Thema des Tages

05-08-2018 07:50

Außergewöhnliche Witterungsverhältnisse - Die Sonne macht Überstunden


Neben viel Sommerwärme, die aktuell in einer historischen Hitzewelle
gipfelt, schien seit April die Sonne gefühlt ohne Ende. Sonnencreme
und Sonnenhüte sind in diesem Jahr sicherlich top Verkaufsschlager
und den Sommerurlaub am Mittelmeer hätte man genauso gut an den
heimischen Nord- und Ostseestränden verbringen können. Während die
Kinder auch zuhause traumhaftes Ferienwetter erleben, hat der
dauerhafte Sonnenschein in Kombination mit den überdurchschnittlich
hohen Temperaturen und fehlenden Niederschlägen auch seine
Schattenseiten. Die Ursache für diese außergewöhnlichen
Witterungsverhältnisse sind die seit Monaten vorherrschenden sehr
beständigen beziehungsweise sich immer wieder regenerierenden
Blockinglagen. Dabei wird die in gemäßigten Breiten übliche
Westströmung unterbrochen und die normalerweise von West nach Ost
gerichtete Verlagerung atlantischer Tiefdruckgebiete verhindert.
Anstelle dessen dominieren vom mittleren Nordatlantik bis nach
Skandinavien Hochdruckgebiete. Kurze Unterbrechungen dieser
Wetterlage blieben meist von kurzer Dauer.


Schauen wir uns die Sonnenstunden der letzten Monate etwas näher an
(Abbildung 1). Schon der April war sehr sonnenscheinreich. Besonders
in der Südosthälfte Deutschlands schien die Sonne das 1,5- bis
2-fache des vieljährigen Mittels. Im Mai machte die Sonne dann vor
allem in der Nordhälfte zahlreiche Überstunden und schien von
Schleswig-Holstein bis nach Mecklenburg-Vorpommern über 350 Stunden.
Damit konnte man dort die Sonne durchschnittlich rund 12 Stunden am
Tag sehen, was etwa 80 Prozent der astronomisch möglichen
Sonnenscheindauer entspricht! Spitzenreiter war mit 388 Stunden (160%
des vieljährigen Mittels) List auf Sylt, die nördlichste
Wetterstation Deutschlands. Nur im Juni legte die Sonne eine winzige
Verschnaufpause ein. Mit 218 Sonnenstunden im Deutschlandmittel
(Referenzperiode: 1961-1990: 203 Stunden) war die Sonnenscheindauer
aber dennoch etwa im Normalbereich. Mit neu getankter Kraft gab die
Sonne im Juli noch einmal alles und verwöhnte uns vielerorts mit 300
bis 350 Sonnenstunden, mit den meisten Sonnenstunden an der
schleswig-holsteinischen Ostseeküste und in Teilen Sachsen-Anhalts.
Damit erlebten wir nach 2006 den zweitsonnigsten Juli seit Messbeginn
im Jahre 1950. Nur in den süddeutschen Mittelgebirgen war die Sonne
des Öfteren von Wolken verdeckt.


In Abbildung 2 werden für einige Städte die Sonnenstunden von April
bis Juli 2018 mit den Referenzperioden 1961-1990 (blau) und 1981-2010
(gelb) verglichen. Anders als die Temperatur ist in den letzten
Jahrzehnten die Sonnenscheindauer kaum gestiegen. Klar zu erkennen
ist, dass in allen Städten die Sonne zu dieser Zeit 2018 (rot)
deutlich häufiger (etwa 1/3 mehr als im vieljährigen Mittel) am
Himmel zu sehen war als sonst üblich.


Während sich Sonnenanbeter über den Dauersonnenschein freuen, hat
dieser aber buchstäblich auch seine Schattenseiten. In Kombination
mit dem seit Monaten andauernden Niederschlagsdefizit und den aktuell
heißen Temperaturen ist in vielen Landesteilen mittlerweile eine
verheerende Dürre entstanden. Landwirte klagen über beträchtliche
Ernteeinbußen und auf Wiesen ist kaum mehr ein grüner Grashalm zu
finden. Immer mehr Bäume verfärben sich bereits und werfen ihre
Blätter ab. Die Flusspegel sinken weiter und schränken die
Schifffahrt auf den deutschen Wasserstraßen ein. Kleinere Flüsse sind
mancherorts bereits komplett ausgetrocknet, sodass man auch ohne
Brücke trockenen Fußes das Flussbett überqueren kann. Lediglich die
Winzer freuen sich Dank der Wärme und des Sonnenscheins auf einen
besonderen Weinjahrgang.


Nach den vor allem in der Nordhälfte am heutigen Sonntag etwas
erträglicheren Temperaturen, nimmt die Hitze ab morgen einen neuen
Anlauf, sodass wir am Dienstag und Mittwoch wieder verbreitet bei
Spitzenwerten zwischen 33 und 38 Grad schwitzen werden. Selbst an den
Küsten kann es nochmals sehr warm bis heiß werden. Nur in die
Nordwesthälfte sickern am Mittwoch möglicherweise bereits kühlere
Luftmassen. Dieser Luftmassenwechsel geht wohl auch mit teils
kräftigen Schauern und Gewittern einher. Im Süden und Osten kann sich
die Hitze allerdings noch bis Donnerstag halten, bevor man sich ab
Freitag auch dort bei Temperaturen unter 30 Grad von der Hitze
erholen kann.


Dipl.-Met. Dr. Markus Übel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.08.2018

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