DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

29-07-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 29.07.2018 um 10.30 UTC



Weiterhin warm bis heiß. Am Mittwoch und Donnerstag gebietsweise Gewitter mit
lokaler Unwettergefahr. Danach Wetterberuhigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 05.08.2018


Nicht endendes Sommerwetter mit hohen Temperaturen und viel Sonnenschein mit nur
kurzen Phasen der Abkühlung bei lokalen Schauern und Gewittern - der Sommer 2018
zeigt sich mit fast mediterranem Flair und großer Trockenheit in Deutschland.
Stellt sich die Frage, ob das endlos so weitergeht? Glaubt man dem neuesten 00
UTC-EZMW-Lauf vom heutigen Sonntag, so kann die Antwort eigentlich nur "Ja"
lauten.

Hauptmerkmal des ab Mittwoch beginnenden Mittelfristzeitraums ist dem EZMW
zufolge hohes Geopotenzial, das sich von Südwesteuropa über die Iberische
Halbinsel bis in den Nordwesten Russlands erstreckt. Es wird flankiert von einem
Trog über dem Nordostatlantik mit Drehzentrum über Island. Ein Randtrog schiebt
sich dabei bis nach Frankreich und Benelux und im weiteren Verlauf nach
Skandinavien vor. Am Boden korrespondiert dieses Gefüge mit einem Islandtief,
dessen Kaltfront den Nordwesten Deutschlands erreicht. Zuvor gelangt mit
südwestlicher Strömung warme bis heiße Luft zu uns, sodass die T850 zwischen 11
Grad im Nordwesten und bis 20 Grad im Süden liegen. Tageshöchsttemperaturen von
über 30 Grad sind außer im Nordwesten die Folge. Allerdings wird die Luft aus
dem Südwesten zunehmend mit Feuchtigkeit angereichert, womit das Schauer- und
Gewitterrisiko wieder deutlich ansteigt und auch zunehmende Schwüle zu erwarten
ist.

Am Donnerstag erreicht der Randtrog bereits Mittelschweden. Dahinter wölbt sich
von der Iberischen Halbinsel erneut ein breiter Rücken bis nach Deutschland auf.
Die Kaltfront des von Island ins Nordmeer ziehenden Bodentiefs zieht mit
Schauern und Gewittern in den Osten und Südosten. Sie bewirkt zwar eine leichte
Abkühlung, die Betonung liegt aber auf "leicht", da die Höchsttemperaturen
allenfalls um 2 oder 3 Kelvin sinken.

Am Freitag wird ausgehend vom Trog über dem Nordostatlantik erneut ein schwacher
Randtrog über die Nord- in die Ostsee geführt. Damit gelangt in den Norden von
Deutschland etwas feuchtere und leicht kühlere Luft, die für ein paar Wolken und
auch mal einen Schauer sorgen kann. Dennoch ist selbst dort verbreitet von
sommerlichen bis heißen Tageshöchsttemperaturen auszugehen. Im Süden bleibt die
heiße Luft erhalten, die unter Hochdruckeinfluss gerät und somit verbreitet
Temperaturen über 30 Grad zulässt.

Am Wochenende dominiert überall das hohe Geopotenzial, das hohen Druck am Boden
stützt. Die T850 hPa liegen zwischen 8 Grad im Norden und bis 20 Grad im Süden -
es bleibt also warm bis heiß. Die Schauer- und Gewitterneigung ist dagegen eher
gering.

In der erweiterten Mittelfrist ab Montag nähert sich vom Atlantik ein dritter
Randtrog, der am Dienstag den Norden Deutschlands erreicht. Die Zufuhr sehr
warmer bis heißer Luftmassen aus dem Südwesten bleibt damit erhalten, allerdings
wird die Luft zunehmend auch wieder feucht. Die Schauer- und Gewitteraktivität
dürfte somit neuerlich ansteigen.

Mehr als einen Tropfen auf den heißen Stein (der eh schon glüht) sind die
Niederschläge in der Mittelfrist aber wohl nicht. Eine durchgreifende Änderung
der Wetterlage steht kaum zur Debatte. Der "Sommer Open End 2018" geht also
munter weiter.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des neuesten EZMW-Laufs vom heutigen Sonntag 00 UTC zu seinen
beiden Vorgängern kann als hoch angesehen werden. Unterschiede lassen sich nur
im Detail herausarbeiten (z.B. leichte Timing- und Intensitätsunterschiede bei
den Randtrögen). Etwas größer sind die Differenzen im erweiterten
Mittelfristbereich ab Montag. So wird der zyklonale Einfluss mit Schauern und
Gewittern nun mehr betont. Infolgedessen werden auch 2 bis 4 Kelvin niedrigere
T850 simuliert. So oder so bleibt es aber bis zum Anfang kommender Woche warm
bis heiß.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Großartig neue Erkenntnisse können weder GFS noch ICON und auch nicht die
anderen globalen Modelle liefern, da sie bis auf kleinere Details nahezu
kongruent zum EZMW sind.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die T850 hPa-Rauchfahnen des EZMW-Ensembles offenbaren für verschiedene deutsche
Städte bereits ab Mittwoch eine recht hohe Streuungsbreite. Haupt- und
Kontrolllauf finden sich jedoch meist gut eingebettet im Median wieder. Die
Bandbreite der Temperaturen liegt bei 9 bis 22 Grad, womit das im obigen Text
entworfene warme bis heiße Wetter vom Ensemble gut bestätigt wird. Die meisten
Kurven weisen zur Mitte der Woche einen leichten Abwärtstrend auf, was so ja
auch von der Deterministik gebracht wurde.

Beim 500 hPa-Geopotenzial ist der Spread nicht so groß. Auch in diesen Kurven
zeigt sich ein leichter Abwärtstrend, allerdings erst ab Ende der kommenden
Woche. Bei einem hohen Ausgangsniveau von 582 bis 588 gpdam ist keine
durchgreifende Änderung hin in Richtung Zyklonalität zu erwarten.

Die Clusteranalyse liefert zwar für Donnerstag bis Samstag 3 und für Sonntag bis
Dienstag 4 Cluster, die Unterschiede spielen für unseren Bereich jedoch nur eine
untergeordnete Rolle.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass der Fortdauer des warmen bis teils heißen
Wetters bis zum Anfang kommender Woche nichts im Weg steht. Schauer und Gewitter
gibt es vor allem Mittwoch und Donnerstag, und dann wieder am Dienstag kommender
Woche.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im Fokus der signifikanten Wettererscheinungen in der Mittelfrist ist die
starke, möglicherweise teils extreme Wärmebelastung.

Seitens der konvektiven Aktivität bringt EFI am Mittwoch im Nordosten erhöhte
Werte. Darüber hinaus werden auch im Süden höhere CAPE-Werte angezeigt, sodass
an diesem Tag bei Schauern und Gewittern lokal die Gefahr unwetterartiger
Entwicklungen bezüglich Starkregen, Hagel und Sturmböen besteht. Am Donnerstag
ist das Potenzial für starke Gewitter bis hin zu lokalen Unwettern im Süden noch
erhöht. Ab Freitag geht die Schauer- und Gewitterneigung zurück, bevor sie
Anfang kommender Woche wieder zunimmt.

Zu guter Letzt sei noch einmal erwähnt, dass die anhaltende Trockenheit in
großen Teilen Deutschlands weiterhin nur punktuell durch Schauer und Gewitter
gelindert wird. Ein dringend benötigter längerer "Landregen" ist dagegen vorerst
nicht in Sicht.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-MOS, EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler