DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

28-06-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 28.06.2018 um 10.30 UTC



Viel Sonnenschein und nur geringe Gewitterneigung, sommerlich warm, im Südwesten
teils heiß
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 05.07.2018


Zum Monatswechsel am kommenden Sonntag liegt Deutschland am Westrand eines
umfangreichen Cut-Offs mit Zentrum über Osteuropa. Unterhalb der Absinkinversion
entstehende Quellbewölkung über Ostdeutschland sollte nicht für Schauer
ausreichen. Im Rest des Landes ist es im Einflussbereich eines bodennahen
Skandinavienhochkeils ohnehin sonnig und trocken. Mit einer nordöstlichen
Strömung fließt trockene Kontinentalluft ein, die thermisch ein signifikantes
Nordost(+5 Grad in 850 hPa)/Südwest(über 10 Grad in 850 hPa)-Gefälle aufweist.

Zu Beginn der kommenden Woche bleibt di Wetterlage bedingt durch ein weiteres
Cut-Off Tief westlich der Biskaya ("Omega") festgefahren. Der Schwerpunkt der
hochreichenden Antizyklone verharrt im Bereich Kap Svinöys. Eine sich über
Frankreich befindliche, flache Tiefdruckrinne kann sich dabei zwar zögernd in
den Südwesten Deutschlands vorarbeiten, aufgrund mangelnder dynamischer Antriebe
und der trockenen, bodennahen Nordostströmung im Vorfeld bleibt die Ausbildung
eventueller Schauer und Gewitter aber äußerst zweifelhaft. Am ehesten
vorstellbar und prädestiniert dafür ist noch der Schwarzwald, wo mithilfe
orographischer Hebung die starke Deckelung überwunden werden könnte.

Bis zum Ende der Mittelfrist werden die Cut-Offs über Osteuropa respektive
Frankreich/Großbritannien durch kurzwellige Anteile zwar modifiziert, die
Keilachse verbleibt jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit über Mitteleuropa,
weshalb das sommerliche und weitgehend trockene Wetter seine Fortsetzung findet.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


In den grundlegenden synoptischen Basisfeldern zeigt der aktuelle EZ-Lauf eine
gute Konsistenz. Kleinere Unterscheide ergeben sich lediglich durch schwache
Trogresiduen in der Höhe, die allerdings auch kaum konvektive Niederschläge
erzeugen - ein weiteres Indiz für das generell gewitterunwillige, weil zu
trockene Setup über Deutschland.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im Großen und Ganzen fahren auch die anderen Globalmodelle eine einheitliche
Linie. Bei ICON schwächelt die Blockade zum Ende der Mittelfrist noch am
meisten. Die "Überbleibsel" der Tiefdruckrinne sind allerdings so schwach, dass
die Wetteraktivität ebenfalls stark limitiert ist. Für flächendeckende
Niederschläge würde es auch in diesem Falle nicht reichen.
Eine Außenseiterrolle nimmt das kanadische GEM ein, das im Bereich einer
Schwachstelle des Hochs ein Cut-Off Vorgang über der Norwegischen See simuliert,
der sich zum Dienstag über Norddeutschland einnistet (in Ansätzen auch vom ICON
simuliert). Das würde über dem Norden Deutschland die Bildung einzelner Schauer
begünstigen, wahrscheinlich ist dieses Szenario aber nicht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen sind deutschlandweit von hohem Geopotential und leicht
steigendem Temperaturniveau Richtung +15 Grad in 850 hPa auch im Nordosten
gekennzeichnet. Damit sind Sommertage (Tmax größer 25 Grad) zum Ende der
Mittelfrist auch im Nordosten recht wahrscheinlich. Der vergleichsweise große
Spread in der Temperaturverteilung (etwa plus/minus 6 Kelvin) spiegelt das
erwähnte Südwest/Nordost-Gefälle (Gradient) wieder. Signifikante
Niederschlagssignale sind wenn überhaupt erst ganz am Ende der Mittelfrist zu
finden - auch im Südwesten (bsp. Freiburg) sind sie sehr dürftig.

Die Clusterbildung zeigt im Zeitraum +120-168h (Dienstag-Donnerstag) 5
Varianten, die allesamt die blockierende Omegalage abbilden. Lediglich Cluster 5
mit 7 von insgesamt 51 Membern eröffnet für den Osten Optionen mit Übergreifen
eines Randtroges vom Cut-Off über Osteuropa. Die Lösung vom GEM wird in den
EZ-Clustern nicht repräsentiert.
Die erweiterte Mittelfrist zeigt einen neuen Cut-Off Prozess über Südfrankreich,
der sich nach Norditalien verlagert. Gleichzeitig erfolgt über den Britischen
Inseln Potentialanstieg, der sich zu einer Hochdruckbrücke über den Britischen
Inseln und Skandinavien mausert. Damit bliebe das Temperaturniveau sommerlich -
nicht heiß und Niederschlagsoptionen würden sich lediglich für die alpennahen
Regionen ergeben.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikante Hinweise für markante Gewitter - insbesondere hinsichtlich lokalen
Starkregens sind im Vergleich zum Vortag aus den probabilistischen Verfahren
verschwunden.

Trockenheit:
Mit Ausnahme der Gebiete südlich der Donau, wo es im Kurzfristzeitraum
signifikant regnet, ist weiterhin keine Entspannung der teils extremen
Trockenheit abzusehen. Somit bleibt aller Voraussicht nach auch die
Waldbrandgefahr exemplarisch in großen Teilen Brandenburgs und Sachsen-Anhalts
auf dem höchsten Stand.

Selbst im Oberrheingraben bleibt bei Höchstwerten von etwas über 30 Grad die
Wärmebelastung aufgrund der trockenen Luftmasse und vergleichsweise kühlen
Nächte (Tmin um 15 Grad) noch gering. Tagsüber sind allerdings hohe Werte des
UV-Index zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ, EZ-EPS, Mos-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen