DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-12-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 04.12.2018 um 10.30 UTC



Bis zum Wochenende mild, zeitweise nass und stürmisch. Kommende Woche deutlich
kälter, im Bergland und an den Alpen winterlich mit Schnee.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 11.12.2018


Nachdem die erste Dezemberdekade bisweilen extrem mild und teilweise sehr nass
verläuft, scheint der Winter in Richtung zweiter Dekade einen neuen Anlauf
starten zu wollen. Eine neuerliche blockierende Wetterlage, bei der sich
Deutschland ziemlich sicher auf der "kalten Seite" befindet wird, würde einen
schrittweisen, deutlichen Temperaturrückgang zur Folge haben. Ob es für
Dauerfrost und Schnee bis in tiefere Lagen reicht, ist allerdings unklar.

Doch eins nach dem anderen, denn bis zum Ende der Woche setzt sich die
unbeständige, milde und teilweise recht turbulente Witterung mit allerlei
"Warnerregung" fort.

Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Freitag gelangt Deutschland auf
die Vorderseite eines sich von Westen rasch nähernden Troges, der mit reichlich
Kaltluftadvektion "gefüttert" wird und sich daher fortwährend amplifiziert. Der
Trog korreliert mit einem sich zur nördlichen Nordsee verlagernden Sturmtief,
dessen Frontensystem auch Deutschland erfasst. Durch das leichte Aufsteilen der
Höhenströmung von WSW auf SSW und eingelagerte Kurzwellentröge nimmt die
frontparallele Komponente auf Kosten der senkrechten zu, sodass die Kaltfront
quer über Deutschland etwas ins Schleifen gerät. Summa summarum steht eine Phase
erhöhter Niederschlagsaktivität ins Haus. Die zeitweiligen, teils mäßigen
Regenfälle sind in Südweststaulagen der Mittelgebirge durchaus für eine
Dauerregensituation gut. Mit Ausnahme des Ostens stark böig auffrischender
Südwestwind komplettiert den "schmuddeligen" Wettercharakter. Denn der Gradient
an der Südflanke des Sturmtiefs ist üppig. Während im stabilen Warmsektor
Sturmböen aber wohl nur auf das Bergland beschränkt sind, wird der Höhenwind
(immerhin die "Bft 10-11" im 850-hPa-Niveau) an der Kaltfront durch vertikalen
Impulstransport stellenweise nach unten gemischt, sodass mit Kaltfrontdurchgang
bzw. dahinter Sturmböen auch im Tiefland wahrscheinlich sind. Es erübrigt sich
fast zu erwähnen, dass der Wind auf den Berggipfeln in Orkanstärke daherkommt.
Mit der Südwestströmung wird noch mal ein kräftiger Schwall subtropischer
Warmluft herangeführt, sodass nach frostfreier Nacht quasi flächendeckend
zweistellige Höchsttemperaturen erreicht werden.

Am Samstag schwenkt der mit reichlich Kaltluft angefüllte Höhentrog (<-30 Grad
in 500 hPa) über Deutschland hinweg und die Kaltfront des sich nun nach Jütland
verlagernden Tiefs zieht ostwärts ab. Ihr folgt ein erster Schluck kälterer
Polarluft (um -2 Grad in 850 hPa), in der sich verbreitet Schauer und einzelne
Gewitter entwickeln. Für Schnee reicht es erst mal nur in Kammlagen, sonst
verdient sich das Wetter bei Höchsttemperaturen meist unter 10 Grad lediglich
das Prädikat "nasskühl". Im Fokus des Warnmanagements steht auch am Samstag
zweifelsohne der Wind. Nachdem der Gradient hinter der Kaltfront vorübergehend
etwas auffächert, verschärft er sich mit Übergreifen des Bodentroges nochmal.
Verbreitet ist mit stürmischen Böen, vor allem im Norden und in Verbindung mit
Schauern mit Sturmböen zu rechnen. An der See und im höheren Bergland treten
schwere Sturmböen, auf Gipfeln Orkanböen auf.

In der Nacht zum Sonntag kann sich durch einen flachen Rücken kurzzeitig
Zwischenhocheinfluss durchsetzen. Die Schauer werden zumindest etwas seltener
und das Sturmfeld zieht ostwärts ab. Doch schon Sonntagfrüh und Sonntag tagsüber
schwenkt in der nordwestlichen Höhenströmung ein weiterer Kurzwellentrog nach
Deutschland herein und regeneriert den Haupttrog. Am Boden findet sich ein
Wellentief wieder, das tagsüber einmal quer über Deutschland hinwegzieht. Die
dabei aufkommenden Niederschläge sind zwar zeitweise von der Marke
"Aufgleitniederschläge", bei 850-hPa-Temperaturen von nur wenig unter 0 Grad
bleibt der Schnee aber weiterhin den höheren Lagen des Berglandes (>800-1000 m)
vorbehalten. An der Südwestflanke des Wellentiefs frischt der Wind im Westen und
Süden in Böen nochmal stark bis stürmisch auf, ansonsten flaut er spürbar ab.

Zu Beginn der neuen Woche stellt sich die Wetterlage um und es etabliert sich
die bereits in der Einleitung apostrophierte blockierende Wetterlage. Sie ist
zunächst vom Typ "Omega", im weiteren Verlauf eher vom Typ "High-over-Low",
wobei sich Deutschland stets im "kalten Trogbereich" befindet. Der von der
Barentssee über Skandinavien und Mitteleuropa bis in den zentralen
Mittelmeerraum reichende Trog weist mehrere Drehzentren mit 500-hPa-Temperaturen
von teils unter -35 Grad auf und neigt dazu, über Mitteleuropa abzutropfen.
Zwischen einer Hochdruckzone, die ausgehend von Südwesteuropa allmählich bis zum
Nordmeer, später eher Richtung Skandinavien ausgreift, und tiefem Luftdruck
weiter östlich stellt sich eine nordwestliche bis nördliche Strömung ein. Dem
Zustrom arktischer Luftmassen, die durch "850er" zwischen -5 und -10 Grad
charakterisiert ist, steht somit nichts im Wege. Schauerartige Niederschläge
gehen nach und nach bis in tiefe Lagen in Graupel oder Schnee über. Da aufgrund
guter Durchmischung tagsüber im Tiefland immer noch Plusgrade herrschen, wird es
mit einer Schneedecke dort allerdings schwierig bzw. es bleibt wohl ein
kurzzeitiges Phänomen der Nacht- und Frühstunden. Oberhalb etwa 300 bis 400 m
dürfte der Winter mit Schnee und Frost aber Einzug halten. An den Alpen steht
durch Staueffekte am Montag und Dienstag mit Neuschneemengen um 30 cm in
Staulagen um 50 cm, derweil ein markantes Schneefallereignis an. Dort, wo es
nicht für Schnee reicht, tritt in den Nächten bei leichtem bis mäßigem Frost
"immerhin" Glätte, möglicherweise sogar markante Glätte durch Überfrieren auf.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die jüngsten Simulationen des IFS fügen sich quasi nahtlos in die der Vorläufe
ein. Geringe Unterschiede im Luftdruck- und Geopotentialfeld sind von keiner
nennenswerten Relevanz für die Wetterentwicklung in Deutschland. Das gestern
skizzierte mittelfristige Vorhersagekonzept mit einer nassen, milden und
zeitweise stürmischen Witterung bis zum Wochenende und einer anschließenden
Umstellung hin zu deutlich kälterem, zumindest im Bergland auch winterlichem
Wetter kann somit ohne große Anpassungen fortgeführt werden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die "Modellwelt" ist am heutigen Dienstagmorgen in zwei Lager geteilt. Während
beispielsweise GFS, UKMO und auch NAVGEM ähnlich wie IFS eine blockierende und
für Deutschland kältere Wetterlage prognostizieren, soll die Strömung nach ICON
und beispielsweise auch nach GEM vom Nordatlantik her wieder rasch zonalisieren
und ein Übergang zu einer vergleichsweise milden West- oder Südwestlage
erfolgen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Passend zur guten Konsistenz zwischen den deterministischen IFS-Läufen zeigt
sich auch die Ensembleschar des neusten Laufes bis einschließlich Montag gut
gebündelt. So startet die z. B. die Offenbacher Rauchfahne am Freitag bei einer
850er-Temperatur von etwa +5 Grad, um nachfolgend zwischen Samstag und Sonntag
auf ein erstes niederes Plateau zwischen 0 und -3 Grad abzufallen (Vorstoß
erwärmter Polarluft). Ab Dienstag nimmt der Spread dann schlagartig zu, wobei
die Mehrheit der Member einen weiteren Abfall der Temperatur auf Werte zwischen
-5 und -10 Grad sehen (Vorstoß kalter Arktikluft - nachhaltiges Blocking bei
tiefem Geopotenzial über Deutschland). Der Rest (etwa 1/3) der Memberschar
möchte eine rasche Erwärmung auf teilweise deutlich positive Werte der
850-hPa-Temperatur (Vorstoß milderer Meeresluft - neuerliche Zonalisierung bei
gleichzeitigem Geopotenzialgewinn über Deutschland).

Auch im Clustering spiegelt sich die Unsicherheit wider, ob sich tatsächlich ein
Blocking einstellt. So finden sich sowohl im Zeitraum +120-168h als auch im
Zeitraum +192-240h zwei Cluster. Im ersten Cluster (33 Member) wölbt sich zu
Wochenbeginn ein Rücken über dem Atlantik weit nach Norden auf, woraus sich
nachfolgend die Omega-, später High-Over-Low-Blockingsituation entwickelt. Im
zweiten Cluster (18 Member) wölbt sich der Rücken weniger stark nach Norden auf
und wird rasch nach Osten "durchgereicht". Es folgt zwangsläufig eine
Zonalisierung.

Bei der Entwicklung des mittelfristigen Vorhersagekonzepts ging der "Autor" rein
demokratisch vor: "Die Mehrheit entscheidet!"
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


STURM:
Von Freitag bis Sonntag sind recht verbreitet stürmische Böen oder Sturmböen
(Bft 8-9) aus Südwest bis West wahrscheinlich. Auf exponierten Berggipfeln
treten orkanartige Böen (Bft 11) auf. Sowohl aus der Deterministik als auch aus
der Probabilistik (COSMO-LEPS, IFS-EPS) gibt es dafür sehr deutliche Signale.
Etwas geringere Wahrscheinlichkeiten (LEPS 25%, EPS 15%) für schwere Sturmböen
werden insbesondere am Samstag für die Nordsee gerechnet.
Auch der EFI springt an, bei allerdings geringem SOT - es ist eben keine
wirklich außergewöhnliche Sturmlage für den Frühwinter.

DAUERREGEN:
Im Wesentlichen setzt sich die niederschlagsreiche Witterung auch im
mittelfristigen Zeitraum bis zum Wochenende fort. Bis einschließlich Sonntag
werden in Staulagen zumindest punktuell und meist über einen längeren Zeitraum
Dauerregenwarnschwellen überschritten. Der Schwerpunkt der Regenfälle ist dabei
zweifelsohne am Freitag. Für die meisten Mittelgebirge werden sowohl von LEPS
als auch EPS Wahrscheinlichkeiten zwischen 20 und 50 % für Niederschlagsmengen
>40 mm/24 h angegeben.
Der EFI erreicht verbreitet Werte zwischen 0.7 und 0.9 bei einem SOT>0.

SCHNEE:
Durch Staueffekte teilweise länger anhaltende Niederschläge und durch eine vor
allem ab Sonntag absinkende Schneefallgrenze sind an den Alpen von Sonntag bis
Dienstag markante Neuschneemengen wahrscheinlich. Höhepunkt ist voraussichtlich
am Montag. Dann rechnet das EPS Wahrscheinlichkeiten von 50 bis 80% für
Schneeanteil >20 mm/24 h, in höheren Lagen 10 bis 30% für >30 mm/24 h.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-EZ
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Adrian Leyser