DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

30-07-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 30.07.2018 um 10.30 UTC



Nur geringfügig zurückgehende Temperatur und nachlassende Gewitterneigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 06.08.2018


Am Donnerstag, zum Beginn des Mittelfristraumes, liegt nach dem EZMW-IFS
Deutschland im Bereich eines Höhenrückens, der sich von der Iberischen Halbinsel
zum Baltikum erstreckt. Die Frontalzone verläuft nördlich unseres Landes, wir
haben es somit mit einer warmen bis heißen Luftmasse mit 850-hPa-Werten zwischen
12 Grad im Nordwesten und 19 Grad im Süden zu tun. Dabei ist rückseitig einer
abziehenden Störung eine geringfügig weniger warme Luft in den Norden
eingeflossen. Eine Hochdruckzone nördlich unseres Landes (von den Azoren bis ins
Baltikum) sorgt bodennah für nordöstliche Winde. Der Tag ist Richtung Süden und
Osten noch von schauerartigen Regenfällen der abziehenden Störung geprägt,
ansonsten setzt sich schon wieder die Sonne durch.
Am Freitag ändert sich die Lage kaum, das Hochdruckgebiet verstärkt sich noch
über den Britischen Inseln, bei schwachen nördlichen Winden bleibt das
Temperaturniveau konstant. Abgesehen von meist sonnigem Wetter gibt es
allenfalls im Süden vereinzelte Hitzegewitter.
Der Keil Richtung Baltikum zieht sich zurück, so dass sich am Samstag und
Sonntag zunehmend eine schwache westnordwestliche Höhenströmung einstellt. Das
Hoch liegt dann im Bereich zwischen Schottland und Island, so dass bei uns
weiter nördliche Winde überwiegen. Diese sorgen für sehr geringen
Temperaturrückgang, eventuell ziehen von Nordwesten auch mal Wolken heran, die
etwas Regen bringen können. Ansonsten bleibt es weiter sonnig und es kommt
höchstens zu einzelnen Wärmegewittern.
Am Montag soll sich ein Trog über Skandinavien intensivieren und ein zunehmend
kräftiges Tief über der mittleren Ostsee verstärkt den Gradient vor allem über
dem Norden Deutschlands. Damit frischt der Nordwestwind auf und mit einer
Kaltfront gelangt deutlich kühlere Luft in den Norden des Landes. Am Abend
sollen in 850 hPa über Sylt nur noch 4 Grad erreicht werden, über Freiburg
weiterhin 20 Grad. Die Kaltfront dürfte einigermaßen stabil nach Deutschland
herein ziehen, so dass konvektive Umlagerungen die Ausnahme bleiben und weiter
nur in der Warmluft örtlich auftreten.
In der erweiterten Mittelfrist lässt das IFS den Trog sich noch weiter
südostwärts ausweiten und die Kaltfront überquert unser Land und leitet überall
einen Luftmassenwechsel ein (im Süden sinkt die 850-hPa-Temperatur auf 10 Grad).
Dabei könnte es im Süden auch zu stärkeren Regenfällen kommen. Ein von Westen
übergreifender Höhenrücken sorgt aber alsbald schon wieder für
niederschlagsfreies Wetter.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Samstag ist die Konsistenz des aktuellen Laufs mit den beiden
Vorgängerläufen recht hoch. Allerdings zeigten die Vorgängerläufe zumindest den
Norden des Landes noch geringfügig zyklonaler, vor allem am Samstag. Ab Sonntag
ist die Konsistenz niedrig. Der gestrige 00-UTC-Lauf zeigte noch schwachen
Hochdruckeinfluss in einer recht flatternden Westströmung, der gestrige
12-UTC-Lauf hatte dann schon einen Trog im Programm, allerdings schneller,
östlicher und schwächer. Gehen wir in die erweiterte Mittelfrist, so ist nur im
heutigen 00-UTC-Lauf eine markante Abkühlung zu finden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Freitag/Samstag sind sich IFS, GFS, ICON und NAVGEM von Details abgesehen
einig. GEM und UKMO zeigen dagegen eine antizyklonalere Lage und nicht auf
Westnordwest drehende Höhenströmung. Der sich zu Beginn der nächsten Woche
bildende Trog wird ebenso unterschiedlich simuliert: Bei ICON viel weiter
nordwestlich, bei GFS schwächer und nordöstlicher, bei NAVGEM schwächer und noch
weiter im Osten. Bei GEM läuft der Trog recht flach über Skandinavien hinweg.
Die Kanadier sind es auch, die uns für Sonntag/Montag noch einmal eine
Steigerung der Hitzewelle prophezeien. Fazit: IFS (das im Mittel beste Modell)
hat derzeit als einziges Modell eine wirklich signifikante Abkühlung im
Programm, GFS und ICON zumindest eine schwache.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum Sa, 00 UTC bis Mo, 00 UTC verteilt sich das IFS-Ensemble auf
insgesamt 5 Cluster. Sie alle zeigen westliche Lagen mit recht schwacher
Strömung bei uns, einige sind etwas zyklonaler aufgestellt, andere etwas
antizyklonaler. Eine deutliche Austrogung bei uns deutet bis Mo, 00 UTC bei uns
kein Cluster an, allerdings zeigt C2 (11 Mitglieder und Hauptlauf) zumindest
einen kleineren Trog über der Ostsee. In der erweiterten Mittelfrist zeigen alle
Cluster Potenzialabbau und einen etwas zyklonaleren Charakter der Westströmung
über Mitteleuropa.
Die Rauchfahnen für Hamburg (repräsentativ für den Norden) zeigen einen mehr
oder weniger kontinuierlichen Temperaturrückgang der 850 hPa-Temperatur von
Donnerstag bis zum Beginn der neuen Woche (von 13 auf 9 Grad). Der Hauptlauf
liegt eher am unteren Rand der Verteilung und die Streuung wird zum Ende
durchaus groß. Ab Freitag soll auch das Potenzial kontinuierlich zurückgehen,
der Hauptlauf liegt ebenso eher am unteren Rand der Verteilung. Es sind kaum
Niederschlagssignale vorhanden. Im Süden (Stuttgart) liegt die Temperatur von
Donnerstag bis Montag fast unverändert hoch bei 18 Grad in 850 hPa. Die Streuung
ist gering. Erst danach steigt die Streuung und Abkühlungsszenarien werden
wahrscheinlicher, aber auch am Mittwoch liegt der Schwerpunkt der Verteilung
noch um 15 Grad. Der Geopotenzialabbau ab Freitag ist ebenso offensichtlich wie
im Norden, genauso wie die Niederschlagssignale schwach ausfallen.
Die GFS-Rauchfahnen zeigen im Norden keinen Temperaturrückgang bis Montag und
danach in erster Linie eine Zunahme der Streuung. Der Potenzialrückgang fällt
geringer aus. Niederschlagssignale sind ebenso schwach. In Stuttgart spiegelt
die GFS-Rauchfahne im Wesentlichen EZMW wider.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt im Süden Deutschlands ein deutliches, aber allmählich abnehmendes
Wärmesignal.
Im gesamten Mittelfristzeitraum besteht gebietsweise eine gewisse
Gewitterneigung, Hinweise auf eine intensivere oder überregionale Gewitterlage
liegen derzeit nicht vor.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX (von 03 UTC), IFS-EPS. Der heutige IFS-Hauptlauf zeigt zum Beginn der
nächsten Woche eine deutlich kältere Lösung als alle anderen vorliegenden
Modelle und ist auch nicht konsistent. Deswegen wird er heute verworfen, wohl
wissend, dass der Hauptlauf des IFS das im Mittel beste vorliegende Modell ist
und am ehesten in der Lage ist, als erstes Modell einen Wetterumschwung zu
simulieren.
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann