Thema des Tages
01-10-2018 08:20
Gefährlicher Herbstnebel?!
Schaut man im Oktober aus dem Fenster oder beobachtet bei einem
gemütlichen Spaziergang die Natur, sieht man den Herbst in seiner
vollen Pracht. Auch die Blätter der Laubbäume, die bisher noch nicht
von der Trockenheit betroffen waren, färben sich allmählich von Grün
und Goldgelb über Rot zu Braun, Hobbygärtner bringen ihre
Balkonpflanzen vor nächtlichem Frost in Sicherheit und die Vögel
scharen sich am Himmel und bereiten sich auf ihre lange Reise in
Richtung Süden vor.
Die Tage werden nun kürzer, die Nächte länger und somit dauert auch
die nächtliche Auskühlung länger an. Gerade bei schwachen
Windverhältnissen während herbstlicher Hochdrucklagen und einem meist
nur gering bewölkten oder klaren Himmel kann sich die Luft in der
Nacht bis zur sogenannten Taupunkttemperatur abkühlen. Bei dieser
Temperatur handelt es sich jedoch keineswegs um die Temperatur, ab
der Eis taut, sondern vielmehr um jene Temperatur, ab der sich Tau
beispielsweise auf Wiesen niederschlägt (siehe www.dwd.de/lexikon).
Dann beginnt der Wasserdampf zu kondensieren und es bilden sich
Nebeltröpfchen. Wird dabei die horizontale Sichtweite auf Augenhöhe
nur geringfügig beeinträchtigt, spricht man von Dunst. Beträgt die
Sicht jedoch weniger als einen Kilometer, liegt definitionsgemäß
Nebel vor. Unterschreitet die Sichtweite überregional die Schwelle
von 150 Metern, wird laut den Warnkriterien des DWD eine Nebelwarnung
fällig. Dabei variiert auch die Andauer der Warnung im Herbst.
Während sich der Nebel im September im Laufe des Tages aufgrund des
höheren Sonnenstandes meist noch vollständig auflöst, kann er im
Oktober in windgeschützten Niederungen bereits den ganzen Tag
anhalten und die Sonne lediglich als blasse, trübe Scheibe am Himmel
erscheinen lassen. Besonders nebelanfällig ist beispielsweise das
Donautal. Dort sorgt die Donau für zusätzliche Feuchtigkeit in der
Umgebungsluft.
Zugegeben ist der Gedanke an Nebel aber nicht gerade Furcht
einflößend. Eigentlich hat er fast schon etwas Besinnliches oder
Verträumtes an sich. Was ist so bedrohlich an diesem mehr oder
weniger dichten Schleier, der sich geräuschlos über Wald und Wiesen
legt?
Dass beispielsweise Gewitter gefährlich für uns Menschen sein können,
ist vielen von uns auch diesen Sommer wieder bewusst geworden.
Statistisch gesehen sterben etwa drei bis sieben Menschen jährlich
allein an Blitzschlag. Wer allerdings davon ausgeht, dass die nun
angebrochene Jahreszeit wettertechnisch ungefährlicher abläuft,
täuscht sich. Die Statistik spricht hier eine eindeutige Sprache: In
den Jahren 2011 bis 2017 registrierte die Polizei laut dem
Statistischen Bundesamt insgesamt 4155 Verkehrsunfälle, bei denen
Nebel eine Rolle spielte. Insgesamt nahmen dabei 4476 Personen
Schaden, 146 Menschen verloren dabei ihr Leben. Im Durchschnitt sind
das also über 20 Tote pro Jahr, die der Nebel im Straßenverkehr
fordert. Dabei ereigneten sich rund 60 Prozent aller Nebelunfälle in
den Monaten Oktober bis Dezember!
Nebel stellt somit eine deutlich unterschätzte Gefahr dar. Neben dem
Flug- und Schiffsverkehr wird hauptsächlich der Straßenverkehr durch
Nebel stark beeinträchtigt und erheblich gefährdet. Innerhalb
kürzester Zeit kann die Sichtweite für Autofahrer in plötzlich
auftauchenden, dichten Nebelbänken nahezu auf null sinken. Wer dann
mit Geschwindigkeiten von über 100 km/h unterwegs ist, kommt einem
Piloten, der sein Flugzeug im Blindflug fliegt, nahe. Der wesentliche
Unterschied besteht nur darin, dass die Flugzeuge technisch für
solche Gegebenheiten ausgerüstet sind, PKWs hingegen kaum. Der
Anhalteweg, der neben dem eigentlichen Bremsweg auch die
Reaktionszeit des Autofahrers beinhaltet beträgt bei einer
Geschwindigkeit von 100 km/h bereits über 100 Meter!
Schalten Sie also selbst bei leichtem Nebel schon das Abblendlicht
ein und passen Sie die Geschwindigkeit Ihres Fahrzeugs den
Sichtverhältnissen an! Die Nebelschlussleuchten dürfen nach
Straßenverkehrsordnung allerdings erst bei einer Sichtweite unter 50
Metern benutzt werden, da das rote Schlusslicht bis zu 30 Mal heller
erstrahlt als gewöhnliche Rückleuchten und somit nachfolgende Fahrer
blenden könnte. Als Orientierungshilfe können Sie die Leitpfosten am
Straßenrand zu Hilfe nehmen, die in der Regel in einem Abstand von 50
Metern angeordnet sind. Auf Fernlicht sollte allerdings besser
verzichtet werden, da Sie sich damit durch das von den
Wassertröpfchen im Nebel reflektierte Licht eher selbst blenden.
In den kommenden Tagen ist die Nebelgefahr zunächst nur gering.
Ausläufer von Tief "JESSIKA" sorgen für einen auffrischenden Wind und
eine gute Durchmischung der Luft, sodass sich höchstens in einzelnen
windgeschützten Tallagen örtliche Nebelfelder ausbilden können. In
der Nacht zum Donnerstag sorgt jedoch Hoch "ULF" für eine
Wetterberuhigung, sodass der Wind deutlich nachlässt und sich vor
allem in der Südwesthälfte teils dichter Nebel bilden kann.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.10.2018
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