Thema des Tages

06-09-2018 07:20

"YU" bringt Schauer und Gewitter, dann Abkühlung

In den vergangenen drei Tagen (03. bis 05. September 2018) konnten
zahlreiche Stationen im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes wieder
einen Sommertag verzeichnen. Kühler blieb es meist nur im Norden im
Bereich der Küsten sowie in den südlichen Landesteilen unter dichten
Regenwolken. An wenigen Stationen wurde gestern sogar nochmal ein
heißer Tag registriert. Spitzenreiter war dabei die Station in
Dillenburg (Hessen) mit 30,2 Grad. An den Küsten sowie im Bergland
blieb es hingegen bei Werten zwischen 16 und 21 Grad deutlich kühler.


Allerdings bildeten sich in der teils feucht-warmen und
energiereichen Luft besonders am Dienstag und Mittwoch im Bereich der
Mittelgebirge auch einzelne starke Gewitter. Aufgrund der geringen
Höhenwinde verlagerten sich diese nur sehr langsam, wodurch lokal eng
begrenzt Starkregen auftrat. Zu unwetterartigen Mengen kam es jedoch
nur vereinzelt, wie zum Beispiel am Dienstag in Roding-Neubäu
(Landkreis Cham in Bayern), wo 40 l/m² in 37 Minuten "vom Himmel
fielen".

Tief "YU" (gespr. Jü), das bis heute über dem Nordwesten allerdings
nur wenig wetterwirksam war und somit von uns auch nur wenig
Beachtung geschenkt bekam, nimmt nun allerdings etwas Fahrt auf. Denn
bereits seit der vergangenen Nacht erfährt YU Unterstützung aus
höheren troposphärischen Luftschichten. Von Westen her nähert sich
ein Höhentrog, der mit YU zunehmend interagiert und den nötigen
Antrieb liefert. Somit können Schauer und Gewitter auch etwas
verbreiteter auftreten.

Aktuell (Stand 06.09.2018, 9:00 Uhr MESZ) kommt es im Bereich einer
Zone mit tiefem Luftdruck, ausgehend von Tief YU mit Kern über dem
Nordwesten Deutschlands über die westlichen Mittelgebirge und die
Vogesen hinweg bis in die Provence und die Westalpen bereits zu
Schauern und einzelne Gewittern. Diese werden sich im Tagesverlauf
allmählich ostwärts verlagern und noch etwas an Intensität zunehmen.
Bis zum Abend erreichen sie dann etwa eine Linie, die sich von
Schleswig-Holstein über den Harz sowie den Thüringer Wald bis zum
Allgäu erstreckt. Aber auch im Bereich der deutschen Alpen sind
einzelne starke Gewitter wahrscheinlich. Zwar werden die Gewitter
geringfügig schneller ziehen als dies in den vergangenen Tagen der
Fall war, trotzdem kommt es bei wiederholten Schauern oder kräftigen
Gewittern aufgrund des hohen Feuchtegehalts der Atmosphäre örtlich zu
Starkregenfällen, die vereinzelt auch unwetterartig (über 25 l/m² in
kurzer Zeit) ausfallen können. Die sonstigen Begleiterscheinungen wie
starke bis vereinzelt stürmische Böen oder Hagel dürften heute eher
eine untergeordnete Rolle spielen.

Das Thermometer schafft es heute in der Osthälfte bei reichlich
Sonnenschein nochmals auf sommerliche Temperaturwerte von bis zu 29
Grad, im Westen bleibt es unter oftmals dichten Wolken bei Werten um
20 Grad kühler. Am Abend greift dann die zu YU gehörende Kaltfront
auf den Westen über, die rückseitig kühlere Meeresluft mit sich
führt. Dabei bringt diese Kaltfront nur noch ein paar wenige Schauer
und meist keine Gewitter mehr mit sich. Zudem geht die Temperatur
nach ihrem Durchgang weiter zurück, sodass die Tiefstwerte in der
Nacht zum Freitag im Westen nur noch bei etwa 10 Grad Celsius liegen
werden. In der Osthälfte bleibt es dagegen bei Tiefstwerten um 15
Grad meist noch etwas wärmer. Die Schauer und Gewitter schwächen sich
allerdings nur wenig ab und greifen allmählich auch auf die Osthälfte
über. Nur die Oder-Neiße-Region bleibt bis zum Morgen noch trocken.

Am Freitag vertieft sich Tief YU dann noch etwas und liegt mit seinem
Kern über der Nordsee. Die von YU ausgehende Kaltfront lässt sich
allerdings Zeit, Deutschland komplett zu überqueren. Entsprechend
befinden sich der Osten und Süden auch am Freitag noch im
Einflussbereich der wärmeren und feuchteren Luft, wo es nochmals zu
Schauern und Gewittern mit Starkregen kommen kann. In den restlichen
Teilen des Landes macht sich dagegen die eingeflossene kühlere
Meeresluft mit vielen Wolken und nur wenigen Sonnenstunden bei
Tageshöchstwerten um 18 Grad bemerkbar. Im Nordwesten kommt es zu
Schauern, im Nordseeumfeld vereinzelt auch zu kurzen Gewittern. Dort
wird es zudem auch etwas ungemütlicher, denn die
Luftdruckunterschiede im Nordwesten nehmen zu, sodass es an der
Nordseeküste sowie auf den vorgelagerten Inseln durchaus auch die
eine oder andere stürmische Böen geben kann.

Am Wochenende zieht YU allmählich in Richtung Europäisches Nordmeer
ab und der Hochdruckeinfluss über Deutschland nimmt wieder zu.
Während der Nordwesten und Norden häufig unter Wolken verbleiben und
dort zeitweise Schauer aufkommen, scheint in den übrigen Landesteilen
bei nur wenigen Wolken auch wieder häufiger die Sonne und auch die
Temperaturen erreichen am Sonntag in der Südhälfte wieder
sommerliches Niveau.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.09.2018

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst