Thema des Tages
14-10-2018 08:50
Sternhimmel
Normalerweise ist der Herbst nicht der Freund von Sterngucker und
Hobbyastronomen. Häufig gibt es Nebel und Dunst. Nicht so in diesem
Jahr, denn eine außergewöhnliche Hochdruckwetterlage sorgt für
zahlreiche klare Nächte.
So lassen sich derzeit in den Abendstunden im Zenit und im Westen
noch die Sommersternbilder beobachten. Die hellsten Sterne Altair,
Wega und Deneb bilden das sogenannte "Sommerdreieck". Währenddessen
sieht man im Nordosten und Osten schon die typischen Herbstgestirne
mit Kassiopeia (dem Himmels-W), Andromeda, Perseus sowie den Stier
mit seinem roten Hauptstern Aldebaran und den Sternhaufen der
Plejaden (Siebengestirn). Im Süden leuchtet der Mars als sehr helles
rotes Himmelsobjekt. In dunklen, ländlichen Gegenden lässt sich das
Band der Milchstraße erkennen, das sich jetzt von Osten über den
Zenit nach Westen erstreckt.
Voraussetzung für einen gut sichtbaren Sternhimmel ist nicht nur
allein der wolkenfreie Himmel. So beeinflussen weitere atmosphärische
Einflüsse das Sternenlicht auf seinem Weg durch die Atmosphäre. Ein
wichtiger Faktor ist die Luftfeuchtigkeit. Bei hoher Luftfeuchtigkeit
bildet sich Dunst, der das Licht der Sterne streut und somit
schwächt. Für einen "guten" Himmel ist also eine niedrige relative
Luftfeuchtigkeit von Nöten. Unter anderem deshalb stehen auch viele
große Observatorien in der Wüste. Eine trockene Atmosphäre ist
allerdings noch kein Garant für gute Beobachtungsbedingungen. Bei der
Beobachtung mit Teleskopen spielt die Luftunruhe bei höheren
Vergrößerung eine zunehmende Rolle. Bei Luftunruhe wird das Licht der
Sterne unregelmäßig abgelenkt (unregelmäßige Brechung). Daher kommt
auch das Funkeln der Sterne. Im Teleskop fängt das Bild an zu
flimmern und wird unscharf, Astronomen sprechen auch von Seeing. Für
Luftunruhe und damit schlechtem Seeing sind hauptsächlich Turbulenzen
in der unteren Atmosphäre oder stärkere vertikale
Temperaturgegensätze verantwortlich.
Doch der wichtigste Faktor bei der Sternbeobachtung ist die
Lichtverschmutzung. Durch die günstige LED-Beleuchtung wird die Nacht
immer mehr zum Tag gemacht. Das künstliche Licht wird dabei in der
Atmosphäre gestreut und hellt den Nachthimmel auf. Bei einem
unverschmutzten Himmel lassen sich tausende von Sternen mit bloßem
Auge beobachten. In großen Städten erkennt man jedoch nicht mal mehr
die hellen Sternbilder. So haben viele Städter noch nie die
Milchstraße gesehen.
Fotografisch kann man mit längeren Belichtungszeiten jedoch auch in
der Stadt noch Astronomie betreiben, wie das Bild des Zentrums der
Andromedagalaxie, das in einem Vorort von Frankfurt am Main gemacht
wurde, zeigt (siehe
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/10/14.html). Die
Andromedagalaxie oder auch großer Andromedanebel ist mit 2 Mio.
Lichtjahren Entfernung unsere Nachbargalaxie. Sie ist ein
Sternsystem, wie unsere Milchstraße, das eine Billion Sterne
beherbergt. Zu erkennen sind neben bläulichen Sternhaufen auch dunkle
Staubbänder und leicht rötlich leuchtende Wasserstoffnebel. Auf dem
Land kann man in klaren Nächten diese Galaxie sogar mit bloßem Auge
im Sternbild Andromeda finden. Zu Zeiten der chemischen Fotografie
waren solche Bilder nur den großen Observatorien oder wenigen
Spezialisten mit großem Aufwand vorbehalten. Durch die digitale
Fotografie kann man jetzt viele Details auch mittels Amateurgeräten
einfangen. Das erwähnte Bild wurde mit einer digitalen
Spiegelreflexkamera an einem Amateurteleskop aus 40 Einzelbildern mit
jeweils 5 Minuten Belichtungszeit angefertigt. Damit ergibt sich eine
Gesamtbelichtungszeit von über 3 Stunden. Gegen die
Lichtverschmutzung hilft ein spezieller Filter, der aber durch die
zunehmende LED-Beleuchtung immer mehr an Effektivität verliert. Für
den Rest sorgt die digitale Bildverarbeitung.
Abgesehen vom Nordwesten Deutschlands bieten die nächsten Nächte
häufig einen klaren Himmel, sodass man die Andromedagalaxie suchen
kann. Allerdings stört dabei immer mehr das helle Licht des
zunehmenden Mondes, der in den nächsten Tagen immer später untergeht.
Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.10.2018
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