Thema des Tages
26-10-2018 08:20
"Von O bis O"
In den vergangenen Wochen erlebten wir einen goldenen Oktober, wie
man ihn sich nicht besser vorstellen könnte. Verbreitet neue
Temperaturrekorde über 25 Grad weckten eher Sommer- als
Wintergefühle. Bei diesen Wetterbedingungen hat man ganz vergessen,
dass wir uns meteorologisch gesehen bereits in der zweiten Hälfte des
meteorologischen Herbstes (1. September bis 30. November) befinden.
In dieser Woche gestaltete sich das Wetter schon eher der Jahreszeit
entsprechend. Kühlere Temperaturen, Wind, viele Wolken und zumindest
in vielen Regionen etwas Regen waren mit von der Partie. Der Herbst
schreitet weiter voran, da wird es nun auch für Autofahrer so langsam
Zeit, sich auf die Wintersaison vorzubereiten.
Als grober Anhaltspunkt für das Wechseln von Sommer- zu Winterreifen
und umgekehrt gilt die Faustregel "Von Oktober bis Ostern", kurz
gesprochen "Von O bis O". Natürlich darf man diese Regel nicht allzu
streng nehmen. Das sieht man schon alleine daran, dass Ostern jedes
Jahr auf ein anderes Datum fällt. Generell hängt der geeignete Termin
für den Reifenwechsel von den aktuellen Wetterbedingungen ab. Gerade
bei frühen Ostern kann es durchaus auch nach Ostern noch ein
winterliches Intermezzo geben.
In Deutschland gibt es keinen gesetzlich vorgeschriebenen Zeitraum
für die Nutzung von Winterreifen. Aber die Straßenverkehrsordnung
verpflichtet, bei winterlichen Straßenverhältnissen nur mit
wintertauglichen Reifen zu fahren. In Österreich sieht das Gesetz
hingegen vor, dass im Zeitraum vom 1. November bis 15. April bei
Schnee, Matsch, Reif oder Glatteis Winterreifen verwendet werden
müssen.
Aber nicht nur bei Schnee und Glätte sind Winterreifen ratsam. Auch
die Temperatur hat einen entscheidenden Einfluss auf die
Bodenhaftigkeit der Reifen. Damit ein Winterreifen auch bei kalten
Temperaturen geschmeidig bleibt, enthält die Gummimischung einen
hohen Anteil von Naturkautschuk. Aber Vorsicht! Auch ein zu früher
Wechsel von Sommerreifen auf Winterreifen ist nicht von Vorteil, denn
bei zu hohen Temperaturen wird der Winterreifen zu weich, was sich
ebenfalls negativ auf die Bodenhaftigkeit auswirkt. Hätte man in
diesem Jahr die oben genannte Faustregel für bare Münze genommen und
hätte schon Anfang Oktober den Wechsel vollzogen, wäre man sicher
nicht gut beraten gewesen. Lange Zeit galt als Anhaltspunkt, die
Reifen bei etwa 7°C zu wechseln. Allerdings hängt die ideale
Temperatur von der genauen Reifenart ab - ganz falsch liegt man bei
dieser Temperatur für den Reifenwechsel dennoch nicht.
Das kommende Wochenende eignet sich ganz gut für den Einsatz von
Wagenhebern und Radmutterschlüsseln, denn die Wetterlage stellt sich
um. Über Westeuropa stößt ein Höhentrog mit polarer Kaltluft weit
nach Süden bis zur Iberischen Halbinsel vor, wo er in der Nacht zum
Sonntag zu einem Höhentief abtropft. An der Vorderseite bildet sich
über dem noch warmen Mittelmeer in der Nähe der Balearen ein
Tiefdruckgebiet. Ein zweites Tief befindet sich über der Ostsee. Die
dazugehörige Kaltfront überquert am heutigen Freitag und in der Nacht
zum Samstag Deutschland mit leichten Regenfällen (siehe Abbildung).
Hinter ihr wird fließt Kaltluft ein. Gleichzeitig wird an der
Vorderseite des Balearentiefs Warmluft nach Norden über die Alpen
transportiert und gleitet auf die eingeflossene Kaltluft auf. Die
damit verbundenen Niederschläge vereinen sich über Süddeutschland mit
den Niederschlägen der Kaltfront. Dabei sinkt die Schneefallgrenze
immer weiter ab, sodass in der Nacht zum Sonntag vor allem im
Schwarzwald und der Schwäbischen Alb die ersten Schneefälle erwartet
werden. Die Schneefallgrenze könnte zeitweise auf 800 m sinken,
örtlich ist durchaus mit einigen Zentimetern Neuschnee zu rechnen.
Sonntagmorgen könnten auch die fränkischen Mittelgebirge und ab
Sonntagmittag der Thüringer Wald und das Erzgebirge etwas Schnee
abbekommen, viel liegen bleiben wird dort aber nicht. Auch im
Tiefland wird es ungemütlich bei sehr kühlen Temperaturen zwischen 4
und 8 Grad. Winterreifen sind bei diesen Wetteraussichten sicher
keine schlechte Wahl.
Dipl.-Met. Dr. Markus Übel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.10.2018
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