DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
21-08-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 21.08.2018 um 10.30 UTC
Zum Wochenende Kaltfront- und Höhentrogpassage mit deutlichem
Temperaturrückgang.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 28.08.2018
Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Freitag ist eine
markante Umstellung der Wetterlage in vollem Gange, bei der meteorologische
Begrifflichkeiten Einzug in die Vorhersagetexte halten, von denen man geglaubt
hat, dass es sie gar nicht mehr gibt. Doch der Reihe nach.
Bereits in der Nacht zum Freitag hat die Kaltfront eines Tiefs über dem Nordmeer
den Norden und Westen Deutschlands erreicht, von wo aus sie tagsüber weiter
südostwärts schwenkt und dabei im Süden und Südosten teils kräftige Gewitter
induziert. Genau genommen lassen sich in den Prognosefeldern sogar zwei
Kaltfronten detektieren, was insofern wichtig ist, als dass die hintere Front
den finalen Luftmassenwechsel bewerkstelligt, der aber erst am frühen Sonntag
abgeschlossen sein soll. Schaut man sich die thermische Verteilung am Ende des
Freitags an (24 UTC), so liegt die 850-hPa-Temperatur im Süden und Osten Bayerns
noch bei 12/13°C, während es im Nordwesten nur noch 3-4°C sind.
Ein Mitgrund für den gebremsten Temperaturrückgang im Südosten liegt darin, dass
der nachfolgende Höhentrog über UK/Irland regeneriert respektive amplifiziert
wird und somit den Vorhersageraum (noch) nicht überquert. Im Gegenteil, wir
gelangen unter eine südwestliche Höhenströmung, die im Laufe des Samstags sogar
noch etwas aufsteilt. Dabei bildet sich auf der Vorderseite der Trogspitze ein
kleines Bodentief, das von England her über die südwestliche Nordsee Richtung
Niederlande zieht, um am späten Samstagabend den Grenzbereich zu Deutschland zu
erreichen. Auf seiner Vorderseite greifen schauerartig verstärkte Regenfälle auf
den Westen und Norden über, während weiter östlich aus den Alpen heraus noch mal
potenziell instabile Warmluft (T850 zwischen 10 und 14°C) bis in Osten (vor
allem Sachsen und BB) gesteuert wird (=> teils kräftige Gewitter).
Am Sonntag zieht das Bodentief unter leichter Intensivierung rasch über
Norddeutschland zur Ostsee, wo es in der Nacht zum Montag über dem Bottenbusen
landen soll. Der nachfolgende Höhentrog - mittlerweile extrem kurzwellig
geworden - schwenkt ebenfalls relativ flott über das Vorhersagegebiet hinweg,
wobei wir vorübergehend in den Genuss höhenkalter Luft (T500 etwa -20 bis 24°C)
gelangen. Etwas nachhaltiger ist die Abkühlung in der unteren Troposphäre,
flutet doch rückseitig des abziehenden Bodentiefs erwärmte maritime Polarluft
das ganze Land, wobei die 850-hPa-Temteraur auf Werte zwischen 6 und 3°C
zurückgeht. Unter dem Strich bedeutet das wechselhaftes Schauerwetter (incl.
kurzer Gewitter). In den Alpen sinkt - Achtung, Fremdwort - die Schneefallgrenze
auf etwas unter 2000 m, wobei aber noch sehr unsicher ist, wie viel Niederschlag
dort tatsächlich fällt.
Zu Beginn der neuen Woche beginnt die Höhenströmung zu zonalisieren und der
Luftdruck zu steigen, was sich in Form eines flachen, sich nach Osten
ausweitenden Azorenhochkeils widerspiegelt. Die Temperatur steigt langsam wieder
an, die Regenneigung hingegen nimmt schon wieder ab.
Im weiteren Verlauf der Woche (erweiterte Mittelfrist) geht es leicht
wechselhaft weiter mit einer schwachen Kaltfrontpassage am Mittwoch/Donnerstag
und nachfolgendem Hochdruckeinfluss.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz von IFS (ECMF) kann summa summarum als gut bezeichnet werden.
Oder mit anderen Worten, die markante Umstellung der Wetterlage zum kommenden
Wochenende steht außer Frage, auch wenn einige Detailfragen noch nicht
abschließend beantwortet werden können. So zeigt z.B. der heutige 00-UTC-Lauf am
Wochenende eine leicht verzögerte Trogpassage, wodurch auch die Ausbreitung
erwärmter maritimer Polarluft auf ganz Deutschland geringfügig nach hinten
verschoben wird. Auch hinsichtlich der mit der Umstellung einhergehenden
Regenfälle und Gewitter (Timing, räumliche Verteilung, Intensität) liegen noch
Unschärfen vor, die aber nichts an der Grundausrichtung der Vorhersage ändern.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die anderen für gewöhnlich gescannten Globalmodelle haben grundsätzlich keine
abweichenden Ideen, alle haben richtig Bock auf Abkühlung, was ja irgendwo auch
menschlich ist. Okay, ähnlich wie bei der Konsistenzbetrachtung tauchen auch
beim Modellvergleich Unterschiede im Kleinen auf. ICON liegt relativ dicht bei
IFS, auch wenn das Tief von Samstag zu Sonntag etwas weiter nördlich zieht. Auch
GEM weist größere Ähnlichkeiten auf, während bei GFS dieses Tief und damit auch
die Aufgleitniederschläge im Westen und Norden am Samstag fehlen. Dafür wird an
den Alpen eine längere Stausituation mit z.T. veritablem Dauerniederschlag
gerechnet.
FAZIT: Die avisierte Umstellung der Wetterlage steht auf festen
deterministischen Füßen, in den Detailabläufen darf man noch auf
Konkretisierungen hoffen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte von IFS-EPS sprechen nicht mit
gespaltener Zunge, ergo, sie zeigen ein recht homogenes Bild. Vor allem die
Kurvenschar der 500-hPa-Ensembles weist nur wenig Streuung auf mit einem klaren
Minimum am Sonntag. Dieses Minimum taucht auch bei T850 auf, allerdings ist der
Spread vorher und hinterher etwas größer als bei Pot500, was zum einen für
Unschärfen im Timing und in der Intensität von Abkühlung und nachfolgender
Erwärmung spricht. Die vom Modell für Samstag im Osten noch mal aufblinkende
Erwärmung wird von den Ensembles nur bedingt mitgetragen. Auffallend sind die
von Donnerstag bis Sonntag auftretenden Niederschlagspeaks, die je nach Region
unterschiedlich stark ausfallen. Ab Montag nehmen Signaldichte und Intensität
dann wieder merklich ab. Bei GFS-EPS ist die Talsohle von T850 und Pot500
bereits am Samstag erreicht, sonst sehen die Kurven aber sehr ähnlich aus.
Obwohl die Streuung in den EPS-Kurvenscharen relativ gering ist, werden für alle
drei relevanten Zeiträume (T+72...96h, T+120...168h und T+192...240h) erstaunlich
viele Cluster angeboten (6, 5, 5). Bezogen auf den Vorhersageraum sind sie aber
dem Hauptlauf alle sehr ähnlich, substanziell abweichende Alternativen werden
nicht zur Schau gestellt.
Von daher gilt auch hier, dass der Generalkurs steht, im Feinen aber noch etwas
getunt werden muss.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Mit der bevorstehenden Kaltfront- bzw. Trogpassage sind sowohl prä- als auch
postfrontal Gewitter wahrscheinlich, die durchaus kräftig und vorderseitig auch
mal unwetterartig ausfallen können.
Fraglich ist derzeit noch, ob es am Wochenende am Alpenrand für markanten
Dauerregen reicht, wie das von einigen EPS-Verfahren angedeutet wird. Und noch
fraglicher ist, ob es an der Küste vorübergehend mal für nicht konvektiv
getriggerte stürmische Böen reicht. Die Numerik hält sich diesbezüglich sehr
zurück, allerdings sind auch noch Zugbahn und Stärke des o.e. Bodentiefs noch
sehr unsicher.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit IFS-EPS und Modellmix.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann