DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-08-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 14.08.2018 um 10.30 UTC



Im Norden leicht unbeständig mit Schauern und Gewittern, sonst abgesehen von der
Kaltfrontpassage am Freitag überwiegend trocken und sommerlich warm bis heiß.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 21.08.2018


Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am kommenden Freitag liegen weite Teile
Deutschlands nach dem neusten EZMW-Lauf noch auf der Vorderseite eines markanten
Höhentroges, der sich von Skandinavien bis zur Biskaya erstreckt und im Verlauf
ostwärts über Mitteleuropa hinwegschwenkt. Am Boden korreliert der Trog mit
einer Kaltfront, die ausgehend von einem Tiefdruckkomplex über dem
Nordostatlantik bis zur Iberischen Halbinsel reicht und in der Nacht auf Freitag
auf den Nordwesten Deutschlands übergreift, um das Bundesgebiet schließlich bis
Samstag zu überqueren. Vorderseitig der Trog-Kaltfront-Konstellation gelangt mit
einer südwestlichen Strömung bei Temperaturen auf 850 hPa von 11 bis 18 Grad
nochmals sehr warme Luft bis zur Ostsee. In dieser Warmluft können sich vor
allem mit Annäherung des Troges sowie der Kaltfront Schauer und Gewitter
entwickeln.

Ab Samstag stellt sich nach dem aktuellen Lauf des EZMW eine (nördliche)
Westwetterlage an. Dabei steht einem ausgeprägten Höhentiefkomplex über dem
Nordmeer hohes Geopotential über Westeuropa gegenüber. Im Bodendruckfeld kann
sich korrelierend ein Keil des Azorenhochs bis nach Mitteleuropa schieben,
während über dem Nordostatlantik bzw. dem Nordmeer weiter ein Tiefdruckkomplex
wetterwirksam ist. Zwischen den Luftdruck- und Geopotentialgegensätzen bildet
sich dabei eine recht kräftige zonale Strömung aus. Die Frontalzone verläuft
dabei von Großbritannien über die mittlere und südliche Nordsee hinweg bis nach
Südschweden, sodass der Norden in dessen Einflussbereich verbleibt. Entsprechend
muss dort bei mäßig warmen bis warmen Höchsttemperaturen wiederholt mit leichten
schauerartigen Niederschlägen gerechnet werden. Dagegen sorgt in der Mitte und
im Süden hoher Luftdruck für einen überwiegend trockenen und sehr warmen bis
heißen Wettercharakter.

Ab Montag verlagert sich der Rücken allmählich etwas südwärts, sodass sich das
Gebiet mit tiefem Geopotential weiter nach Süden ausdehnen kann. Gleichzeitig
schwächelt auch der Hochdruckeinfluss am Boden und zieht sich nach Süden bzw.
Westen zurück. Einhergehend labilisiert die Atmosphäre, sodass ab Montag im
Süden die Schauer- und Gewitterneigung ausgehend von der Orographie wieder
steigt. Im Norden führen durchschwenkende kurzwellige Troganteile sowie die
Frontalzone ebenfalls zu Regenschauern und möglicherweise einzelnen Gewittern.
In der erweiterten Mittelfrist können die Tiefausläufer zunehmend auch bis in
die mittleren Regionen des Landes vordringen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Über den gesamten mittelfristigen Zeitraum wird die Großwetterlage vom EZMW
abgesehen von kleinräumigen Unsicherheiten konsistent vorhergesagt. Erst zum
Ende des betrachteten Zeitraums ab Montag simuliert der neue EZMW-Lauf den Keil
signifikant schwächer und weniger weit nach Osten ausgreifend, was wiederum das
Vordringen der Langwellentröge weiter nach Süden zulässt.

Analog zu den vorangegangenen Modellläufen wird ab Donnerstagabend das
Übergreifen einer Kaltfront simuliert, die das Land bis Samstag ostwärts
überquert. Aufgrund Geopotential- und Luftdruckanstieg verliert die Front bei
ihrer Passage aber deutlich an Wetteraktivität. Ab Samstag stellt sich
konsistent eine (nördliche) Westwetterlage ein. Ab Montag nimmt auch im Süden
mit abnehmendem Hochdruckeinfluss die Schauer- und Gewitterneigung wieder zu.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Montag simulieren die Globalmodelle der führenden Wetterdienste (EZMW, IFS,
ICON, GEM, JMA) die Großwetterlage sehr einheitlich. Abgesehen vom GFS, welches
zunächst den markanten Trog sowie im Verlauf auch den Azorenhochkeil etwas
stärker wiedergibt, zeigen die anderen Modelle sowohl die Stärke als auch die
räumliche Verteilung der Luftdruckmuster gut übereinstimmend. Auch beim
zeitlichen Timing der Frontpassage am Freitag haben sich im Vergleich zu den
gestern die Modellläufe weiter angeglichen.

Bis Montag simulieren die Globalmodelle der führenden Wetterdienste (EZMW, IFS,
ICON, GEM, JMA) die Großwetterlage sehr einheitlich. Abgesehen vom GFS, welches
zunächst den markanten Trog sowie im Verlauf auch den Azorenhochkeil etwas
stärker wiedergibt, zeigen die anderen Modelle sowohl die Stärke als auch die
räumliche Verteilung der Luftdruckmuster gut übereinstimmend. Auch beim
zeitlichen Timing der Frontpassage am Freitag haben sich im Vergleich zu den
gestern die Modellläufe weiter angeglichen.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im mittelfristigen Zeitraum von +72h bis 96h zeigt das EZMW-Ensemble insgesamt 3
Cluster, die sich aber nur unwesentlich voneinander unterscheiden. Die größten
Unterschiede sind demnach bei der Lage und der Intensität des Höhentiefkomplexes
über dem Nordostatlantik bzw. dem Nordmeer zu verzeichnen. Sowohl der Hauptlauf
als auch der Kontrolllauf befinden sich dabei im Cluster 1.

Im Zeitraum zwischen +120h und +168h werden die Unsicherheiten der
Großwetterlage durch vier Cluster abgebildet. Allerdings beschränken sich die
Hauptunterschiede überwiegend auf das Timing durchschwenkender Troganteile.
Während Cluster 1 mit 20 Mitgliedern, die auch den Hauptlauf umfassen, sowie
auch Cluster 2 mit 12 Membern inklusive Kontrolllauf recht beständig bei hohem
Geopotential vom Ostatlantik bis nach Mitteleuropa und dem Höhentiefkomplex
nördlich davon eine zonale Strömungskomponente mit nur wenigen und schwach
ausgeprägten Troganteilen zeigen (West antizyklonal), beschreiben Cluster 3 und
4 mit 12 bzw. 7 Mitgliedern mit dem Vordringen des Langwellentroges bis nach
Mitteleuropa sowie dem gleichzeitigen Zurückweichen des Rückens auf den
Ostatlantik eine Umstellung der Wetterlage zu Nordwest zyklonal.

Zwischen +192h und +240h bilden insgesamt 5 Cluster die möglichen
Zirkulationsmuster ab. Cluster 1 mit 14 Membern würde demnach die recht kräftige
westliche Grundströmung mit einzelnen kurzwelligen Anteilen beibehalten. Alle
anderen Cluster meridionalisieren die Strömung zunehmend wieder. Unterschiede
sind dabei vor allem bei der Lage der Langwellentröge und der Rücken zu
verzeichnen. Bei Cluster 2 und 3 würde Deutschland eher auf die Trogvorderseite
gelangen (mit Haupt- und Kontrolllauf), während sich bei Cluster 4 und 5 ein
kräftiger Rücken direkt über Mitteleuropa aufwölbt. Vor allem für die
Niederschlagsvorhersage sind diese Unterschiede jedoch essenziell.

Die Plumes des Ensembles des EZMW zeigen deutschlandweit einen ähnlichen
Verlauf. Insgesamt weist das Ensemble ab Freitag mit einem recht großen Spread
bei den 850 hPa Temperaturen von etwa 13 Grad größere Unsicherheiten auf.
Allerdings sind die höchsten Wahrscheinlichkeiten samt Haupt- und Kontrolllauf
im Ensemble zentriert. Das Geopotential beschreibt dagegen über den gesamten
mittelfristigen Zeitraum eine recht hohe Güte. Gut zu erkennen in den Plumes ist
auch die Frontpassage am Freitag mit nachfolgendem Temperaturrückgang.

Die Unsicherheiten bezüglich der Temperatur spiegeln sich auch in den Boxplots
der Meteogramme aus der Mitte und dem Süden des Landes wieder. Nach Frontpassage
ist dort auch bei den Temperaturen in 2 m Höhe meist ein Spread von 4 bis 8 Grad
festzustellen. Insgesamt kann aber, mit Ausnahme der Küstengebiete, ab Samstag
erneut mit einer sommerlich warmen, teils auch heißen Periode gerechnet werden.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Markante Wettererscheinungen sind überwiegend nur in Verbindung mit Gewittern im
Süden und Südosten zu erwarten. Am Freitag kann es in der Südosthälfte, am
Samstag und Sonntag lediglich am Alpenrand zu teils kräftigen Gewittern mit
Starkregen, stürmischen Böen und kleinkörnigem Hagel kommen. Am Montag sind in
Nordfriesland einzelne starke bis stürmische Böen möglich, die vom EZ-EPS mit
Wahrscheinlichkeiten von 10 bis 45% gestützt werden. Der EFI liefert bezüglich
der Böen oder auch des Niederschlags keine Hinweise. Dafür deutet er ein leicht
überdurchschnittliches Temperaturniveau an.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel