DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-10-2018 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 27.10.2018 um 10.30 UTC



Südlage mit Trog über Westeuropa; Föhnsturm an den Alpen, meist trocken und
deutlich zu warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 03.11.2018


Zu Beginn der Mittelfrist liegt ein stark ausgeprägter Trog über Westeuropa, der
bis weit nach Nordwestafrika reicht. Dem gegenüber steht ein kräftiges,
blockierendes Hoch mit Zentrum über Osteuropa. In der Nacht zum Dienstag zieht
an der Ostflanke des Langwellentroges ein ausgeprägtes Tief von den Westalpen in
die Nordsee. Gestützt wird dieses Tief durch eine Leezyklogenes an den
Westalpen. Entwicklungsgünstig im linken Ausgang und im rechten Eingang des Jets
deudet das Tief Strukturen einer Shapyro-Keyser-zyklone an. Zunächst einmal
entsteht in der Nacht zum Dienstag eine ausgeprägte Föhnlage mit extremen
Niederschlag an der Alpensüdseite und schwerem Sturm am Alpennordrand. Auf den
Bergen gibt es Orkanböen. Durch das Nord-Nordwestwärts abziehende Tief greift
der westeuropäische Trog am Dienstag auf Deutschland über. Tagsüber baut sich am
stärker werdenden Tief im südlichen Sektor ein starker Gradient auf. Ob diese im
Zusammenhang mit einem Cold-Conveyor-Jet stehen, ist noch unsicher. Jedenfalls
baut sich ein markanter Low-Level-Jet mit bis zu 50 kn auf 850-hPa auf, was
zumindest schwere Sturmböen bis in tiefe Lagen in den Bereich des möglichen
rückt.

Über Deutschland breitet sich im Tagesverlauf erwärmte Polarluft aus. Dabei
werden etwas kräftigere Niederschläge an der Kernwirbelokklusion an der
Südflanke des Tiefs simuliert. Im neuen Lauf sinkt dabei die 850-hPa-Temperatur
im Westen vorübergehend auf -4 °C, sodass in den westlichen Mittelgebirgen
Schnee fallen würde. Die subtropische Luft im Nordosten Deutschlands wird im
Tagesverlauf allmählich verdrängt. Tagsüber baut sich am stärker werdenden Tief
ein starker Druckgradient auf, sodass im Westen Sturmböen zu erwarten sind.

Am Mittwoch und Donnerstag liegt Mitteleuropa vorderseitig des westeuropäischen
Langwellentroges, der sich nach Abzug des Tiefs über der Nordsee auf Grund
seiner langen Wellenlänge leicht retrograd verlagert hat. Über Mitteleuropa
herrscht dem zu Folge eine kräftige Südströmung, die warme subtropische Luft
heran führt. Während es im Osten häufig Auflockerungen gibt, und es meist
trocken bleibt, gibt es im Westen unter Trogeinfluss wiederholt leichten Regen.

Am Freitag findet ein erneuter Cut-Off ins westliche Mittelmeer statt, wodurch
der in seiner Wellenlänge deutlich verkürzte Resttrog als schwacher
Kurzwellentrog über den Norden Deutschlands hinweg zieht. In Nordostdeutschland,
sowie am östlichen Alpenrand setzt Aufgleiten ein. Dort wird etwas Regen
simuliert.

Am Wochenende rückt vom Atlantik ein neuer Trog nach, der wieder über Westeuropa
austrogt. Zwischen dem sich regenerierenden Nordosteuropahoch und dem Trog
stellt sich über Mitteleuropa wieder eine südliche Strömung ein, in der
Saharaluft herangeführt wird. Die 850-hPa-Temperatur erreicht im Süden wieder
Werte über 10 °C.

Der westeuropäische Trog, der gegen das blockierende Hoch anläuft wird immer
wieder durch neue atlantische Tiefdruckgebiete, die sich stromabwärts
entwickeln, regeneriert und breitet seinen Einfluss nur langsam nach
Mitteleuropa aus, sodass wir auch in der erweiterten Mittelfrist in der Warmluft
verbleiben.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue ECMWF-Lauf ähnelt im Wesentlichen den Vorläufen. Die Niederschläge am
Dienstag greifen mehr östlich aus, sodass jetzt etwas höhere Regenmengen
simuliert werden. Am Wochenende befindet sich die Trogachse des Westeuropatroges
im neuen Lauf weiter westlich, wodurch es bei uns antizyklonaler bei höheren
Temperaturen ist.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen Globalmodelle sehen die großräumige Entwicklung ähnlich. Einige
Unterschiede gibt es bereits am Dienstag bezüglich der Zugbahn des
Tiefdruckgebietes, wodurch die genaue Position des Niederschlagsfeldes an der
Kernwirbelokklusion variiert. GFS und ICON bevorzugen eine nördlichere Variante
mit höheren 850-hPa-Temperaturen. In diesen Modellen bleibt die Schneephase in
den Mittelgebirgen aus. Des Weiteren rechnet GFS6z und auch ICON mit der
Ausbildung eines kräftigen Sturmtiefs mit 9er oder 10er Böen im Flachland im NRW
und orkanartigen Böen an der Küste und auf den Bergen.
GFS simuliert den Resttrog am Freitag deutlich schwächer ohne
Aufgleitniederschläge im Osten und an den Alpen. Im weiteren Verlauf liegt die
Trogachse weiter westlich, als im ECMWF, sodass Deutschland vollständig
antizyklonal geprägt ist.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bis Mittwoch ist die Streuung in den Rauchfahnen bezüglich des Geopotenzials und
der 850-hPa-Temperatur vergleichsweise gering. Bezüglich des Regens am Dienstag
gibt es im Westen Deutschlands immer noch recht unterschiedliche Simulationen.
Bei den 850-hPa-Temperaturen ist der Hauptlauf mit -4 °C am Dienstag mit einer
der kältesten Mitglieder. Der Großteil liegt nur wenig unter 0°C.
Ab Donnerstag nimmt die Streuung im geopotenzial und den 850-hPa-Temperaturen
deutlich zu. Fast alle ENS-Mitglieder zeigen aber ein für die Jahreszeit zu
hohes Temperaturniveau. Die Anzahl der wärmeren Läufe mit höheren Geopotenzial
hat in den letzten Rechnungen zugenommen. Der Hauptlauf befindet sich im Bereich
des Medians. Auch wenn die Niederschlagssignale nur gering sind, so zeigt sich
dennoch besonders in Nord- und Ostdeutschland eine Zunahme ab Freitag.

Die Clusteranalysen zeigen alle die starke positive Geopotenzialanomalie über
Osteuropa und eine daraus folgende Südlage für Mitteleuropa. Dabei sind die
meisten Cluster für Deutschland überwiegend antizyklonal. Auch im erweiterten
Mittelfristzeitraum ab 4.November zeigt nur ein Cluster mit nur 4 Mitgliedern
ein Übergreifen des Langwellentroges auf Mitteleuropa. Die Persistenz der Lage
wird deutlich, wenn man sich die Cluster vom 7. - 11.November anschaut. Dann
gibt es nur noch einen Cluster mit einer weiterhin deutlich positiven
Geopotenzialanaomalie über Osteuropa und einem Trog über Westeuropa.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Wetterentwicklung relativ sicher
scheint. Am Anfang der Woche gibt es eine ausgeprägte Föhnlage. Unsicherheiten
gibt es bezüglich der Zugbahn des Tiefs am Dienstag, wodurch große
Unsicherheiten bezüglich der Niederschläge im Westen entstehen. Danach stellt
sich mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Trogvorderseite mit für die Jahreszeit
deutlich zu warmen Temperaturen und nur wenig Regen ein, die voraussichtlich bis
zum Ende des Mittelfristzeitraums anhält. Auf Grund ihrer Stabilität könnte es
sein, dass diese Lage einen längeren Witterungsabschnitt bis in die erste
Novemberhälfte hinein prägt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Föhnsturm mit Höhepunkt in der Nacht zum Dienstag an den Alpen scheint aus
derzeitiger Sicht sehr wahrscheinlich. Dabei kann es durchaus sein, dass in
anfälligen Föhntälern, wie zum Beispiel im Isartal orkanartige Böen mit über 100
km/h auftreten. Auf den Bergen gibt es Orkanböen.
Die Hinweise auf Sturmböen oder sogar schwere Sturmböen bis in tiefe Lagen am
Dienstag im Westen haben sich mit den letzten Läufen noch erhärtet. (Moderate
bis stärkere Signale im EFI). Diesbezüglich gibt es aber noch größere
Unsicherheiten. Die Entwicklung eines kräftigen Sturms wird aber immer
wahrscheinlicher. Ob sich das Tief zu einer Shapyro-Keyser-Zyklone entwickelt
und einen CC-Jet ausbildet, der schwere Sturmböen bis in die Grenzschicht
transportiert, ist noch unsicher.

Ansonsten beschränken sich Sturmböen in der Mittelfrist auf die Küste und die
Berglagen.

Die Schneefälle am Dienstag in den westlichen Mittelgebirgen sind eher
unwahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-Hauptlauf; MOS-MIX; Böen am Dienstag: ICON
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold