Thema des Tages
19-07-2018 08:20
Mehr Kopfschmerz in kaltem Klima?!
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO steht Migräne an sechster
Stelle der am schwersten behindernden Erkrankungen. Die Symptome
reichen von Lichtempfindlichkeit und Sehstörungen über Übelkeit und
Erbrechen bis hin zu heftigen, pulsierenden Kopfschmerzen.
Allein in Deutschland haben pro Tag rund eine Million Menschen mit
Migräne-Attacken zu kämpfen. Global leiden über eine Milliarde
Menschen an dieser neurologischen Erkrankung, wobei die Zahl der
Betroffenen keineswegs gleich über den Erdball verteilt ist: In
Europa und Nordamerika ist Migräne stärker verbreitet als in Afrika
oder Asien. Einen Grund dafür haben Wissenschaftler des
Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig
kürzlich herausgefunden.
Als unsere frühen Vorfahren den warmen afrikanischen Kontinent
verließen und in kältere Gefilde umsiedelten, half ihnen ein
bestimmtes Gen, sich an die neuen klimatischen Verhältnisse
anzupassen. Schließlich mussten sie sich beispielsweise von "mollig
warmen" 28 Grad Celsius durchschnittlicher Jahrestemperatur in
Nigeria auf "bibberkalte" 6 Grad in Finnland umstellen. Allerdings
führte genau dieses "Kälte-Anpassungs-Gen" dazu, anfälliger für
Migräne zu sein.
Bei ihren Untersuchungen nahmen die Forscher das Gen TRPM8 in den
Fokus, das die "Bauanleitung" für einen Kälterezeptor ist, der es
Menschen erlaubt, mit kühlerem Wetter besser umzugehen. Eine Variante
dieses Gens wurde in den vergangenen 25.000 Jahren bei Menschen in
nördlichen Breiten immer häufiger. Mittlerweile verfügen 88% der
Menschen finnischer Abstammung über diese Gen-Variante, in der
Bevölkerung Nigerias hingegen nur 5%. Die Wissenschaftler fanden also
heraus, dass je höher der Breitengrad (je kälter das Klima), desto
mehr Menschen tragen in ihrem Erbgut dieses veränderte
"Kälte-Anpassungs-Gen", das eben auch die Anfälligkeit für Migräne
erhöht.
Dass es einen gewissen Zusammenhang zwischen Kälte und Migräne gibt,
bestätigen auch einige Patienten, bei denen das Trinken von kaltem
Wasser einen Migräneanfall auslöst.
Weitere Studien sollen nun durchgeführt werden, um noch mehr
Erkenntnisse über die Entstehung von Migräne zu erlangen. Das ist vor
allem für die Entwicklung neuer Medikamente wichtig.
Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.07.2018
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst