DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
13-11-2018 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 13.11.2018 um 10.30 UTC
Mäßig kalt, nachts gebietsweise Frost. Zunächst trocken, ab Sonntag vereinzelt
Niederschläge.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 20.11.2018
Betrachtet man die Höhenströmung zu Beginn der Mittelfrist am Freitag, so zeigt
sich über weiten Teilen Europas eine Omega förmige Struktur. Dabei erstreckt
sich ein ausgedehnter Höhenrücken vom westlichen Mittelmeerraum bis nach
Skandinavien bzw. bis in den Nordosten Europas. Er weist ein abgeschlossenes
Höhenhoch auf, das zonal ausgerichtet von der südwestlichen Nordsee über die
Nordhälfte Deutschlands und Südschweden hinweg bis zum Baltikum reicht.
Flankiert wird der Höhenrücken von zwei Höhntiefs, einem relativ flachen über
dem äußersten Südwesten Europas und einem weiteren, hochreichend mit Kaltluft
gefüllten Höhentiefkomplex über Südosteuropa. Gestützt durch den Höhenrücken
wird ein umfangreiches Bodenhoch mit Schwerpunkt über Russland, dessen Einfluss
bis in den Westen Europas reicht. An der Westflanke des Hochs gelangt mit einer
südöstlichen Strömung zunächst noch relativ milde Luft nach Deutschland.
Am Samstag weitet sich der südöstliche Höhentiefkomplex über das westliche
Mittelmeer hinweg Richtung Westen aus. Dadurch schnürt sich der Höhenrücken ab.
Das resultierende Höhenhoch kann sich noch etwas kräftigen und verlagert seinen
Schwerpunkt auf die Nordsee. Auch im Bodendruckfeld bildet sich ein neuer
Hochschwerpunkt über Skandinavien aus. Mit der zunehmend auf Ost bis Nordost
drehenden Strömung gelangt kältere Luft nach Deutschland, sodass tagsüber meist
nur noch einstellige Höchstwerte erreicht werden. Dabei nimmt der Gradient an
der Südflanke des Hochs etwas zu, sodass in den Höhenlagen der Wind etwas
zunimmt und sich etwaige Nebel- und Hochnebelfelder rascher auflösen.
Im weiteren Verlauf der Mittelfrist verbleibt das Höhenhoch über dem Norden bzw.
Nordwesten Europas. Interessant wird dann die Entwicklung eines
Kaltlufttropfens, der sich ausgehend von einem Höhentrog über Osteuropa mit der
östlichen Bodenströmung gen Westen aufmacht. Dabei soll er auf Basis des EZMW im
Laufe des Sonntags von Osten auf Deutschland übergreifen und am Montag bereits
über Frankreich liegen. Angefüllt mit Höhenkaltluft teils bis minus 32 Grad in
500 hPa sind dann zumindest gebietsweise Niederschläge zu erwarten. Da die
Grundschicht in der östlichen Strömung aber eher trocken ist, sollten diese nur
leicht ausfallen. Die Kaltluftzufuhr am Rande des kräftigen Hochs über
Nordeuropa hält weiter an und kann sich sogar noch verstärken. Deutschlandweit
werden dann zu Beginn der Woche nur noch Höchstwerte zwischen 2 und 7 Grad
erreicht. Der Druckgradient zwischen dem Hoch und einem Tiefkomplex über dem
westlichen Mittelmeer nimmt weiter zu, sodass teils strammer Nordostwind weht
und sich die Temperaturen durch den Windchill deutlich kälter anfühlen werden.
Dort, wo es Niederschläge gibt, kann es dann auch etwas schneien. Je nach
Bewölkungsverhältnissen ist in den Nächten weiterhin mit Frost zu rechnen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis Sonntag kann die Konsistenz des EZMW-Modells als gut bezeichnet werden,
sodass sich keine nennenswerten Unterschiede zu den Prognosen des Vortages
ergeben.
Ab Sonntag lässt die Konsistenz nach. Bereits im gestrigen 12-UTC Lauf wurde der
Kaltlufttropfen prognostiziert, der sich mit der Bodenströmung von Osteuropa
über Deutschland hinweg verlagert und am Montag Frankreich erreicht. Generell
unterliegt die Prognose eines Kaltlufttropfens großen Schwankungen seitens der
Modelle. Insofern erstaunt es, dass die Zugbahn des Drehzentrums und die
Ausprägung des Kaltlufttropfens von den beiden jüngsten Läufen sehr ähnlich
prognostiziert wird. Unterschiede bestehen aber noch in dessen Form und
Ausdehnung.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Der Kaltlufttropfen wird von GFS auf ähnlicher Zugbahn prognostiziert, wie bei
EZMW. Er greift aber erst ab der Nacht zum Dienstag auf Deutschland über. Auch
beim kanadischen GEM sind entsprechende Strukturen in der Höhenströmung zu
erkennen. Allerdings zieht der Kaltlufttropfen auf deutlich südlicherer Zugbahn
etwa über den Alpenraum hinweg, wodurch aber auch Teile Deutschlands unter
dessen Einfluss gelangen würden. Bei ICON hingegen ist zwar ein Kaltlufttropfen
über Südosteuropa zu erkennen, er verbleibt aber dort nahezu stationär, sodass
er kaum Einfluss auf unser Wetter hat und weiterhin der Hochdruckeinfluss
dominiert. Es bleibt also abzuwarten, in welche Richtung die Modelle in den
Folgeläufen tendieren.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahne für Offenbach weist bis Sonntag einen einheitlichen Verlauf auf.
Dabei sinkt die Temperatur in 850 hPa peu a peu ab.
Bei Betrachtung des Geopotentials 500 hPa zeigt sich ab Sonntag und Montag auf
Basis der Mehrheit der Member zwar ein deutliches Absinken des Geopotentials,
gleichzeitig nimmt aber der Spread zu. Haupt- und Kontrolllauf befinden sich am
unteren Rand des Ensembles. Ähnlich sieht es beim Temperaturverlauf für Sonntag
und Montag aus. Signale für Niederschläge sind nur geringfügig vorhanden.
Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum von t+72 bis 96 Stunden fünf
Cluster. Dabei sind der Höhenrücken bzw. das Höhenhoch unterschiedlich
orientiert bzw. ausgeprägt. Nennenswerte Unterschiede für Deutschland ergeben
sich dadurch aber nicht.
Für den Zeitraum von Sonntag bis Dienstag gibt es sechs Cluster, die
letztendlich die Unsicherheiten bezüglich des Kaltlufttropfens widerspiegeln.
Die meisten Member befinden sich in Cluster 1, der eine südlichere Zugbahn des
Kaltlufttropfens zeigt (ähnlich zu GEM) und erst in der Nacht zum Dienstag
(ähnlich zu GFS) auf Deutschland Einfluss nehmen würde. Die zweithöchste Anzahl
an Membern besitzt Cluster 2, in dem sich Haupt- und Kontrolllauf befinden. Auch
die weiteren Cluster deuten darauf hin, dass spätestens am Dienstag in der Höhe
leicht zyklonaler Einfluss aufkommt und zumindest Teile Deutschlands davon
beeinflusst werden.
Insofern scheint die Passage eines Kaltlufttropfens bzw. Höhentiefs zwar
wahrscheinlich, die genaue Zugbahn und somit dessen Ausprägung auf Deutschland
bleiben aber noch unsicher. Meist wird sich dies durch dichtere Bewölkung und
weniger durch nennenswerte Niederschläge äußern.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Im mittelfristigen Vorhersagezeitraum werden meist keine signifikanten
Wettererscheinungen erwartet. Einzig in exponierten Lagen einiger Mittelgebirge
und der Ostseeküste sind ab Freitag mit Gradientzunahme am Rande des Hochs
Sturmböen (Bft 8 bis 9) um Ost wahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger