DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-11-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 17.11.2018 um 10.30 UTC



Vorerst winterlich. Meist jedoch nur geringe Niederschläge. Insgesamt nur wenig
Temperaturänderung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 24.11.2018


Am Dienstag liegt Deutschland an der Ostflanke eines Höhentiefs, das sich von
einem Kaltlufttropfen in einen Kaltluftkörper umgewandelt hat und sich weiter
nach Westfrankreich verlagert. Dieses Höhentief hat faktisch das blockierende
Höhenhoch, das sich über der Norwegischen See etabliert hat, "unterwandert".
Durch dieses Höhenhoch wird ein ausgedehntes Bodenhoch mit Schwerpunkt über
Skandinavien gestützt, so dass sich im Bodendruckfeld eine kräftige östliche
Strömung ergibt. Mit dieser wird gealterte kontinentale arktische Polarluft
advehiert. Dabei ist der Gradient zunächst noch kräftig, so dass auf höheren
Berggipfeln und auch an einigen Abschnitten der Ostseeküste weiterhin mit Böen
bis Sturmstärke gerechnet werden muss. In freien Lagen sind stürmische Böen
nicht auszuschließen.
Geringe Niederschläge sind in den östlichen Mittelgebirgen und in Küstennähe zu
erwarten. Dabei fällt in mittleren und höheren Lagen durchweg Schnee.
Im Laufe des Mittwochs überquert der Kaltluftkörper die Britischen Inseln.
Dieser erreicht am Donnerstag das Seegebiet westlich von Irland und wird dann in
den dort noch vorhandenen Trog einbezogen, der schließlich austropft. Hieraus
ergibt sich über Westeuropa und dem nahen Ostatlantik ein aus mehreren Zentren
bestehender Höhentiefkomplex.
Über Mitteleuropa setzt sich von Osten her mitteltroposphärisch wieder
antizyklonaler Einfluss durch. Nennenswerte Niederschläge sind dann allenfalls
noch in einigen östlichen Mittelgebirgslagen vorstellbar. Der Gradient wird
dabei zusehends auseinandergezogen, so dass warnrelevante Böen ab Donnerstag
eher nicht mehr auftreten sollten.
Am Freitag greift einer der von dem über dem nahen Ostatlantik liegenden
Höhentiefkomplex ausgehender Kurzwellentrog von Südwesten her auf Deutschland
über. Dieser sorgt auch im Bodendruckfeld für eine Drehung der Strömung auf Süd
bis Südost. Allerdings ist der Gradient zu schwach, so dass ein
Luftmassenwechsel unwahrscheinlich ist. Am Samstag folgt diesem ein weiterer
Kurzwellentrog, der im Tagesverlauf den Westen und Südwesten Deutschlands
erfasst. Mit diesem greifen Niederschläge auf weite Teile Deutschlands über;
wahrscheinlich bleibt es dann nur noch im Norden und Osten weitgehend trocken.
Wenngleich mitteltroposphärisch sich bereits eine südwestliche Strömung ergibt,
bleiben die Luftdruckgegensätze schwach, so dass auch weiterhin kein
Luftmassenwechsel absehbar ist. Dabei ist auch die Phase der Niederschläge noch
unsicher.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum deutet sich eine Drehung der
Strömung auf West an, wobei sich weiterhin leichte Mäandrierungen abzeichnen.
Allenfalls in den Nordwesten könnte dabei mildere Luft gelangen, wogegen in den
anderen Gebieten die Lage schwachgradientig bleibt und somit von einer weiteren
Luftmassenalterung auszugehen ist.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Hinsichtlich der großräumigen synoptischen Strukturen ist der aktuelle Lauf
gegenüber weiter zurückliegenden Modellläufen bis einschließlich Donnerstag
einigermaßen konsistent. Ab Freitag werden die Kurzwellentröge, die den o.g.
Höhentiefkomplex umlaufen, vom heutigen 00 UTC-Lauf kräftiger und weiter nach
Osten reichend simuliert. Während die beiden gestrigen Läufe die östliche
Strömung erneut zunehmen ließen, ist dies nach dem aktuellsten Modelllauf nicht
mehr der Fall.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeigt der heutige 00 UTC-Lauf
erstmalig ein Durchgreifen der westlichen Strömung, wenngleich auch nur in einer
schwachen Ausprägung. Bei den Modellläufen des Vortages war das noch nicht der
Fall.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Dienstag ergeben sich keine prognoserelevanten Unterschiede
zwischen den verfügbaren Modellen. Am Mittwoch lässt GFS, ausgehend von dem
mittlerweile nach Westeuropa abgezogenen Höhentief, einen Sekundärtrog über
Deutschland hinweg in die Nordsee schwenken. Die anderen Modelle haben diese
Entwicklung nicht im Programm. Danach nähern dich die Modelle wieder an. Die
Entwicklung am Samstag wird von GFS und vom Modell des kanadischen
Wetterdienstes gestützt, wogegen ICON den Kurzwellentrog, der den
Höhentiefkomplex umläuft, noch über dem westlichen Mittelmeer belässt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeigt EZMW als einziges Modell
wenigstens ansatzweise eine westliche bis südwestliche Strömung. GFS entwickelt
ein neues Hoch mit Schwerpunkt über der Nordsee, das kanadische Modell bringt
eine Hochbrücke ins Spiel, die sich vom Raum Island über Südskandinavien hinweg
bis nach Westrussland erstrecken soll. An deren Südflanke würde sich dann die
östliche bodennahe Strömung wieder verstärken; eine Fortsetzung der
frühwinterlichen Witterung wäre nach diesem Modell am wahrscheinlichsten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt die oben beschriebene Entwicklung, wonach sich zumindest
im Nordwesten zögernd eine westliche Strömung durchsetzen könnte. Von der
Mehrzahl der Member wird nach Abzug des Höhentiefs eine Erwärmung (oberhalb der
Grundschicht!) gebracht, die nach dem aktuellen Lauf sogar rascher
vonstattengehen soll als nach weiter zurückliegenden Modellläufen. Dies geht mit
einer Abnahme der Niederschlagssignale einher. Zudem nimmt bereits ab der frühen
Mittelfrist beim heutigen 00 UTC-Lauf gegenüber weiter zurückliegenden
Simulationen der Spread deutlich zu.
Das EPS des EZMW folgt nicht der oben beschriebenen Entwicklung und setzt
weiterhin auf ein blockierendes Hoch mit Schwerpunkt zwischen Island und
Schottland. Der oben beschriebene Höhentiefkomplex ist zwar auch beim EPS zu
finden, setzt aber weiter südlich an, so dass herauslaufende Kurzwellentröge
(wie bei ICON) über dem westlichen Mittelmeer verbleiben. Die Version des
deterministischen Laufs wird auch nur von weniger als der Hälfte der
Einzellösungen gestützt. Ein Cluster (mit 14 Einzellösungen) liefert sogar
Indizien für einen Vorstoß arktischer Polarluft unmittelbar aus nördlicher
Richtung. Nach Abzug des Höhentiefs ist auch nach dem EPS des EZMW ein rascher
Temperaturanstieg erkennbar, so dass sich danach das Temperaturniveau in 850 hPa
etwas oberhalb von 0 Grad einpendelt. Dabei bleibt ein hoher Spread bestehen.
Für einen deutschlandweiten Luftmassenwechsel sind auch nach dem EPS des EZMW
die Voraussetzungen nicht gegeben. Somit ist in Bodennähe zumeist eher von einem
wenig geänderten Temperaturniveau auszugehen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Dienstag zeichnet sich der Höhepunkt der Windentwicklung ab, so dass
verbreitet Wind- und in freien Lagen sowie an der Küste einzelne stürmische
Böen, im Bergland Sturmböen bis Bft 9 und auf exponierten Gipfeln schwere
Sturmböen auftreten können.
Am Mittwoch sind Wind- und stürmische Böen auf Teile der Küste sowie auf höhere
Berglagen beschränkt; auf exponierten Gipfeln können mit geringer
Wahrscheinlichkeit noch Sturmböen auftreten. Danach flaut der Wind ab, so dass
markant zu bewarnende Böen dann wahrscheinlich nicht mehr auftreten.
Die Niederschlagsphase ist noch unsicher. Vor allem in den Nächten und jeweils
in den Frühstunden kann Glätte nicht ausgeschlossen werden. Am
wahrscheinlichsten wäre dies im Bergland. Eine großräumige Glättesituation ist
aufgrund der Vorgeschichte und der ohnehin nur geringen Niederschläge eher
unwahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann