DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-09-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 10.09.2018 um 10.30 UTC



Im Süden Anfangs wechselhaft mit Schauern und kräftigen Gewittern, ab Freitag
insgesamt Wetterberuhigung, im Norden teils böiger Wind.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 17.09.2018


Am Donnerstag, dem Beginn des Mittelfrist-Vorhersagezeitraums, liegt Deutschland
auf der Südflanke eines großräumigen und hoch reichenden Tiefdruckkomplexes über
Nordeuropa und dem Nordatlantik. Entlang dieser Südflanke verläuft auch die
Frontalzone, zu erkennen u.a. an dem über dem Baltikum und Nordwestrussland
deutlich ausgeprägten Jet in 300 hPa. Niedertroposphärisch zeig sich die
Frontalzone in einem Frontensystem, das quer über Deutschland liegt (etwa auf
einer Linie Eifel - Lausitz), wobei sich auf seiner kalten Seite ein Hochkeil
von Frankreich über Benelux und den Norden Deutschlands nach Nordwestpolen
erstreckt. Die Front trennt feucht-warme Luft im Süden T850 bis 15 Grad) von
kühlerer Luft im Norden (T850 teils nur 3 Grad). Da im 500-hPa-Niveau ein
flacher Trog von West- in Richtung Mitteleuropa läuft, der dabei auch noch
weiter nach Süden ausgreift, wird etwas Hebung induziert, wodurch das Bodenhoch
abgebaut wird. Der Trog, dessen Achse ausgangs der Nacht eine Linie Ostsee -
Oberrhein erreicht, verleiht der Front auch etwas Schub nach Süden, so dass
diese zum Morgen den Bereich Donau/Alpenvorland erreicht haben sollte. Bei der
südwärtigen Verlagerung kommt es zu kräftigen und teils gewittrigen Regenfällen,
die am Nachmittag und Abend bezüglich Starkregen im Süden durchaus
Unwetterpotential besitzen.

Am Freitag überquert der flache Trog auch den Südosten und erreicht Polen.
Danach zeigt die west-südwestliche Höhenströmung über dem Ostatlantik und
Westeuropa ein insgesamt gradliniges Muster, kurze Tröge sind aber dennoch in
sie eingelagert, und auf die Britischen Inseln greift am Tage ein neues
Frontensystem über (im thermischen Feld kaum auszumachen), das in der Nacht den
äußersten Nordwesten erreicht, wodurch es dort einerseits zu etwas Regen kommt,
andererseits der Gradient sich etwas verschärft, womit der Wind auffrischt und
insbesondere in der Nacht an den Küsten auch warnwürdig (Bft 7) werden könnte.
Der nach Osten schwenkende erste Trog drückt die Hauptfront an die Alpen,
wodurch dort die gewittrigen (Unwetter möglich!) Niederschläge noch anhalten, im
übrigen Land dagegen (Ausnahme Küstenumfeld) lassen sie nach bzw. es bleibt
trocken. Zum Abend liegen die 850er Temperaturen im Alpenvorland noch um 10
Grad, im Norden sind es nur um 4 Grad, was ein Temperaturniveau von bis zu 24
Grad im Süden und unverändert um 19 Grad an den Küsten erwarten lässt. Dabei
kann in der Mitte und im Osten, wo sich der etwas erstarkende Azorenhochkeil
wieder stärker bemerkbar macht, zumindest zeitweise die Sonne scheinen, südlich
der Donau und im Nordwesten es dagegen stark bewölkt.

Am Samstag bleibt in der Höhe die leicht wellende west-südwestliche
Höhenströmung erhalten, am Boden steigt der Luftdruck weiter, so dass sich am
Abend von Frankreich bis nach Weißrussland eine Hoch mit über 1020 hPa
erstreckt. Die Front über dem äußersten Süden wird etwas rückläufig, so dass die
10-Grad-Isotherme in 850 hPa wieder ein wenig nach Norden (südliches Franken
nach EZMW-Hauptlauf) vorankommt. Auch im übrigen Land steigen die 850er-Werte
etwas an. Das Aktivieren der Front und die damit einsetzende Hebung sorgen im
Süden wieder für etwas Niederschlag, auch an den Küsten können hier und da ein
paar Tropfen fallen (worst case), wobein dort auch ein frischer Wind weht.
Ansonsten gestaltet sich das Wetter freundlich.

Am Sonntag zieht das Hoch allmählich nach Osten ab, in der Folge steift ein
schwacher Tiefausläufer den äußersten Norden. Ein abgeschlossenes Höhentief über
der Iberischen Halbinsel wird in die Zirkulation des nordhemisphärischen
Tiefkomplexes einbezogen, so dass die Höhenströmung über Westeuropa mehr auf
Südwest dreht. In der Folge werden, auch niedertroposphärisch durch den
Warmsektor der Norddeutschland betreffenden Störung, wieder wärmere Luftmassen
advehiert. Die 850er Temperaturen steigen bis zum Abend im Nordosten wieder auf
gut 8 Grad, im Südwesten sogar auf knapp 15 Grad, ausgangs der Nacht liegen sie
auch im Nordosten wieder zwischen 11 und 12 Grad.

Am Montag kommt es auf dem nahen Ostatlantik zu einer kräftigen und weit nach
Süden ausgreifenden Austrogung, die allmählich nach Osten vorankommt.
Deutschland bleibt allerdings auf ihrer Vorderseite, und an EZMW-Hauptlauf
greifen bis zum Dienstagmorgen keine Niederschläge auf das Vorhersagegebiet
über. In der südwestlichen Strömung steigen die 850er Werte auf 14 bis 17 Grad.


Am Dienstag und Mittwoch greift von Westen ein Langwellentrog mit kräftigen
Hebungsprozessen auf Deutschland über. Dabei setzt am Mittwoch von Westen eine
deutliche Abkühlung ein.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis zum Mittwoch ist die Übereinstimmung des aktuellen Laufs mit den Vorläufen
gut, wenngleich auch zu diesem Zeitpunkt schon Unterschiede im Geopotentialfeld
erkennbar sind, in dem der aktuelle 00 UTC Lauf ebenso wie der gestrige eine
flache Welle über Frankreich zeigen, die der gestrige 12 UTC Lauf nicht
simuliert.

Auch am Donnerstag ist die Übereinstimmung zufriedenstellend. Es zeigt sich
aber, dass kleine Unterschiede in der Lage des Hochkeils über Norddeutschland
und des Geopotentials (geringe) Unterschiede in der Lage der Front zur Folge
haben, die dann zu deutlichen Unterschieden in den Feuchtefeldern (und auch in
den Niederschlagsfeldern) führen.

Ab Freitag ist dann ein weiteres Auseinanderlaufen der Modellläufe zu
beobachten. Zwar lassen alle Läufe die quer über Deutschland liegende Front nach
Süden schwenken, dies aber klar phasenverschoben. Der westeuropäische
Langwellentrog hat beim gestrigen 00 UTC Lauf eine Doppelstruktur, beim
gestrigen 12 UTC Lauf weist er eine Achse über den Britischen Inseln (Termin 18
UTC) auf, der aktuelle Lauf sieht eher eine glatte Höhenströmung. Entsprechend
zeigen sich auch die Druckfelder mit deutlichen Unterschieden. Im Weiteren
werden die Abweichungen noch größer (So 18 UTC: gestriger 00 UTC Lauf Sturmtief
über der Irischen See, heutigen 00 UTC Lauf Tief 900 km westlich von Irland,
gestriger 12 UTC Lauf schwacher Bodentrog nördlich von Irland).
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Donnerstag zeigen die verschiedenen Globalmodelle (z. B. EZMW, ICON, GFS,
aber auch Arpege oder UKMO) eine gute Übereinstimmung, wenngleich insbesondere
die ostwärtige Erstreckung des Hochkeils unterschiedlich gesehen wird (GFS,
ICON: bis Weißrussland, EZMW: bis zur Nordsee). Die Luftmassengrenze simuliert
ICON, erkennbar an den Isothermen, etwa 130 km weiter südlich als beispielsweise
GFS und EZMW.

Bezüglich der Verlagerungsgeschwindigkeit hat ICON auch am Freitag die Nase
vorne. Der Langwellentrog schwenkt bei diesem Modell schneller nach Osten als
bei GFS oder bei EZMW, wobei letzteres Modell ja ohnehin kaum noch einen Trog
sondern mehr die glatte Höhenströmung favorisiert. Der GFS-Trog weist darüber
hinaus eine Doppelstruktur mit flachem Rücken über Süddeutschland auf, was auch
Auswirkungen auf die 700er Feuchte (bei GFS am niedrigsten) und damit auch auf
die Niederschläge (bei GFS über Süddeutschland am schwächsten mit Maxima um 10
mm in 12 Stunden, bei EZMW und ICON bis zu 20 mm) hat.

Im Weiteren ist auch auf internationaler Ebene ein Auseinanderlaufen der Modelle
zu beobachten. Am Sonntag liegt bei ICON ein Rücken über der Nordsee, während
GSF und EZMW dort einen Trog simulieren. Das Tief, das EZMW am Sonntag 900 km
vor Irland modelliert (s.o.), hat einen Kerndruck von etwas unter 995 hPa, bei
ICON wird etwas weiter südöstlich ein Tief mit Kerndruck um 975 hPa angeboten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EZMW-Cluster zeigen im ersten Zeitfenster (+72 bis +96 h) 6 Cluster, was die
Streuung in den Vorhersagen zeigt, auch wenn alle Cluster über den ganzen
Zeitraum in der Kategorie Positive NAO liegen. Mit 10 bis 6 Einzellösungen sind
die Cluster in etwa gleich groß, der Hauptlauf liegt in Cluster 2, der
Kontrolllauf in Cluster 1.

Ein ähnliches Bild zeigt sich im Zeitraum +120 bis +168 h (6 Cluster, alle
Positive NAO). Die Spanne der Zahl der Einzellösungen pro Cluster wird
allerdings größer (15 bis 3), der Haupt- und kontrolllauf liegen beide in
Cluster 1.

Im Weiteren (+192 bis +240 h) bleibt eine große Unsicherheit in den Prognosen,
was die dann 5 Cluster zeigen. 4 von diesen verbleiben in der Kategorie Positive
NAO, nur einer (der 4te, 7 Einzellösungen) wechselt die Kategorie über Negative
NAO in eine Blockierungslage.

Die Rauchfahnen der 850er Temperatur von Offenbach zeigen schon ab Donnerstag,
im Zuge der dann einsetzenden Abkühlung, eine Zunahme der Streuung. Ab Samstag,
mit der dann einsetzenden Erwärmung, nimmt die Streuung nochmals zu, so dass ab
Montag der kommenden Woche von den Ensembles dauerhaft eine Spanne von +2 bis
+18 Grad in den 850er Temperaturen angeboten wird. Dem Gegenüber bleibt die
Streuung beim 500er Geopotential anfangs verhalten, sie nimmt erst ab dem
kommenden Wochenende deutlicher zu.

Die GFS-Ensembles stützen die Aussagen der EZMW-Ensembles, wobei die
850er-Temperaturen lauf diesem Ensemble in der kommenden Woche sogar bis auf
null Grad fallen können.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt für Mittwoch und Donnerstag in der Mitte und im Süden Signale für
signifikant erhöhte Temperaturen.

COSMO-LEPS zeigt am Donnerstag und Freitag geringe (bis 30%) und am Samstag
deutlich erhöhte (bis 50%) Wahrscheinlichkeiten für starke Böen an den Küsten.
Am Samstag gibt es dann auch geringe Signale (bis 20%) für stürmische Böen an
der Nordsee.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas