Thema des Tages

10-11-2018 09:20

Vorübergehend Regen - danach "back to the roots"

In der Nordwesthälfte Deutschlands stehen vorübergehend feuchte
Zeiten an. Und um mal eine ganz verwegene Theorie zu äußern: Die
Mehrheit wird dem anstehenden Regen in Anbetracht der zurzeit
bestehenden außerordentlichen Trockenheit eher wohlgesonnen sein. Ein
kräftiger und umfangreicher Tiefdruckkomplex über dem Nordostatlantik
entwickelt genug "Power", sodass sich dessen Ausläufer gegen den
kontinentalen Hochdruckblock über Mitteleuropa zumindest in Teilen
durchsetzen können. Im Westen, Norden und in Teilen der Mitte darf
man sich bis einschließlich Dienstag über zeitweiligen Regen,
mitunter auch Schauer oder gar einzelne Gewitter freuen.

Etwa nordwestlich einer Linie von Südbaden über Hessen bis nach
Mecklenburg werden bis Dienstagabend nennenswerte und erstmals seit
längerer Zeit ziemlich flächendeckende Niederschlagsmengen zwischen
10 und 20 Liter pro Quadratmeter erwartet (siehe Grafik auf
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/11/10.html). Im
Bereich der westlichen Mittelgebirge, also rund um Eifel, Hunsrück,
Westerwald und Rothaargebirge, akkumulieren sich die Niederschläge
gebietsweise auf Mengen um 30, in Staulagen möglicherweise auch auf
um 40 Liter pro Quadratmeter. Die extrem niedrigen Pegel der großen
Flüsse, wie beispielsweise des Rheins, werden dadurch mit einer
gewissen Verzögerung leicht ansteigen können - vermeintlich aber
nicht in dem Maße, dass das Niedrigwasser und die eingeschränkte
Schifffahrt der Vergangenheit angehören werden. In weiten Teilen des
Südens und Ostens werden steigende Flusspegel ziemlich sicher kein
Thema sein, denn die Tiefausläufer verlieren nach Südosten hin
zunehmend ihre Wirkkraft bzw. kommen gegen das osteuropäische
Hochdruckbollwerk kaum an. Somit fällt zwar gebietsweise messbarer,
aber im Hinblick auf die Trockenheit kaum nennenswerter Regen.

Mal ganz von der räumlichen Begrenztheit abgesehen, wären die in den
kommenden Tagen anstehenden Niederschläge für die Natur nur dann
wirklich wertvoll, wenn mittelfristig weitere folgen würden. Selbst
unter gebührender Berücksichtigung der mit dem Vorhersagehorizont
zunehmenden Vorhersageunsicherheiten darf man getrost, und ohne sich
zu weit aus dem Fenster lehnen zu müssen, von einem "back to the
roots" sprechen - also quasi von einem "Zurück zu Altbewährtem". Denn
der aufflammende Tiefdruckeinfluss bleibt ein Strohfeuer. Schon zur
Wochenmitte baut sich über dem europäischen Kontinent ein
hochreichendes und stabiles Hochdruckgebiet auf, das atlantische
Tiefdruckausläufer bis auf Weiteres von uns fernhält. Regenfälle
werden mit hoher Wahrscheinlichkeit für einige Tage, vermutlich sogar
für 1 bis 2 Wochen komplett ausfallen. Dies würde die Trockenheit
dann wieder verschärfen - auch im Winterhalbjahr, ganz ohne Hitze.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.11.2018

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