Thema des Tages
28-09-2018 08:20
Die Zukunft tropischer Wirbelstürme
Alle, die sich für Wetter interessieren, konnten in den letzten
Jahren in den Nachrichten immer wieder etwas über tropische
Wirbelstürme lesen. Vielleicht haben sie in den vergangenen Tagen
auch etwas über den Hurrikan "Florence" im Atlantik oder die Taifune
"Mangkhut" bzw. "Ompong" und "Trami" im Pazifik gehört. Tropische
Wirbelstürme sind vor allem über dem Land Naturkatastrophen, deshalb
beschäftigen sich viele Wissenschaftler mit diesem Thema. Womit man
bei tropischen Wirbelstürmen in Zukunft rechnen muss, ist jedoch noch
nicht hundert Prozent sicher.
In den letzten Jahren wurden verschiedene wissenschaftliche
Publikationen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf tropische
Wirbelstürme und deren Niederschläge veröffentlicht.
So haben beispielsweise die Wissenschaftler Lau und Zhou 2012 in
einem Artikel den Trend des Niederschlags bei tropischen
Wirbelstürmen im Nordpazifik und im Nordatlantik für zwei
Zehnjahreszeiträume (1988 bis 1997 und 1998 bis 2007) untersucht.
Ihre Ergebnisse zeigen auf dem Nordatlantik Zunahmen in der Anzahl
von starken tropischen Wirbelstürmen und ihren Niederschlagsmengen,
auf dem Nordpazifik jedoch das Gegenteil.
In einer weiteren wissenschaftlichen Veröffentlichung von Wang et al.
2014 wurden zwei Taifune (so heißen tropische Wirbelstürme im
Pazifik) im Jahre 2008, die Taiwan beeinflusst haben, mithilfe von
numerischen Modellen in einer zurückliegenden Modellumgebung (1950 -
1969) simuliert. Änderungen in den Niederschlagsmengen wurden dabei
mit einer Simulation in einer jüngeren Modellumgebung (1990 - 2009)
verglichen. Die Resultate zeigen eine Zunahme der Niederschlagsmengen
in der jüngeren Umgebung um 4 bis 7 Prozent. Aufgrund der geringen
Zahl von nur zwei untersuchten Fällen kann man aber nicht sicher
sein, dass ein tropischer Wirbelsturm aus der Vergangenheit, wenn er
heute auftreten würde, tatsächlich mehr Niederschlag produzieren
würde. Sehr wohl können die Ergebnisse jedoch ein Hinweis darauf
sein, dass der Klimawandel einen Einfluss auf die Niederschlagsmengen
von tropischen Wirbelstürmen hat.
Nicht nur die Niederschlagsmengen tropischer Wirbelstürme werden vom
Klimawandel beeinflusst, sondern auch die
Verlagerungsgeschwindigkeiten. Tropische Wirbelstürme mit niedrigen
Verlagerungsgeschwindigkeiten verursachen durch längeren Dauerregen
mehr Schäden. 2018 wollte der US-Amerikaner Kossin in einer
wissenschaftlichen Studie zeigen, dass bei einem wärmeren Klima sich
ein Wirbelsturm langsamer bewegt. Mit historischen Daten der letzten
70 Jahre konnte er zeigen, dass fast überall die Zuggeschwindigkeiten
der Wirbelstürme abgenommen haben.
Ein weiterer sehr berühmter Wissenschaftler, der US-amerikanische
Professor Kerry Emanuel, hat 2017 eine Vorlesung über die Geschichte
und die grundlegende Physik tropischer Wirbelstürme gehalten. Dabei
erläuterte er, dass nicht die starken Windböen, sondern die von den
Niederschlägen und Sturmfluten ausgelösten Überschwemmungen die
größten Schäden verursachen und dabei die meisten Toten zu beklagen
sind. Weiterhin prophezeite er, dass tropische Wirbelstürme in
Zukunft noch mehr Niederschläge und größere Überschwemmungen
produzieren würden. Darüber hinaus erwähnte er, dass auch die
Sturmfluten in Zukunft durch möglicherweise stärkere Winde höher
ausfallen könnten, da größere Wassermassen auf das Land getrieben
würden. Die Wirkung könne dann sogar ähnlich wie bei einem Tsunami
sein. Niederschlags- und Überschwemmungsvorhersagen im Zusammenhang
mit tropischen Wirbelstürmen werden daher in Zukunft noch wichtiger.
Aufgrund der oben genannten Ergebnisse ist unser heutiges Thema sehr
bedeutend, auch wenn sich die Wissenschaftler nicht völlig sicher
sind bei ihren Ergebnissen. Auf jeden Fall zeigen Daten und
numerische Modelle einen Einfluss des Klimawandels auf tropische
Wirbelstürme. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Zunahme in der
Intensität, bei den Niederschlagsmengen oder zu einer weiteren
Verlangsamung. Deshalb sollten wir darauf in Zukunft eingestellt
sein.
Met. Moza Al-Marhoobi (Praktikantin) in Zusammenarbeit mit Dipl.-Met.
Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.09.2018
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