Thema des Tages
30-08-2018 07:50
Glück im Unglück auf Hawaii
Am Mittwoch, den 15. August 2018 wurde LANE im nordöstlichen Pazifik
als tropische Depression geboren und zog unter Intensivierung weiter
in westnordwestlicher Richtung. Zwei Tage später erreichte er dann
bereits Hurrikanstärke auf der sogenannten Saffir-Simpson-Skala
(siehe www.dwd.de/lexikon). Auf seinem weiteren Weg in den
Zentralpazifik verstärkte sich LANE weiter und wurde am Mittwoch, den
22. August, also eine Woche nach seiner Geburt, etwa 500 km
südöstlich von Hawaii schließlich als Hurrikan der höchsten Kategorie
5 mit über eine Minute gemittelten Windgeschwindigkeiten von bis zu
257 km/h eingestuft, die maximalen Spitzenböen können dabei sogar
über 300 km/h liegen.
Fast zwölf Stunden wurde LANE als Kategorie-5-Hurrikan eingestuft,
bevor er sich wieder leicht abschwächte. Allerdings deuteten die
Vorhersagemodelle in der letzten Woche eine gefährliche
Richtungsänderung an. LANE, der bisher nur in westnordwestlicher
Richtung unterwegs war, sollte zunehmend in nördliche Richtungen
abdrehen und somit Kurs auf Hawaii nehmen. Experten hatten
befürchtet, dass der Hurrikan direkt auf Hawaii treffen könnte, was
ihn zu einem der stärksten Hurrikane seit über 20 Jahren auf Hawaii
gemacht hätte. Der letzte verheerende Hurrikan trat dort vor 26
Jahren auf. Damals traf "INIKI" direkt auf Kauai, die nördlichste der
vier großen hawaiianischen Inseln und forderte neben Sachschäden in
Milliardenhöhe auch sieben Todesopfer.
Also bereiteten sich die Bewohner von Hawaii auf LANE vor. Der
Gouverneur David Ige rief die Einwohner dazu auf, Vorräte für
mindestens 14 Tage anzulegen. In den Lebensmittelläden fand man leere
Regale vor, vor Eingängen stapelte man Sandsäcke und Fenster wurden
mit Spanholzplatten gesichert. Allerdings sollten sich die
schlimmsten Befürchtungen im Fall von LANE zum Glück nicht
bewahrheiten, wenngleich er Hawaii nicht ungeschoren davon kommen
ließ (siehe historische Zugbahn in der oberen Grafik zum Thema des
Tages).
Big Island, die südlichste Hauptinsel, traf es als Erstes und wohl
auch am heftigsten. Bereits am Mittwoch, den 22. August traten die
ersten Regenfälle von LANE auf und sollten dort mit wechselnder
Intensität bis zum Sonntag, dem 26. August anhalten. In diesem
Zeitraum wurden über vier Tage hinweg an der Station Mountain View
insgesamt 1321,3 Liter pro Quadratmeter gemessen. Eine ungeprüfte
private Wetterstation registrierte sogar fast 1493,5 Liter, was fast
dem doppelten durchschnittlichen Jahresniederschlag von Deutschland
von etwa 789 Litern entspricht. Allerdings muss diese Station erst
noch auf Funktionstüchtigkeit sowie ihre Repräsentativität geprüft
werden. Alleine in 24 Stunden wurden an der Station Hakalau auf Big
Island sagenhafte 550 Liter beobachtet.
Wie dem auch sei, mit diesen sintflutartigen Regenfällen stellt LANE
den Rekord tropischer Wirbelstürme auf Hawaii ein. Der alte Rekord
aus dem Jahr 1950 wurde von Hurrikan HIKI gehalten und betrug 1320,8
Liter. Außerdem ist die registrierte Regensumme die zweithöchste,
jemals in den USA gemessen Niederschlagssumme tropischer
Wirbelstürme. Höhere Mengen kamen, laut dem nationalen Wetterdienst
der USA nur durch Hurrikan HARVEY in Nederland (Texas) im Jahr 2017
auf mit 1538,7 Litern.
Somit ist es nicht verwunderlich, dass es auf Big Island in dem
komplexen und teils sehr steilen Terrain vielfach zu
Überschwemmungen, massiven Sturzfluten und gefährlichen Erdrutschen
kam. Darüber hinaus ließen hohe Windgeschwindigkeiten viele Bäume
umknicken. In der Folge kam es zu Stromausfällen, viele Straßen waren
unpassierbar und wurden gesperrt, besonders im Osten der Insel. Man
kann sicher von Glück reden, dass bei dem Ausmaß der Schäden niemand
lebensgefährlichen Schaden genommen hat.
Die weiteren Inseln waren deutlich weniger von LANE betroffen,
wenngleich auch auf Kauai und Oahu von Überschwemmungen, Erdrutschen
und Stromausfällen berichtet wurde. Auf Maui konnten ebenfalls
Regensummen von insgesamt 649,7 Litern in vier Tagen gemessen werden,
wodurch es auch dort zu ähnlichen Folgen kam. Allerdings fachte der
Wind darüber hinaus diverse Waldbrände auf Maui an, die ebenfalls für
Verletzte sowie Schäden in bewohnten Gebieten sorgten. Außerdem
warnten Behörden an den südlich ausgerichteten Inselabschnitten vor
einer durchaus gefährlichen Springflut von bis zu 8 Metern.
LANE zog am 23. und 24. August in einem Bogen unter weiterer
Abschwächung zur Kategorie 3 westlich der hawaiianischen Hauptinseln
vorbei, blieb aber mit seinem Kern fernab der hawaiianischen
Landmasse, was am Ende schlimmere Auswirkungen verhinderte. Im Laufe
des 24. nahmen die atmosphärischen Zustände zunehmend ungünstigen
Charakter für die weitere Entwicklung des Wirbelsturms an, was eine
weitere Abschwächung zur Folge hatte. Am 25. August gegen 5 Uhr
unserer Zeit wurde er schließlich zu einem tropischen Sturm mit
Windgeschwindigkeiten von 112 km/h herabgestuft und verließ Hawaii
allmählich mit seinem Einflussbereich.
Allerdings bleibt es in der aktuellen Hurrikansaison weiterhin
spannend auf Hawaii. Weiter östlich in Richtung amerikanischen
Festlands befinden sich gleich zwei weitere tropische Stürme. Zwar
wird der nächste Sturm namens MIRIAM weit östlich von Hawaii
vorbeiziehen, allerdings liefern die Wettermodelle erste Anzeichen
für eine durchaus "günstige" Zugbahn des zweiten Sturms namens
NORMAN. Ob und wie stark Hawaii betroffen sein könnte, ist allerdings
noch unklar. Die aktuelle Vorhersage des National Hurricane Center
(NHC) der Vereinigten Staaten finden Sie in der unteren Grafik zum
Thema des Tages.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.08.2018
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