DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
25-07-2018 09:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 25.07.2018 um 10.30 UTC
Andauer der sehr warmen bis heißen Witterung, vor allem am Samstag und ab
Dienstag erhöhte Gewitterneigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 01.08.2018
In Verbindung stehend mit einer quasistationären Rossby-Welle bleiben über den
gesamten Mittelfristzeitraum zwei Druckgebilde für Mitteleuropa
wetterbestimmend: Einerseits ein umfangreicher Höhentrog über dem Nordatlantik
mit Drehzentrum meist nahe Island, andererseits eine hochreichende Antizyklone
über dem fennoskandischen Raum. An deren Südwestflanke gelangt von Südosten her
sehr warme bis heiße Festlandsluft nach Deutschland.
Am Samstag, zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, weitet sich der nordatlantische
Höhentrog unter Verkürzung seiner Wellenlänge vorübergehend nach Süden bzw.
Südosten aus und überquert mit seiner Achse die Britischen Inseln bzw. die
Nordsee nordostwärts. Vor allem über West- und Nordwestdeutschland bekommt die
Höhenströmung somit vorübergehend einen zyklonalen "Einschlag". Trogvorderseitig
entwickelt sich über dem westlichen Mitteleuropa eine Tiefdruckrinne, verlagert
sich über das Vorhersagegebiet nordostwärts und erreicht Sonntag, 00 UTC bereits
den Nordosten Deutschlands. Im Bereich dieser Rinne gelangen vorübergehend
potenziell instabile Luftmassen ins Vorhersagegebiet, innerhalb derer sich teils
kräftige Gewitter bilden, Unwettergefahr besteht vor allem aufgrund von
Starkregen. Dabei erreichen die Höchsttemperaturen im Osten und Süden nochmals
Werte von deutlich über 30 Grad, während es im Westen bei frühzeitigem
Bewölkungsaufzug wohl nicht mehr ganz so heiß wird. Bis Sonntagfrüh überquert
die Rinne Deutschland komplett, gefolgt von einer schwachen Kaltfront, die über
dem Vorhersagegebiet quasistationär bleibt und sich im Laufe des Sonntags
allmählich auflöst. Zwischen Rinne und Kaltfront kann es vor allem im Süden und
Osten in der Nacht zum Sonntag eventuell gebietsweise noch kräftiger regnen.
Am Sonntag steigt das Geopotenzial über dem Vorhersagegebiet wieder an und es
entsteht auch im Bodenfeld erneut eine Hochdruckbrücke, die vom Azorenhoch über
Südwest- und Mittteleuropa bis zum fennoskandischen Hoch reicht. Die vor allem
in den Westen und Norden eingeflossenen nicht mehr ganz so heißen Luftmassen
können sich somit bei überwiegendem Sonnenschein wieder etwas erwärmen, während
es im äußersten Osten und im Südosten in den Resten der instabilen Luftmasse
nochmals einzelne, teils kräftige Gewitter geben kann. Die Höchstwerte steigen
auf 28 bis 32 Grad, an den Küsten wird es bei Seewind nicht ganz so warm.
Am Montag ändert sich an der großräumigen Konstellation kaum etwas. Der Osten
und Südosten befinden sich im Einflussbereich potenziell instabiler Luftmassen,
wobei sich dort erneut teils kräftige Gewitter entwickeln können. Das westliche
Mitteleuropa gelangt derweil wieder auf die Vorderseite eines flachen
Randtroges, der - ausgehend vom nordatlantischen Höhentrog - auf die Britischen
Inseln übergreift. Auf dessen Vorderseite gelangt wieder wärmere Luft
subtropischen Ursprungs ins Vorhersagegebiet, so dass die Höchstwerte verbreitet
auf 29 bis 34 Grad steigen, Ausnahme die Küsten bei Seewind. Aufgrund der
starken Deckelung durch die Potenzialbrücke bleibt es im Westen und Norden meist
trocken, abgesehen von einzelnen "Überentwicklungen" über dem Bergland.
Am Dienstag wird die Potenzialbrücke über Mitteleuropa sowohl von Westen - von
einem, sich von den Britischen Inseln nach Frankreich ausweitenden Randtrog -
als auch von Osten - ausgehend von einem flachen Höhentief über Südosteuropa -
in die Zange genommen. Auch im Bodenfeld ist eine flache Tiefdruckrinne über
Mitteleuropa erkennbar. Dabei gelangt weiterhin heiße Subtropikluft (16 bis 18
Grad in 850 hPa) nach Deutschland, die potenziell instabil geschichtet ist.
Erneut können sich im Tagesverlauf somit kräftige Gewitter entwickeln.
Schwerpunkte lassen sich allerdings derzeit noch schwer ausmachen, der aktuelle
IFS-Lauf simuliert die meisten Niederschläge im Süden und Osten, während in den
Nordwesten rückseitig der Rinne bereits wieder etwas stabilere Luft gelangt.
Allgemein bleibt es schwülheiß.
Am Mittwoch ändert sich an der Konstellation herzlich wenig. Nach wie vor
befindet sich Mitteleuropa im Bereich einer "Sollbruchstelle" der
Potenzialbrücke, die das Azorenhoch mit der fennoskandischen Antizyklone
verbindet. Auch im Bodenfeld erstreckt sich eine Tiefdruckrinne quer über das
Vorhersagegebiet hinweg nordwärts. In potenziell instabiler Luft können sich im
Tagesverlauf erneut teils kräftige Gewitter entwickeln. Durch die ganzen
konvektiven Umlagerungen dürfte die Luftmasse etwas "verbraucht sein und
aufgrund der nicht mehr durchgehenden Einstrahlung dürften die
Höchsttemperaturen nicht mehr ganz die Werte der Vortage erreichen. Es bleibt
aber weiterhin sehr schwül.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Im Großen und Ganzen kann dem aktuellen IFS-Lauf eine gute Konsistenz zu den
Vorläufen bescheinigt werden. Der Durchzug der Tiefdruckrinne mit den
eingelagerten Gewittern am Samstag und Sonntag wird etwas progressiver simuliert
als vor allem im gestrigen 00 UTC-Lauf, der die Gewittertätigkeit nicht auf den
äußersten Osten beschränkte, sondern noch bis in die mittleren Landesteile
reichen ließ.
Zu Wochenbeginn erhöhen sich dann die Differenzen bzgl. der räumlichen
Verteilung der konvektiven Niederschläge. Ähnlich wie der gestrige 00 UTC-Lauf
simuliert auch der aktuelle IFS-Lauf am Montag und Dienstag eine rege
Gewitteraktivität in der gesamten Ost-, am Dienstag auch Südhälfte, der gestrige
12 UTC-Lauf hatte dagegen kaum Konvektion auf der Karte.
Auch am Mittwoch erweisen sich die beiden 00 UTC-Läufe von gestern und heute
konsistenter als der 12 UTC-Lauf, der einen Randtrog am Mittwochabend auf das
westliche Mitteleuropa übergreifen ließ und entsprechend eine Kaltfront auf der
Karte hatte, die abends auf Westdeutschland übergreifen sollte.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis einschließlich Montag sind innerhalb der Modellwelt keine substantiell
unterschiedlichen Lösungen auszumachen.
Für den Dienstag ergeben sich dann doch größere Differenzen: Während ICON dem
IFS ähnelt und vorderseitig eines flachen Randtroges über den Britischen Inseln
eine ebenso flache Tiefdruckrinne über dem Vorhersagegebiet simuliert mit
Konvektion vor allem im Süden und Osten, hat das GFS den Trog markanter auf der
Karte und lässt ihn rasch über die Nordsee hinweg nordostwärts ziehen. Dabei
greift eine Kaltfront auf den Westen und Norden Deutschlands über, wird dann
aber etwa über der Mitte quasistationär. Im Vorfeld werden kräftige Gewitter
simuliert, die Deutschland bis Mittwochfrüh von West nach Ost überqueren.
Am Mittwoch verstärkt sich nach GFS rückseitig der Front wieder der
Hochdruckeinfluss, während ICON das Übergreifen der Front erst im Laufe des
Mittwochs simuliert und IFS die Kaltfront - übrigens im Gegensatz zum gestrigen
12 UTC-Lauf - nordwestlich des Vorhersagegebietes belässt.
Eine etwas andere Lösung bietet das kanadische GEM an. Nach Lesart der Kanadier
kommt der Randtrog über den Britischen Inseln aufgrund der Blockadewirkung des
fennoskandischen Hochs nicht weiter nordostwärts voran, sondern weitet sich bis
Mittwoch südostwärts ins westliche Mitteleuropa aus.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse liefert für den Zeitraum 72 bis 96 Stunden (Sa, 00 UTC bis
So, 00 UTC) 3 Cluster (jeweils 21, 20 und 10 Member), die sich für Mitteleuropa
sehr ähneln. Bei genauerem Hinsehen ist erkennbar, dass Cluster 2, in dem sich
auch der Haupt- und Kontrolllauf befinden, den Randtrog über den Britischen
Inseln etwas progressiver auf der Karte hat als die anderen beiden.
Im Zeitraum 120 bis 168 Stunden (Mo, 00 UTC bis Mi, 00 UTC) verteilen sich die
Ensembleläufe erneut auf 3 Cluster 20, 19 und 12 Member, Hauptlauf in Cluster
2). Auch dort ergeben sich nur nach genauerem Hinsehen kleinere Differenzen.
Ähnlich wie das GFS simuliert Cluster 3 den Randtrog über den Britischen Inseln
am Mittwoch etwas markanter ausgeprägt und progressiver als Cluster 1 und 2.
Für die erweiterte Mitelfrist ergibt sich dann nur noch ein Cluster. Danach
könnte die Potenzialbrücke zwischen Azorenhoch und Fennoskandienhoch Richtung
erstes Augustwochenende durch einen vom Nordostatlantik nach Südosten ziehenden
Randtrog an ihrer "Sollbruchstelle" über dem nördlichen Mitteleuropa
durchbrochen werden.
Anhand der Rauchfahne für Offenbach ist der Durchgang der Tiefdruckrinne bzw.
auch der Kaltfront am Samstagnachmittag bzw. in der Nacht zum Sonntag gut
nachvollziehbar, gehen doch die 850 hPa-Temperaturen der einzelnen Member in
einem relativ engen Spread recht deutlich zurück (etwa von 18 auf 13 Grad im
Median). Danach steigt die Temperatur allmählich wieder an, wobei der Spread
etwas breiter wird (Montag bis Mittwoch zwischen 15 und 18 Grad mit einigen
"Ausreißern" nach oben (bis 21 Grad) und nach unten (bis etwa 10 Grad)). Vor
allem der Kontrolllauf befindet sich im oberen Bereich der Member, der Hauptlauf
bis Dienstag ebenfalls.
Am Samstag und dann wieder ab Dienstag simuliert die überwiegende Anzahl der
Member auch Niederschläge.
Die GEFS-Member zeigen einen ähnlichen Verlauf, wobei sich ein Member
(Pertubation Nr. 8) als "Ausreißer" entpuppt und den Temperaturrückgang am
Samstag/Sonntag nicht mitmacht. Anfang August zeigen zumindest 3 Member einen
deutlicheren Temperaturrückgang, kurzzeitig sogar unter das Klimamittel.
Insgesamt bleibt zu konstatieren, dass die Ensembles sowohl des GEFS als auch
des ECMWF-EPS die Aussagen der jeweiligen deterministischen Läufe stützen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Vor allem am Samstag und dann wieder zu Beginn kommender Woche gibt EFI Hinweise
auf deutlich übernormale Temperaturen. Lediglich der Sonntag bietet etwas
Entspannung (der Samstag eventuell im Westen, aber das wird durch die hohen
Taupunkte wieder wettgemacht). Belastend wirken dabei einerseits die hohen
Minima, vor allem in den Nächten zum Samstag und Dienstag, andererseits aber
auch der hohe Feuchtegehalt der Luftmasse und somit die Schwüle.
Niederschläge fallen überwiegend in konvektiver Form und sind etwas verbreiteter
zunächst am Samstag zu erwarten, wobei sie nur wenig zur Linderung der
Trockenheit in weiten Teilen des Landes beitragen dürften. Kleinräumig sind aber
durchaus unwetterartige Mengen in kurzer Zeit zu erwarten. Signale für
mehrstündigen Starkregen bietet am ehesten noch COSMO-LEPS in der Nacht zum
Sonntag am Alpenrand (in erster Linie Allgäu).
Nach einer vorübergehenden Wetterberuhigung am Sonntag und Montag, an denen nur
vereinzelte Gewitter, hauptsächlich im Osten und Süden bzw. im Bergland,
erwartet werden, nimmt dann die Tendenz zur Gewitterneigung ab Dienstag wieder
zu. Erneut dürfte der Starkregen im Fokus stehen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, IFS, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff