DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
26-09-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 26.09.2018 um 10.30 UTC
Leicht wechselhaft und vergleichsweise kühl, an der See mitunter windig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 03.10.2018
Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Samstag gelangt
Deutschland auf die Rückseite eines Höhentroges, der uns mit vorgeschalteter
Kaltfront im Laufe des Freitags überquert hat. Ihm folgt von der Nordsee her ein
flacher Rücken, der eine zonale, sich vom Ostatlantik über den Vorhersageraum
bis zum nahen Osteuropa ausweitende Hochdruckzone stützt. In ihr kommt die
frisch eingeflossene subpolare Meeresluft (T850 um oder etwas unter 0°C, nur im
äußersten Süden und Südwesten etwas milder) zur Ruhe, so dass sich vielerorts
ein freundlicher, aber kühler Frühherbsttag einstellt
Einschränkungen gibt es allerdings an den "Rändern" der Hochdruckzone. So fällt
an den Alpen anfangs noch etwas Niederschlag, in höheren Lagen als Schnee. Und
auch der Norden ist anfällig für zyklonale Unbilden in Form von WLA bzw. die
Passage einer Warmfront (sie gehört zu einem Sturmtief über dem Europäischen
Nordmeer), hinter der feuchte und wolkenreiche Nordseeluft advehiert wird, in
der es hin und wieder etwas regnen oder nieseln kann.
Am Sonntag wird der Höhenrücken relativ zügig nach Süden gedrückt, so dass von
Norden her vorübergehend die glatt konturierte Frontalzone auf das
Vorhersagegebiet übergreifen kann. Dabei fällt der Luftdruck etwas und die
Hochdruckzone splittet sich auf in zwei Zentren, von denen das eine westlich
Irlands thront, während sich das andere in Richtung Ukraine orientiert. Trotz
des sich abschwächenden Hochdruckeinflusses bleibt das Wetter zunächst noch
stabil mit viel Sonnenschein (nach Auflösung lokaler Nebelfelder), wobei sich
die Luftmasse etwas erwärmen kann (T850 auf 1 bis 5°C, im Süden und Südwesten
darüber). Im äußersten Norden und Nordwesten allerdings macht sich die
Annäherung eines weiteren Höhentroges in Form dichter Wolken und gelegentlichem
Regen/Nieselregen bemerkbar, der wohl aber erst in der Nacht zum Montag etwas
landeinwärts vorankommt.
Zu Beginn der neuen Woche amplifiziert sich der mit positiver Achsstellung
ausgestattete Höhentrog relativ zackig, wobei er von Nordwesten her auf
Deutschland übergreift, bevor er ins Stocken gerät. Grund ist ein am Dienstag
(oder schon in der Nacht zuvor) über Frankreich stattfindender Cut-Off, dessen
resultierendes Höhentief bis vor die südfranzösische Mittelmeerküste (Offshore)
zieht. Dort bzw. knapp östlich (also fast schon vor der italienischen Küste)
induziert es eine kräftige Zyklogenese.
Bei uns wird die gealterte subpolare Luftmasse durch einen Schwall frischer
Meereskaltluft ersetzt, in dem die 850-hPa-Temperatur bis Dienstag in der
Nordwesthälfte auf etwas unter den Gefrierpunkt, sonst auf 4 bis 0°C zurückgeht.
Begleitet wird die Abkühlung von zeitweiligen Regenfällen, die sich von
Nordwestdeutschland bis in den Süden verlagern.
Am Mittwoch gelangen wir dann zwischen das mediterrane, sich Richtung
südfranzösisches Binnenland orientierende Tief und einem Hochkeil, der sich
ausgehend vom Hoch knapp westlich Irlands bis zur Ostsee respektive dem Baltikum
ausweitet. Das Ergebnis ist eine mäßige östliche Grundströmung, mit der
niedertroposphärisch deutlich mildere Luft advehiert wird (zwischen 6°C an der
See und bis zu 14°C südlich der Donau), der Wettercharakter aber leicht
wechselhaft bleibt.
In der Folge (erweiterte Mittelfrist bis Samstag) deutet sich eine
gradientschwache, weitgehend zyklonal beeinflusste Wetterlage an, bei der
Deutschland in den Bereich einer breiten, meridional exponierten Tiefdruckrinne
gelangt. Bei wieder etwas sinkenden Temperaturen regnet es zeit- und
gebietsweise.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der jüngsten IFS-Läufe von ECMF kann im Großen und Ganzen als gut
bezeichnet werden. Das großräumige Strömungsmuster weicht nur bedingt
voneinander ab, einzig der Abtropfprozess über Frankreich am nächsten Dienstag
sowie die daraus resultierende Zyklogenese vor der südfranzösischen
Mittelmeerküste werden in der heutigen 00-UTC-Version stärker betont als
bisher. Die Folge wäre zur Wochenmitte ein höheres Temperaurniveau (vor allem
niedertroposphärisch), was es aber noch zu bestätigen gilt. In der Summe muss am
gestrigen Vorhersagekonzept zunächst mal nichts Substanzielles geändert werden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die anderen Globalmodelle (ICON, GFS, GEM, UKMO) zeigen tendenziell eine sehr
ähnliche Entwicklung wie IFS. Unterschiede zeigen sich in der Art der Austrogung
bzw. der nachfolgenden Abtropfung ab kommenden Montag. So lassen ICON und GEM
den Trog ganz durchgehen, ICON allerdings ohne Cut-Off, GEM mit Cut-Off über dem
Tyrrhenischen Meer. IFS und GFS bleiben mit der Abtropfung weiter westlich und
lassen nur das nördliche Residuum über den Norden schwenken. Letztlich läuft
alles aber auf eine weitgehend zyklonale und relativ kühle nordwestliche
Grundströmung hinaus, in der es zeitweise regnet oder nieselt, ohne dass dabei -
so der Stand heute - markante Regenmengen zusammenkommen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Trotz geringfügig zunehmender Streuung zeigen die IFS-EPS-Rauchfahnen (gleiches
gilt übrigens auch für GFS-EPS-Kurven) verschiedener deutscher Städte bis
Dienstag einen relativ klaren Trend, der sich durch einen leicht mäandrierenden
Kurvenverlauf auszeichnet. Einem ersten Minimum (T850 und Pot500) von Freitag zu
Samstag folgt ein lokales Maximum von Samstag zu Sonntag, bevor zu Wochenbeginn
ein neuerlicher Abstieg erfolgt, der aber nur von kurzer Dauer zu sein scheint.
Schon ab Dienstag geht es - bei allerdings zunehmendem Spread - tendenziell
wieder bergauf, wobei der Hauptlauf bei der Temperatur am oberen Rand der
Kurvenscharen herumgeistert.
Schaut man sich daraufhin die Clusterung an (IFS-EPS), lassen sich für den
Zeitraum T+120...168h (Montag bis Mittwoch) satte sechs Cluster finden, von den
fünf einen Abtropfprozess simulieren. Lediglich CL 6 mit nur drei Fällen besetzt
lässt den Trog in ICON-Manier durchschwenken. Die Unterschiede der restlichen
fünf Cluster resultieren im Wesentlichen aus der Positionierung des
Cut-Off-Tiefs sowie deren Stärke (incl. des korrespondierenden Bodentiefs). Der
Hauptlauf findet sich übrigens nur in CL 4 (7 Fälle) wieder, der das Bodentief
am intensivsten rechnet. CL 3 (8 Fälle) wiederum weicht räumlich am stärksten
von der deterministischen Lösung ab, indem das Tief über die Iberischen
Halbinsel positioniert wird.
Ab Donnerstag (T+192...240h) wird es etwas heterogener, es deutet sich aber ein
leicht wechselhafter Wettercharakter an.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Viel ist nicht los "uff de Gass", wenn man mal von einer geringen
Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen 8 Bft auf Nordwesten an exponierten
Küstenabschnitten zu Beginn der neuen Woche absieht. Wie stark dann zur
Wochenmitte der Gradient nord-nordöstlich des Tiefs südlich der Alpen ausfällt,
ist noch unsicher. Das EPS von IFS zeigt nur ganz schwache Signale für Böen 8
Bft um Ost.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS mit MOS-Mix (gedämpfte Erwärmung nächsten Mittwoch).
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann