuropa", während IFS eher eine Hochdruckrandlage simuliert,
also weiterhin "Nordwest antizyklonal". GFS nähert sich "zwischen den Jahren"
allmählich der kanadischen Lösung an.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse zeigt im Zeitraum 72 bis 96 Stunden zwei Cluster, die sich -
Mitteleuropa betreffend - nur wenig unterscheiden. Cluster 2 (21 Member,
inklusive Hauptlauf) hat zum Zeitpunkt Montag, 00 UTC den von der Nordsee auf
Norddeutschland übergreifenden Randtrog geringfügig stärker und progressiver auf
der Karte als Cluster 1 (30 Member), woraus wohl auch die im Vergleich zum
gestrigen IFS-Lauf und zu ICON bzw. GFS etwas raschere Tiefdruckverlagerung
resultiert.
Im nächstfolgenden Zeitraum (T+120 bis 168 Stunden) verteilen sich die 51
Ensembleläufe (inklusive Haupt- und Kontrolllauf) auf 3 Cluster. Allen Clustern
gemein ist ein nach West- bzw. Mitteleuropa gerichteter umfangreicher
Höhenrücken, der das Vordringen atlantischer Tiefausläufer nach Mitteleuropa
blockiert. Cluster 1 (19 Member, inklusive Kontrolllauf) lässt den Höhenrücken
mit seiner Achse allmählich vom nahen Ostatlantik über die Britischen Inseln bis
nach Mitteleuropa vordringen und repräsentiert damit den zögernden Übergang von
"Nordwest antizyklonal" (NWa) Richtung "Hoch Mitteleuropa" (HM). Cluster 2 (16
Member, inklusive Hauptlauf) lässt die Achse des Rückens etwas weiter westlich,
es bleibt also bei "NWa", während nach Cluster 3 (ebenfalls 16 Member) mit
Vordringen der Keilachse nach Mitteleuropa den raschen Übergang zu "HM"
markiert.
Zur erweiterten Mittelfrist (T+192 bis 240, nur ein Cluster) bleibt nicht viel
hinzuzufügen: Es bleibt bei antizyklonal West bis Nordwest.
Die Rauchfahne für Offenbach bringt keine gegenüber den weiter oben getroffenen
Aussagen markant abweichenden neuen Erkenntnisse. Nahezu alle Member simulieren
am Sonntag Niederschläge, gefolgt von einem Rückgang der 850 hPa Temperatur zum
Montag hin. Grob geschätzt ein Drittel der Member tendiert dabei allerdings
Richtung GFS- bzw. ICON-Lösung mit der langsameren Tiefdruckverlagerung.
Ab Dienstag geht es dann mit der 850 hPa-Temperatur langsam, aber sicher wieder
bergauf, nennenswerte Niederschlagssignale treten kaum mehr auf. Der Spread der
850 hPa- Temperatur wird allerdings größer, wobei es im Zeitraum Mittwoch bis
Freitag (also bis in die erweiterte Mittelfrist) nur wenige Member mit
Temperaturen unter 0 Grad gibt.
FAZIT:
Milde und oft auch trübe Feiertage stehen ins Haus, von Winter keine Spur. Von
Weihnachtstauwetter kann man nur in den (süddeutschen) Mittelgebirgen und vor
allem an den Alpen sprechen, wo die aktuell noch oft bis in die Täler reichende
Schneedecke vor allem am Sonntag bzw. in der Nacht zum Montag regelrecht
weggespült wird. Auch "zwischen den Jahren" ist keine "Besserung" in Sicht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Mit Durchzug des Tiefs am Sonntag gibt EFI für den äußersten Süden des Landes
Hinweise auf ein seltenes Dauerregenereignis, wobei aber keine extremen Werte
erreicht werden. Dabei sollte allerdings die hohe Schneefallgrenze
Berücksichtigung finden, die vor allem in den Nordalpen unterhalb von 1000 bis
1500 m zumindest dort, wo genügend Schnee liegt, für ein signifikantes
Tauwetterereignis sorgen könnte.
In der gut durchmischten und sehr milden Atlantikluftmasse steigen die
Temperaturen in Südwestdeutschland auf ungewöhnlich hohe Werte, vor allem die
nächtlichen Minima betreffend, auch das kommt im EFI gut zum Ausdruck.
Als signifikante Wetterereignisse stehen zunächst vor allem der Dauerregen und
der Wind im Fokus. Die höchsten Wahrscheinlichkeiten für Sturm- bzw. schwere
Sturmböen aus Südwest in den Gipfellagen der süddeutschen Mittelgebirge und der
Alpen sowie für stürmische Böen im Alpenvorland zeigen alle probabilistischen
Verfahren im Zeitraum Sonntagabend bis Montagvormittag. Danach spielt der Wind
warntechnisch kaum mehr eine Rolle. Mit der Hochdruckrandlage reicht es am
Dienstag und Mittwoch maximal in den Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge
noch für stürmische Böen aus Nordwest.
Im Zeitraum Sonntag, 12 UTC bis Dienstag, 00 UTC muss vor allem in den Staulagen
der südwest- und süddeutschen Mittelgebirge sowie vor allem auch der Alpen mit
Dauerregen gerechnet werden. Signale für ergiebigen Dauerregen (Unwetter) geben
sowohl COSMO-LEPS als auch ICON-EU-EPS für einige Staulagen im Schwarzwald und
an den Alpen (Wahrscheinlichkeiten meist bis 30%), ECMWF-EPS hat lediglich im
Oberallgäu geringe Wahrscheinlichkeiten auf der Karte.
COSMO-LEPS simuliert im Gegensatz zu den beiden anderen Verfahren auch in den
Staulagen einiger zentraler Mittelgebirge und des Harzes Wahrscheinlichkeiten
bis an die 40% für Dauerregen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff