Thema des Tages

01-07-2018 08:20

Die Schattenseite des trockenen Sommerwetters: Hohe Waldbrandgefahr!

Seit vielen Wochen, genau genommen schon beginnend im Frühjahr, sind
die sogenannten "blockierenden Wetterlagen" die Hauptprotagonisten
auf der europäischen Wetterbühne. Bei solchen Wetterlagen "nistet"
sich ein nahezu ortsfestes, sehr warmes und bis in große Höhen
reichendes Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt meist über dem
nordwestlichen oder nördlichen Europa ein. Dabei wird die im Mittel
vorherrschende Westströmung unterbrochen und atlantische
Tiefausläufer bei ihrem Versuch blockiert, auf den europäischen
Kontinent überzugreifen. Die Auswirkungen einer blockierenden
Wetterlage auf das lokale Wetter in Deutschland können je nach
räumlicher Verteilung und Stärke der dominierenden Hoch- und
Tiefdruckgebiete aber sehr unterschiedlich ausfallen. Von relativ
kühler bis hin zu sehr heißer Witterung, von durchweg trockenem
Wetter bis hin zu Schauern und Gewittern kann alles dabei sein. Was
aber in vielen Fällen fehlt, ist ausgedehnter, ergiebiger Landregen.


Während im April und Mai wenigstens weite Teile des Südens und
Westens noch von Schauern und zum Teil heftigen Gewittern "bewässert"
wurden, sind im Juni nun auch diese schauerartigen Regenfälle immer
seltener geworden. Die eher unbeliebte, da "drückende" schwül-warme
Luft wurde immer häufiger nach Südwesteuropa abgedrängt und von
Nordosten durch wahrlich "staub-trockene" Festlandsluft ersetzt. Dies
mag zwar zum allgemeinen Wohlbefinden beitragen, da nicht nur die
gefühlten Temperaturen zurückgehen, sondern auch die Nächte weitaus
kälter ausfallen, doch Schauer und Gewitter haben in dieser Luftmasse
kaum eine Chance. Das zurzeit vorherrschende sonnig-warme
Sommerwetter führt somit zwangsläufig, nicht zuletzt durch die
ohnehin in vielen Regionen nicht allzu feuchte Historie, zu einer
ernstzunehmenden Trockenheit und hohen Waldbrandgefahr.

Zur Abschätzung der Waldbrandgefahr stellt der DWD täglich
aktualisierte Waldbrandgefahrenprognosen in Form eines Index, dem
WBI, bereit. Den Link zu den WBI-Vorhersagekarten finden Sie unter
diesem Text auf
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/7/1.html.

"Index" ist aber schon das Stichwort, denn es handelt sich dabei
erstmal nur um eine grobe Abschätzung der sehr schwierig
vorhersagbaren und regional mitunter stark variierenden
Waldbrandgefahr. Die Hinweise, die der WBI liefert, stellt dann aber
eine wichtige Grundlage für die eigentliche Warnungsherausgabe durch
die verantwortlichen Landesbehörden dar.

Was macht die Abschätzung der Waldbrandgefahr so schwierig? Es ist
das komplexe Zusammenspiel der drei maßgeblichen Zutaten
"Brennstoff", "Wetter" und "Topographie". Sie entscheiden darüber,
wie wahrscheinlich sich sein Brand entzündet und wie schnell und weit
er sich ausbreiten kann. Damit sich Brände entwickeln können, muss
zunächst einmal ein adäquater "Zündstoff" in Form trockener
Vegetation vorhanden sein. Die Ausprägung der Vegetation (Dichte,
Höhe, Verbreitung), die Art (Laub- versus Nadelbewuchs) und die
chemische Zusammensetzung (verschiedene Holz-, Blatt- und Nadelarten)
sind ausschlaggebend, wie schnell und explosiv sich die Brände
ausweiten. Bezüglich Wetter sind die meteorologischen Parameter
Temperatur, Feuchte und Wind zu nennen. Hohe Temperaturen und geringe
Luftfeuchtigkeit bzw. ausbleibende Niederschläge erhöhen die Gefahr
einer Entzündung, während böiger Wind zum einen die Verdunstung und
Trocknung der Vegetation verstärkt, zum anderen bereits loderndes
Feuer weiter anfacht. Wechselt die Windrichtung zudem, macht es die
Ausbreitung des Brandes unberechenbar. Zu guter Letzt spielt die
Topographie noch eine entscheidende Rolle. Es ist besonders die
Stärke der Hangneigung, die die Geschwindigkeit der Ausbreitung
beeinflusst. An steilen Hängen weitet sich das Feuer potenziell
schneller aus.

Dass sich die meteorologischen Begebenheiten bei der aktuellen
blockierenden Hochdruckwetterlage stark begünstigend auf die
Waldbrandgefahr auswirken, steht außer Frage und wurde ja bereits
zuvor erläutert. Auf Basis der aktuellen Berechnungen der
verschiedenen Wettermodelle ist zu befürchten, dass sich daran auch
mittelfristig wenig ändert. Allenfalls die Schauer- und
Gewitterneigung nimmt im Wochenverlauf von Süden und Südwesten her
langsam wieder zu. Bleibt am Ende zu bemerken, dass fast alle
Waldbrände durch fahrlässiges menschliches Handeln verursacht werden.
Bitte beachten Sie daher unbedingt die gesetzlichen Regelungen zum
Rauchen, Grillen und Betreten des Waldes (siehe Link zur Übersicht
auf https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/7/1.html).

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.07.2018

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