Thema des Tages
25-07-2018 07:50
Jahrhundert-Mondfinsternis
Die Hobbyastronomen unter uns sind schon in heller Aufregung: Am
Freitagabend (27.07.) und in der Nacht zum Samstag steht eines der
ganz großen astronomischen Ereignisse unserer Zeit bevor: Eine totale
Mondfinsternis, die mit einer Dauer von 103 Minuten die längste des
21. Jahrhunderts sein wird. In Deutschland wird die totale Phase der
Finsternis vollständig zu sehen sein, zumindest wenn das Wetter uns
keinen Strich durch die Rechnung macht.
Eine Mondfinsternis ist prinzipiell kein seltenes Ereignis, findet
nämlich alle paar Jahre, teilweise sogar mehrfach während eines
Jahres irgendwo auf der Erde statt. Im Durchschnitt ereignen sich so
immerhin 154 Mondfinsternisse pro Jahrhundert. Bei einer
Mondfinsternis durchquert der Mond den Schattenkegel, den die von der
Sonne beleuchtete Erde in den Weltraum wirft. Das geschieht genau
dann, wenn sich Sonne, Erde und Mond ziemlich genau auf einer
gedachten Linie befinden. Der von der Erde ausgehende Schattenkegel
umfasst einen Kernschatten, wo die Sonne von der Erde vollständig,
und einen Halbschatten, wo die Sonne zumindest teilweise verdeckt
wird. Passend dazu spricht man auch von einer partiellen und totalen
Mondfinsternis, bei einer totalen Mondfinsternis von einer partiellen
und totalen Phase.
Das Besondere bei der nun anstehenden Finsternis ist die Tatsache,
dass sowohl die Entfernung zwischen Erde und Mond als auch die
Entfernung zwischen Erde und Sonne besonders groß sind und der Mond
den dadurch hinsichtlich des Querschnittes überdurchschnittlich
großen Erdschatten mittig durchquert. Als kleines "Schmankerl"
fungiert der Mars, der ausgerechnet während der Finsternis von der
Erde aus betrachtet in unmittelbarer Nachbarschaft zum Vollmond
erscheint. Somit steht er - wie der Mond - zwangsläufig in
Opposition zur Sonne, also in relativ zur Erde gegenüberliegender
Position zum Zentralgestirn. Dadurch erreicht er am Himmel seine
maximale Strahlkraft. Der sich langsam verfinsternde Mond und der
Mars als fotogenes Accessoire daneben stellen somit ein wirklich
einmaliges Motiv dar.
Die Termine der Mondfinsternisse sind - ähnlich wie beim Wetter die
verschiedenen meteorologischen Größen - nie völlig exakt bestimmbar.
Die Vorhersage einer Finsternis gehört zu einer der schwierigeren
Aufgaben in der Astronomie und ist stets mit gewissen Unsicherheiten
behaftet. Die Bahnen der Himmelskörper Erde und Mond unterliegen
nämlich zahlreichen Einflüssen, die sich fortwährend verändern.
Insbesondere die gegenseitige Beeinflussung zwischen Erde und Mond
macht es so schwer, zukünftige Positionen der Körper vorherzusagen.
Nichtsdestotrotz können jetzt, so kurz vor dem Ereignis, die Termine
der verschiedenen Phasen der Finsternis auf die Minute genau
angegeben werden. Der Mond tritt am Freitagabend um 19:13 Uhr
mitteleuropäischer Sommerzeit in den Halbschatten der Erde, um 20:24
Uhr schließlich in den Kernschatten. Die totale Phase der Finsternis
startet um 21:30 Uhr, die maximale Verfinsterung ereignet sich um
22:22 Uhr. Da der Mond in Deutschland etwa zwischen 20:45 Uhr (ganz
im Osten) und 21:30 (ganz im Westen) über dem östlichen Horizont
aufgeht, ist die partielle Phase nicht vollständig, die totale Phase
aber in vollem Umfang sichtbar.
Soviel zu den astronomischen Rahmenbedingungen. Bleibt noch die Frage
nach dem Wetter. Zwar bestehen gewisse Unsicherheiten, aber in vielen
Regionen Deutschlands wird man die Mondfinsternis bei überwiegend
geringer Bewölkung und vor allem noch sehr warmen Temperaturen
beispielsweise bei einem Glas Wein auf der Terrasse, im Garten oder
mit Freunden von einem exponierten Aussichtspunkt aus wohl quasi
uneingeschränkt genießen können. Etwas schlechter könnten die
Bedingungen im Osten und Südosten sein, wo zeitweise hohe und
mittelhohe Wolkenfelder durchziehen. Sogar ein kurzer Schauer scheint
im Bereich des Möglichen. Von teilweise etwas stärkerer Bewölkung am
ehesten gefährdet sind - nach jetzigem Stand - die Gebiete vom
Alpenrand bis nach Oberfranken sowie von Thüringen und Sachsen bis
nach Mecklenburg-Vorpommern.
Wir - die Meteorologen der Vorhersagezentrale des Deutschen
Wetterdienstes - hoffen, Sie haben Glück mit dem Wetter und wünschen
Ihnen ein unvergessliches Erlebnis.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.07.2018
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