Thema des Tages
23-11-2018 08:50
Haben Sie auch schon mal ein UFO gesichtet?
Sicherlich hat es an der einen oder anderen Polizeidienststelle schon
einmal einen Anruf eines besorgten Menschen gegeben, der beim Anblick
von Altocumulus lenticularis (Abk.: Ac len) an UFOs dachte und sich
vergewissern wollte, ob wir nicht von Außerirdischen heimgesucht
werden. Das Aussehen von Altocumulus lenticularis erinnert
tatsächlich an ein UFO oder aber auch an Linsen oder Mandeln. So
werden diese Wolken häufig als "Linsenwolken" bezeichnet. Ac len sind
allerdings - zumindest für den Menschen am Boden - ganz harmlose
Wolken und einfach hübsch anzusehen.
Damit sich Altocumuli lenticularis bilden können, muss in der Regel
ein Berg oder Gebirge vorhanden sein. Zudem ist ein starker
Höhenwind, der frontal auf dieses Hindernis stößt, eine weitere
Voraussetzung. Lenticulariswolken entstehen jedoch nur in einer
stabil geschichteten Atmosphäre. "Stabil geschichtet" bedeutet, dass
ein vertikal ausgelenktes Luftteilchen wieder zu seinem Ausgangspunkt
zurückkehrt und nicht ungehindert aufsteigt. Um das Gebirge zu
überströmen, wird die Luft zum Aufsteigen gezwungen und aufgrund der
stabilen Schichtung endet die Luftströmung letztlich in einer
Wellenbewegung auf der Leeseite des Gebirges - eine Schwerewelle ist
geboren. Steigt die Luft auf, kühlt sie sich ab und der Wasserdampf
in der Luft kondensiert. So bildet sich eine Wolke im Wellenberg, in
diesem Fall jene Altocumulus lenticularis. Sinkt die Luft wieder ab,
erwärmt sie sich und die Wolke löst sich auf. Doch die Wellenbewegung
hört hinter dem Gebirgskamm nicht auf. Die entstandene Schwingung
klingt nur langsam ab. Es gibt weitere Wellenberge mit
Lenticulariswolken und Wellentäler ohne Wolken. Im Lee des Gebirges
können noch weit vom Kamm entfernt Wolken in einem gleichmäßigen
Abstand zueinander entstehen. Diese Regelmäßigkeit kommt aufgrund der
Schwingung zustande. Ac len sind meist ortsfest, bewegen sich nicht
und bleiben für mehrere Stunden, selten aber über einen Tag hinaus
sichtbar.
Lenticulariswolken können nicht nur im mittelhohen ("alto")
Wolkenniveau entstehen, auch im Zusammenhang mit Cirrocumulus und
Stratocumulus gibt es die Bezeichnung "lenticularis". Selbst im
Flachland sind Altocumuli lenticularis häufig zu sehen. Denn beim
Aufzug einer Front, vorzugsweise einer stabilen Kaltfront, liegen
zwei verschiedene Luftschichten (unterschiedliche Dichte aufgrund
unterschiedlicher Temperatur) übereinander und an deren Grenze können
sich die Ac len bilden. Zudem sind auch mehrstöckige "Föhnfische"
möglich. Diese sind im Vergleich zu einzelnen Lenticulariswolken
allerdings relativ selten. Beeindruckende übereinander gestapelte
"Linsenwolken" sind auf dem beigefügten Foto
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/11/23.html) zu
sehen.
Halten Sie doch mal Ausschau! Ab dem heutigen Freitagmittag bis
morgen Mittag gibt es wieder Föhn in den Alpen. Aber nicht nur im Lee
der Alpen entstehen diese UFO-förmigen Wolken, auch in den
Mittelgebirgen und sogar in Norddeutschland sind sie hin und wieder
zu sehen.
Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.11.2018
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