DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
10-11-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 10.11.2018 um 10.30 UTC
Zunehmend ruhiges und mildes Herbstwetter mit Neigung zu zähem Nebel.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 17.11.2018
Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Dienstag überquert ein Kurzwellentrog
Mitteleuropa und somit auch Deutschland ostwärts. Am Boden korreliert dieser mit
einer Kaltfront, die mit der westlichen Strömung südostwärts über das Land
geschoben wird. Da dadurch der kräftige Rücken über Italien etwas nach Süden
gedrückt wird, herrschen vorübergehend zyklonale Strömungsverhältnisse vor.
Am Mittwoch, nach Abzug des Kurzwellentroges nach Osten, bäumt sich der Rücken
von Italien her wieder nordwärts bis zur Nordsee auf. Gestützt wird dieser von
einem Cut-Off über Nordwestafrika und der südlichen Iberischen Halbinsel. Da
gleichzeitig ein Höhentief über Südosteuropa wieder an die Höhenströmung
andockt, stellen sich "Omega" ähnliche Bedingungen ein. Bei einer antizyklonalen
südlichen bis südwestlichen Strömung werden milde bis sehr milde subtropische
Luftmassen nach Deutschland geführt. Auf dem 850-hPa-Niveau steigen die
Temperaturen bis Mittwochabend auf Werte zwischen 12 Grad im Südwesten und 6
Grad im Nordosten an.
Bis Sonntag bleiben die Geopotential- und Luftdruckmuster und somit auch die
"Omega" ähnlichen Verhältnisse über Europa weitgehend bestehen. Die
hochreichende Antizyklone über Mitteleuropa wird weiter von tiefen Geopotential
eingerahmt. Vor allem von Nordwestrussland bis ins östliche Mittelmeer können
sich zwei ausgeprägte Höhentiefs samt korrelierenden Bodentiefs breit machen.
Auf der Westflanke verlagert sich zwar der Cut-Off unter Auflösungserscheinungen
in den westlichen Mittelmeerraum. Allerdings vergrößert gleichzeitig ein neuer
Kurzwellentrog seine Amplitude über dem Ostatlantik weit nach Süden und tropft
schließlich erneut von der Höhenströmung ab, sodass das Spiel von vorne beginnt.
In Mitteleuropa liegen dabei Strömungsarme Bedingungen vor. Aufgrund der
eingeflossen Subtropikluft verbleiben die Temperaturen im 850-hPa-Niveau aber
noch weitgehend zwischen 7 und 13 Grad.
Ab Montag, zu Beginn der erweiterten Mittelfrist, könnten sich nach derzeitigem
Stand die Geopotential- und Luftdruckmuster leicht modifizieren. Beim aktuellen
00 UTC-Lauf des EZMW verlagert sich der Schwerpunkt des hohen Geopotentials nach
Skandinavien. Allerdings wird bis Dienstag weiter eine Geopotentialbrücke über
Westeuropa hinweg bis in den westlichen Mittelmeerraum simuliert. Von Osten
rückt jedoch eines der beiden kräftigen Höhentiefs weiter nach Westen und setzt
sich mit Kern über Polenfest. Die Strömung dreht demnach auf eine nordöstliche
bis nördliche Komponente und nimmt zunehmend zyklonale Verhältnisse an. Hebung
wird aber kaum prognostiziert, sodass keine nennenswerten Niederschläge zu
erwarten wären. Die Temperaturen auf 850 hPa würden aber abstürzen und am
Dienstagabend nur noch zwischen -8 und +6 Grad liegen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Über den gesamten mittelfristigen Zeitraum simulieren die letzten Läufe des EZMW
die Geopotential und Luftdruckverteilung überwiegend übereinstimmend, sodass
derzeit eine hohe Konsistenz vorliegt. Geringe Abweichungen gibt es lediglich am
Samstag, an dem der gestrige 00 UTC-Lauf über Dänemark ein kleines Randtief
zeigte, welche die Folgeläufe jedoch wieder herausrechneten. Nach Durchzug des
Tiefausläufers am Dienstag sollten sich, abgesehen von einer geringen
Niederschlagsneigung an der Ostseeküste, erneut trockene Witterungsbedingungen
einstellen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Über den gesamten mittelfristigen Zeitraum von Dienstag bis Sonntag simulieren
die betrachteten Globalmodelle GFS, ICON, IFS und GEM die Geopotential- und
Luftdruckverteilung sehr ähnlich. Geringe Abweichungen gibt es bis Sonntag
lediglich bei der genauen Lage der Höhentiefs im Osten sowie bei den
Abtropfprozessen über dem Ostatlantik. Auf das Wetter in Deutschland haben diese
Unterschiede jedoch keinen Einfluss. Modelübergreifend bleiben Niederschläge
Mangelware. Stattdessen setzen sich mehr oder weniger stark ausgeprägt milde bis
sehr milde Witterungsbedingungen fest.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen ausgewählter Orte in Deutschland zeigt bis einschließlich
Freitag bei einem geringen Spread eine hohe Vorhersagegüte für Geopotential und
Temperatur. Erst ab Samstag spreizen die Ensemblemember die Rauchfahnen
signifikant. Ab Sonntag kann aufgrund der aktuellen ENS-Läufe keine sinnvolle
Aussage mehr über die weiterführenden Witterungsbedingungen gemacht werden.
Während sich der Kontrolllauf im Bereich der größten Wahrscheinlichkeitsdichte
befindet, liegt der Hauptlauf dann am unteren Rand des Ensembles. Bei der
Temperatur in 850 hPa umfasst das gesamte ENS am Sonntag Temperaturen zwischen
-8 bis +11 Grad. Gleichzeitig werden für das Geopotential auf der 500-hPa-Fläche
Werte zwischen 545 und 585 hPa wiedergegeben.
Im Zeitraum von +72 bis +96h werden die vom ENS simulierten Geopotential und
Luftdruckmuster in einem Cluster zusammengefasst, was durchgehend das Schema
einer "positiven NAO Phase" beschreibt. Die auf dem Atlantik vorliegenden
zonalen Strömungsverhältnisse werden auf dem Kontinent allerdings weiter von
einer hochreichenden Antizyklone blockiert. Die Frontalzone kann dabei lediglich
am Dienstag, den 13. November noch auf Deutschland übergreifen.
Die Geopotential- und Luftdruckverteilungen im Zeitraum von +120 bis 168h werden
insgesamt in 5 Cluster aufgeteilt, die aber allesamt in das Schema "Blocking"
fallen. Signifikante Abweichungen vor allem für Mitteleuropa sind zwischen den
Clustern nicht zu verzeichnen. Dort sollen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit
trockene und milde Witterungsbedingungen einstellen. Insgesamt beziehen sich die
geringen Unterschiede der Felder auf die Mächtigkeit und Lage des hohen
Geopotential sowie auf den Abtropfungsprozess über dem Ostatlantik. Der
Hauptlauf wird dabei in Cluster 2 geführt und der Kontrolllauf ist in Cluster 1
eingeordnet.
In der erweiterten Mittelfrist von +192 bis +240h wird die Variabilität des ENS
sogar mit sechs Cluster beschrieben, die nahezu komplett eine blockierende
Wetterlage präsentieren. Die ersten fünf Cluster zeigen dabei eine Verlagerung
der hochreichenden Antizyklone nach Skandinavien. Fraglich bleibt nach
derzeitigem Stand inwieweit sich weiter eine Brücke des hohen Geopotentials in
den westlichen Mittelmeerraum erstreckt und wie weit und mit welcher Intensität
ein Höhentief von Osteuropa nach Westen vorstoßen kann. Bei Cluster 1 sind die
Höhentiefs über Osteuropa zu schwach und ziehen eher in den Mittelmeerraum. Für
Deutschland dominiert weiter starker antizyklonaler Einfluss. Cluster 2, welches
den Hauptlauf enthält, zeigt das Vordringen eines Höhentiefs unter Abschwächung
nach Mitteleuropa. Cluster 3 beschreibt einen ähnlichen Vorgang wie Cluster 1,
bloß mit kräftigeren Höhentiefs. Cluster 4 doppelt Cluster 3 mit einem
schwächeren Cut-Off über der Iberischen Halbinsel. Cluster 5 mit dem
Kontrolllauf lassen ein schwaches Höhentief einmal von Osten über Deutschland
hinwegziehen und Cluster 6 zeigt weiter Omega ähnliche Strukturen über
Mitteleuropa sowie eine Zonalisierung über dem Atlantik.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der EFI zeigt abgesehen von einem stark überdurchschnittlichen Temperaturniveau
zu Beginn des Zeitraums keine signifikanten Wetterereignisse.
Die Probabilistik gibt nur für Dienstag Hinweise für markante Böen im
Nordseeumfeld und angrenzenden Binnenland sowie in Kammlagen der nördlichen
Mittelgebirge. Während ICON und C-LEPS mit Wahrscheinlichkeiten 5 und 30%
stürmische Böen ausschließlich an der Nordseeküste sowie auf den vorgelagerten
Inseln sehen, lässt EZ-EPS mit Werten bis 45% stürmische Böen vom Niederrhein
bis nach Schleswig-Holstein zu.
Ansonsten werden bis einschließlich Sonntag keine signifikanten Wetterereignisse
erwartet.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZ-EPS, det. EZ
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel