DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
21-09-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 21.09.2018 um 10.30 UTC
Nach Abzug des Sturms erneute Wetterberuhigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 28.09.2018
Am Montag zieht das kräftige Sturmtief, welches am Sonntag und in der Nacht zum
Montag Deutschland mit Ostkurs überquert hat, Richtung Weißrussland ab. Auf
seiner Rückseite gelangt mit kräftiger nordwestlicher Strömung frische
Meeresluft polaren Ursprungs nach Deutschland. Vor allem an den Küsten und im
östlichen Bergland stehen noch Sturmböen, exponiert vielleicht auch schwere
Sturmböen auf der Karte. Über Westeuropa steht das nächste Hochdruckgebiet in
den Startlöchern mit Schwerpunkt bei Irland und weitet seinen Einfluss in den
Südwesten aus.
Am Dienstag wölbt sich über Westeuropa ein mächtiger Höhenrücken weit nach
Norden, bis ins Nordmeer auf. Er stützt ein kräftiges Bodenhoch, dessen
Schwerpunkt Richtung Ärmelkanal wandert und von dem ein Keil in den Süden
Deutschlands ausgeht. Damit kommt die kühle Meeresluft in weiten Teilen des
Landes zur Ruhe. Allerdings läuft an der Ostflanke des Rückens ein
Kurzwellentrog verknüpft mit einem Bodentrog über Skandinavien nach Süden bis
Südosten ab. In der Nordosthälfte dürfte es somit wechselhaft und teilweise
windig bleiben.
Am Mittwoch bleibt der Kern der hochreichenden Antizyklone über Westeuropa
liegen. Allerdings schwenkt darum ein Rücken über die Nordsee in den Nordwesten
unseres Landes. Der Bodendruck steigt damit weiter und die Bodenhochdruckzone
weitet sich bis nach Osteuropa aus. Die Luftmasse erwärmt sich über uns nur
geringfügig.
Am Donnerstag verschiebt sich der hohe Druck retrograd hinaus auf den
Nordatlantik. Der Höhenrücken wird durch einen über Skandinavien nach Südosten
schwenkenden Trog über Mitteleuropa unter Abschwächung nach Süden gedrückt und
auch die Bodenhochdruckzone verlagert sich südwärts. Im Norden kommt wieder eine
westliche Strömung auf und die Temperaturen steigen leicht an.
Am Freitag schwenkt der Trog über uns südostwärts und hinter einer Kaltfront
gelangt ein neuer Schwall frischer Polarluft mit T850 <0°C zu uns nach
Mitteleuropa. Allerdings dürfte die Wetteraktivität an der Front zumindest im
Westen und Südwesten sehr limitiert sein, da ein Hochdruckgebiet bei den
Britischen Inseln seinen Einfluss rasch wieder nach Deutschland ausdehnt.
In der erweiterten Mittelfrist dominiert dieses Hoch, zumindest laut Lösung des
aktuellen Laufs das Wettergeschehen bei uns.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des IFS ist relativ gut. Anfangs ergeben sich von Lauf zu Lauf
Unterschiede Timing und Zugbahn des Sturmtiefs am Wochenende betreffend. Diese
wirken sich bis in den Montag hinein aus. Auch die genaue Lage des Hochs und
damit die Frage inwieweit der Norden und Osten zyklonal beeinflusst werden, sind
noch offen. Die erweitert Mittelfrist wird dann wieder sehr heterogen simuliert.
Aktuell liegt eine antizyklonale Variante vor mit einer Hochdruckbrücke vor.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die anderen globalen Modelle liefern auch keine grundsätzlich anderen Lösungen.
Dass sich mittelfristig der Hochdruckeinfluss wieder verstärkt ist unstrittig,
mit dem Nordosten am Rand der Frontalzone. Unterschiede gibt es anfangs, bei der
Frage, wie schnell am Montag der Wind abflaut und sich das Wetter beruhigt. Auch
die Entwicklung zum Ende hin wird unsicher. GFS simuliert die Kaltfront nächsten
Freitag noch etwas flotter als IFS/ECM. ICON will da gar nicht so recht ran.
Hier fehlt der markante Trog und der Tiefausläufer liegt mehr oder weniger
schleifend über dem äußersten Norden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte im
Wesentlichen die Aussagen des operationellen Laufs. Der Spread in der
Temperaturkurve für 850 hPa nimmt in der zweiten Hälfe der nächsten Woche
deutlich zu, Niederschlagssignale sind meist nicht zu finden und bezüglich des
Geopotentials sind die Unsicherheiten deutlich geringer als bei der Temperatur.
Der Ablauf entspricht somit in etwa dem im ersten Abschnitt geschilderten.
Die Clusterung liefert im Zeitraum bis +168h 6 Cluster mit dem Hauptlauf in
Cluster 5 (6 Member). Allerdings unterscheidet sich dieser gar nicht so sehr von
Cluster 1 (13 Member). Die Kaltfrontpassage zum Ende der Mittelfrist könnte
etwas langsamer ablaufen, als im operationellen Lauf "gedacht".
In der erweiterten Mittelfrist liegt der Hauptlauf in Cluster 3(von 3, 11
Member), die meisten Ensemblerechnungen gehen von einer nördlichen bis
nordwestlichen Strömung aus, die in Cluster 1 (25 Member) zyklonal gesehen wird,
so dass die antizyklonale Lösung des operationellen Laufs nicht sehr
wahrscheinlich ist.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Mittelfristig ist vor allem der Wind im Nordosten, vielleicht in der
Nordosthälfte von Interesse. An den Küsten und im östlichen Bergland sind
stürmische Böen, vielleicht exponiert auch Sturmböen nicht ausgeschlossen. Am
Montag sind an der Ostsee und im östlichen Bergland anfangs auch schwere
Sturmböen nicht ganz ausgeschlossen. Die Signale dafür sind seitens EFI in den
letzten Läufen aber schwächer geworden, der Sturm dürfte also etwas rascher
abziehen, als noch von den Vorläufen berechnet.
Ansonsten steht entsprechend der Jahreszeit nachts auch mal Nebel an.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECM, ECM-EPS und MosMix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner