DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

03-12-2018 12:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 03.12.2018 um 10.30 UTC



Mild, regnerisch und zeitweise stürmisch, zur neuen Woche deutlich kälter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 10.12.2018


Der Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Donnerstag - dem Nikolaustag -
startet mit einer Winkelwestlage. In der Höhe ist eine gut definierte, zonal
orientierte Frontalzone auszumachen, die sich von den Grand Banks über den
Atlantik hinweg zu den Britischen Inseln bis nach Mitteleuropa hinein erstreckt.
Winkelförmig nun deshalb, da sich ausgehend von dem steuernden Sturmtief mit
Zentrum dicht südwestlich von Island eine Warmfront über Mitteleuropa legt, die
zögernd ostwärts schwenkt. Präfrontal weist der bodennahe Wind noch eine
Südostkomponente auf und obwohl die Vorgeschichte nicht sonderlich kalt war, ist
die gealterte Luftmasse im Vorfeld ausreichend, um bei passendem Timing
(Übergreifen der Niederschläge in den Frühstunden) bei Temperaturen nahe 0 Grad
im Zittauer Gebirge und der Oberlausitz - eventuell auch noch entlang der Oder -
für gefrierenden Regen zu sorgen. Details respektive ggf. erforderliche
Warnungen obliegen diesbezüglich aber voraussichtlich dem Nowcasting. Wie auch
immer, es handelt sich allenfalls um eine kurze Randerscheinungen, denn der
grundlegende Wettercharakter in Deutschland wird ein milder und regnerischer
bleiben, gelangt schließlich im Warmsektor milde Atlantikluft zu uns, in der
sich auch bodennah im auffrischenden Südwestwind die Temperaturen im Westen und
Süden in zweistellige Höhen schrauben. In den erwähnten Regionen mit
Glatteispotential im äußersten Osten hingegen ist bei maximal 2 bis 5 Grad
Schluss.

Am Freitag greift nach regnerischer und frostfreier Nacht im Tagesverlauf die
Kaltfront des Tiefs von Westen über. Südwärts ausgreifende KLA über dem nahen
Ostatlantik hat unterdessen für eine Amplifizierung des Höhentroges gesorgt.
Dadurch dreht die Strömung über Mitteleuropa zunehmend auf Südwest, was das
Übergreifen der Kaltfront etwas verzögert. In die südwestliche Höhenströmung
sind dabei immer wieder flache Randtröge eingelagert, die die
Niederschlagsaktivität zusätzlich aufrechterhalten. In den Südweststaulagen der
Mittelgebirge ist ein Dauerregenereignis daher nicht unwahrscheinlich. Zudem
frischt der Wind mit Ausnahme des Ostens weiter auf und erreicht auch in tiefen
Lagen spätestens mit Übergreifen der Kaltfront Sturmstärke. In Gipfellagen der
Mittelgebirge drohen Orkanböen. Die Temperaturen steigen entlang des Rheins bis
15 Grad, östlich der Elbe auch schon auf 7 bis 11 Grad.

Am Samstag gelangen wir nach raschem Abzug der Kaltfront ostwärts vollends in
den Trogbereich. Dessen Achse liegt um die Mittagszeit wohl genau über
Deutschland, das Tief mit seinem Kern über Jütland. Da es längst achsensenkrecht
unter dem Höhentief liegt und auch die Temperaturgegensätze immer schwächer
werden, hat es seinen Höhepunkt überschritten. Dennoch bleibt der Gradient an
der Südflanke noch beachtlich, so dass in Verbindung mit zahlreichen Regen- und
Graupelschauern (T500 hPa um -30 Grad) oder auch kurzen Gewittern weiterhin
verbreitet stürmische Böen zu erwarten sind. In Gipfellagen bleibt es bei Böen
bis in den Orkanbereich hinein (Bft 12) und die Niederschläge gehen allmählich
in Schnee über. Auch wenn sich die Luft schon deutlich frischer anfühlen wird,
mit 7 bis 11 Grad bleibt es für die Jahreszeit noch immer zu mild.

Am Sonntag, dem 2. Advent etabliert sich der Höhentiefkomplex über Skandinavien
mit Trog gen Mitteleuropa. Von Nordwesten schwenkt ein flacher Randtrog nach
Deutschland, wodurch sich der Haupttrog regeneriert und noch etwas nach Süden
ausweiten kann. Die 850 hPa Temperaturen liegen im leicht negativen Bereich, so
dass zumindest in Lagen oberhalb von rund 1000 Metern Schnee, darunter meist
schauerartiger Regen fällt. Der Gradient fächert allmählich etwas auf, am
Südrand des Troges (Südwesten) dauern die Sturmböen im Bergland aber noch länger
an.

Zu Beginn der neuen Woche stellt sich die Wetterlage um. Die allgemeine Strömung
meridionalisiert komplett, indem sich über dem Ostatlantik ein Rücken aufwölbt,
der durch hochreichende WLA an dessen Westflanke gestützt wird. Dadurch ergibt
sich eine stabile Omega mit "kaltem" Trogbereich über Mitteleuropa. In diesem
Zusammenhang gehen die Temperaturen in 500 hPa teilweise unter -35 Grad und in
850 hPa bis -10 Grad zurück. Im Zustrom maritimer Kaltluft arktischen Ursprungs
ziehen in der feuchtlabilen Schichtung vor allem nach Osten hin einzelne Schauer
durch, die zunehmend bis in tiefe Lagen in Schnee übergehen. Bei allerdings noch
immer guter Durchmischung bleibt Dauerfrost im Flachland weiterhin die absolute
Ausnahme (eventuell Vorpommern/Lausitz). Für Lagen oberhalb etwa 400 Meter heißt
es dagegen wohl für allem für die Alpen und die östlichen Mittelgebirge "Ski und
Rodel gut".
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufs ist als sehr gut zu bezeichnen. Der
Randtrog am Sonntag wird etwas stärker betont, es könnte sich nach dem neusten
Lauf sogar um ein eigenständiges Wellentief handeln, was die Niederschlags- und
Windprognose an dessen Südflanke noch geringfügig verstärken würde. In der
erweiterten Mittelfrist geht die Tendenz weg von Hoch Mitteleuropa hin zu Nord
zyklonal.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die grobe Entwicklung mit mildem, regnerischem und stürmischem Wetter bis Ende
der Woche und anschließender Wetterumstellung findet sich in allen gängigen
Globalmodellen mehr oder weniger wieder. Im Detail gibt es zwar Unterschiede
(z.B. bezüglich der zeitlichen Positionierung des Tiefs am Samstag), die aber
prognosetechnisch kaum relevant sind.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen sind analog zur guten Konsistenz zwischen den einzelnen
deterministischen Läufen auch innerhalb der Ensembleschar eines Laufes gut
gebündelt. So folgt dem vorläufigen Höhepunkt der 850 hPa Temperatur von ca. 5
Grad am Freitag ein schlagartiger Abfall auf unter 0 Grad zum Samstag
(Kaltfrontdurchgang) und im Anschluss ein eher kontinuierlicher Rückgang auf
Werte um -10 Grad zum Anfang der kommenden Woche (selbst im Südwesten). Haupt-
und Kontrolllauf sind dabei bis in die erweiterte Mittelfrist hinein nahezu
gleichauf und besitzen eine Mehrheit im Ensemble. Diese Mehrheit bröckelt am
ehesten noch im Geopotential. Daher ist die Abkühlung mit Dauerfrost oberhalb
von rund 400-500 Metern als recht sicher einzuschätzen, das zusätzliche
Auftreten von Schneeschauern oder gar Aufgleitniederschlägen von Osten aber als
noch unsicher zu bewerten. Ziemlich sicher wird es für einen verbreiteten
Flachlandwinter aber noch nicht reichen.

Der sukzessive Aufbau der Omegalage zum Wochenwechsel wird auch von den 4
gebildeten Clustern repräsentiert (in Cluster 4 mit Abstrichen da nur flache
Keil-Trog-Muster / 9 der gesamten 51 Member). Ein Kippen zur "warmen Seite" von
Westen "droht" dabei übereinstimmend nicht. Eher orientiert sich die stärkste
WLA fortlaufend Richtung nördliches Skandinavien, was eine High-over-Low Lage in
der erweiterten Mittelfrist als derzeit wahrscheinlichstes Szenario darstellt.
Diese Variante würde die Option für Aufgleitschneefälle von Osten stützen,
wohingegen der Nordwesten eher antizyklonal geprägt und daher vermehrt trocken
bleiben würde.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


GLATTEIS:
Windrichtung (Südost) und vorherige Abkühlung im Böhmischen Becken sprechen aus
Erfahrung für eine Glatteislage im Zittauer Gebirge in der Nacht zum Donnerstag
und Donnerstag Früh (noch unsicheres Übergreifen der Niederschläge) - ohne
allerdings die brisanten Ausmaße der erst kürzlich geschehenen Unwetterlage zu
erreichen.

STURM:
Insbesondere am Freitag und Samstag sind verbreitet starke bis stürmische Böen
zwischen 60 und 70 km/h (Bft 7-8) aus Südwest bis West zu erwarten. In höheren
Lagen der Mittelgebirge treten Böen bis Orkanstärke auf (100-120 km/h, Bft
11-12). Sowohl die synoptische Gesamtkonstellation als auch die Hinweise aus der
Deterministik und Probabilistik sind diesbezüglich erdrückend. Schwächer ist der
Wind lediglich in den Gebieten östlich der Elbe. Da es sich aber um keine
exorbitante, sondern eher um eine "handelsübliche" Sturmlage handelt, springt
der EFI kaum an.

DAUERREGEN:
Punktuelle Warnschwellen können bereits am Donnerstag im Südweststau des
Schwarzwalds und Bayerischen Waldes erreicht werden. COSMO-LEPS bringt immerhin
Wahrscheinlichkeiten bis 40%. Die 50 l/qm im 90% Perzentil des ICON-EPS fürs
Oberallgäu erscheinen hingegen deutlich übertrieben und werden von der
Deterministik nicht einmal annähernd simuliert (meist um 10 l/qm).

Der Höhepunkt ist eindeutig am Freitag zu erwarten. Der EFI liefert für den Tag
bereits ein deutliches Signal mit Werten um 0.7 bei gleichzeitigem SOT >0 .
Dabei werden die westlichen und südlichen Mittelgebirge mit Peaks bis 0.9
akzentuiert. Die Wahrscheinlichkeiten liegen im COSMO-LEPS und ICON-EPS bei bis
zu 60%, nur das EZ-EPS spielt merkwürdigerweise mit nur 10-15% nicht so recht
mit. Dennoch ist zumindest für die Staulagen der Mittelgebirge von einem recht
sicheren Dauerregenevent auszugehen, bei dem Summen zwischen 30 und 50 l/qm
binnen 24 Stunden überschritten werden.

SCHNEE:
Zum Sonntag sinkt die Schneefallgrenze allmählich auf Lagen unter 1000 Meter ab.
Am Nordrand der Alpen und des Erzgebirges sind dann 10 bis 20 Zentimeter
Neuschnee binnen 24 Stunden wahrscheinlich. In Staulagen der Alpen besteht eine
geringe Wahrscheinlichkeit für mehr als 30 cm.

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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ, EZ-EPS, Mos-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen