DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
26-06-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 26.06.2018 um 10.30 UTC
Vor allem zum Beginn der nächsten Woche von Südwesten her erhöhte
Unwettergefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 03.07.2018
Am Freitag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, zeigt das EZMW-IFS eine
omegaartige Struktur des Geopotenzialfeldes. Einem Höhenhoch über den Britischen
Inseln stehen Höhentiefs westlich der Iberischen Halbinsel und über Südosteuropa
gegenüber. Diese sind von Trögen westlich Islands und im Bereich des Bottnischen
Meerbusens deutlich abgetrennt, so dass die Frontalzone mäandrierend weit
nördlich unseres Landes verläuft. Das wetterbestimmende Bodenhoch hat seinen
Schwerpunkt im Süden des Nordmeeres. Ein Tief liegt über Finnland, während über
dem gesamten Süden Europas ein Tiefdrucksumpf auf der Wetterkarte zu finden ist.
Mit etwas stärkerer nördlicher Strömung gelangt dabei trockene und allmählich
etwas kühlere Luft aus Skandinavien (T850 hPa unter 10 Grad sinkend) in den
Nordosten Deutschlands, während sonst etwas feuchtere und warme Luft (T850 12
bis 14 Grad) über Deutschland liegt. Südlich von Main und Nahe, wo die Luft am
feuchtesten ist, herrscht dann auch mehr Bewölkung und es kommt zu Schauern und
Gewittern, während ansonsten der Sonnenschein überwiegt oder allenfalls mal
etwas Stratocumulus von der Nordsee her aufzieht.
Am Samstag ändert sich an der Großwetterlage nicht viel. Das südwestliche
Höhentief nähert sich dem Kontinent und lässt ein Bodentief über der Iberischen
Halbinsel und der Biskaya stärker in Erscheinung treten. Dieses lenkt noch etwas
wärmere und feuchtere Luft in den äußersten Südwesten, was dort das
Gewitterpotenzial leicht erhöht. Gleichzeitig weitet sich im Osten die etwas
kühlere Skandinavienluft noch etwas aus.
Am Sonntag und Montag verlagert sich das Omegamuster etwas: Das Höhenhoch
verlagert sich nach Skandinavien, das südwestliche Höhentief vereinigt sich mit
dem Trog über dem Atlantik, während der nordöstliche Trog im Nordosten Europas
abtropft. Auch das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt nach Skandinavien,
während das vorhin schon erwähnte Bodentief langsam Richtung Großbritannien
zieht und zum Montag hin eine markante Rinne Richtung Süddeutschland aussendet.
Dort sammelt sich feuchtheiße und zu starken Gewitter neigende Luft. Der Rest
des Landes steht dagegen weiter unter Hockdruckeinfluss, dort wird es auch
weniger heiß, nach Nordosten hin sogar nur mäßig warm. Der Bodenwind dreht
generell auf östliche Richtung.
Am Dienstag kommt die Bodenrinne zunehmend zur Landesmitte voran, wobei das IFS
erhebliche Regenfälle simuliert. Dabei geht die Temperatur im Südwesten des
Landes deutlich zurück, zum einen weil konvektive Umlagerungen Energie aus der
unteren Troposphäre "verbrauchen", zum anderen ist südwestlich unseres Landes
deutlich kühlere Luft eingesickert, so dass der Südwesten von der Warmluftzufuhr
abgeschnitten wird. Im Nordosten des Landes herrscht weiter Hochdruckeinfluss.
In der erweiterten Mittelfrist lässt das IFS das Omegamuster ostwärts
vorankommen. Das westliche Trog-Höhentiefsystem soll dabei zunehmend über
Deutschland zu liegen kommen. Da von Westen das Azorenhoch für auf Nordwest
drehende Winde sorgt, fließt dann wieder kühlere und feuchte Meeresluft ein, die
unter Einfluss des Höhentiefs für weitere Regenfälle sorgt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufes mit seinen beiden Vorgängern ist sehr
hoch. Leichte Unterschiede ergeben sich am Beginn der nächsten Woche: Der
gestrige 00-UTC-Lauf zeigte noch eine leicht zyklonalere Variante, bei der sich
das Omegamuster etwas schneller nach Osten verlagerte und der Trog etwas
schneller für Hebung bei uns sorgte, was eine stärkere Gewitterlage bei uns zur
Folge hatte. Die beiden jüngeren Läufe zeigen eine etwas langsamere
Ostwärtsverlagerung des Omegamusters.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis einschließlich kommenden Sonntag zeigen die vorliegenden Globalmodelle
praktisch identische Entwicklungen. Zum Wochenbeginn entwickeln sich langsam
leichte Unterschiede. GFS zeigt den Trog von Westen her schwächer, aber stärker
nach Mitteleuropa ausgreifend als EZMW. ICON weist insgesamt diffusere
Strukturen auf. GEM ähnelt wieder stärker IFS, wobei GEM den Trog noch etwas
weiter westlich belässt und auch die Temperatur nicht so stark ansteigen lässt.
Auch wesentlich antizyklonaler zeigt sich NAVGEM mit einem weiter südwestwärts
liegenden Höhentief, das das Omegamuster über Deutschland stützt.
In der erweiterten Mittelfrist simulieren GFS und GEM den Trog weiter westlich
und nicht so schnell sich nach Mitteleuropa verlagernd wie IFS. Somit bliebe es
länger noch feuchtwarm und unbeständig.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Im Zeitraum von Sonntag, 00 UTC bis Dienstag, 00 UTC verteilt sich das EPS des
IFS auf 3 Cluster. C1 (20 Mitglieder) betont die Dominanz des Höhenrückens und
Hochs im Norden, so dass der Trogeinfluss und die Rinne von Südwesten kaum
überzugreifen vermögen. C2 (ebenso 20 Mitglieder) belässt im Südwesten Europas
ein Höhentief, während ein Kurzwellentrog über Deutschland schwenkt. Nachfolgend
greift rasch ein Keil des Azorenhochs über und es stellt sich wieder eine
antizyklonale Lage ein, wenn auch eher von westlichen Winden geprägt. C3 (11
Mitglieder, Hauptlauf, Kontrolllauf) zeigt das stärker vom westlichen
Trog/Höhentief und der Rinne geprägte Szenario des Hauptlaufs. Alles in allem
wird aber der Hauptlauf aber durch das Ensemble kaum gestützt. In der
erweiterten Mittelfrist gibt es zwei Szenarien: C1 (29 Mitglieder, auch mit
Haupt- und Kontrolllauf) mit einem auch unser Wetter beeinflussenden
Skandinavienhoch. C2 (22 Mitglieder) mit einem von Nordwesten übergreifenden
Trog.
Die Rauchfahnen des IFS zeigen im Südwesten Deutschlands (Freiburg) bis Sonntag
ansteigende Temperatur und ansteigendes Potenzial bei geringer Streuung.
Nachfolgend steigen die Niederschlagssignale an und Temperatur und Potenzial
nehmen bei ansteigender Streuung wieder etwas ab, allerdings liegt der Hauptlauf
eher am unteren Rand der Verteilung. Das GFS-Ensemble verhält sich sehr ähnlich.
Im Nordosten Deutschlands (Greifswald) zeigt das IFS-Ensemble einen markanten
Temperaturrückgang zum Samstag, anschließend wieder bis zum Ende des
Vorhersagezeitraumes ansteigende Temperatur in 850 hPa (bis etwa 12 Grad), wobei
die Streuung deutlich zunimmt. Das Potenzial ist konstant recht hoch.
Niederschlagssignale sind bis Montag praktisch nicht vorhanden und auch
anschließend nur sehr spärlich. GFS lässt zum Ende des Vorhersagezeitraums die
Temperatur noch etwas stärker ansteigen, geizt aber noch mehr mit Regen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI: Der EFI zeigt am Wochenende ein deutliches "Hitzesignal" im Südwesten.
Dauerregen: Am Freitag geht am östlichen Alpenrand (im Westen maximal bis zum
Inn) eine potenzielle Dauerregenlage zu Ende, wobei signifikante Signale nur für
markanten Dauerregen vorliegen, der womöglich auch schon am Donnerstag ein Ende
findet.
Sturm: Nennenswerte Signale für Sturm gibt es im Mittelfristzeitraum nicht.
Gewitter: Am Freitag zeigen das IFS-EPS und Cosmo-LEPS noch leichte Signale für
CAPE im Süden, was dafür spricht, dass die schauerartigen Regenfälle auch leicht
gewittrig durchsetzt sein können. Am Samstag werden vor allem vom Cosmo-LEPS
leichte Signale für höheres CAPE gezeigt, allerdings ist die Auslösung von
Gewittern noch nicht so wahrscheinlich. Am Sonntag zeigt das IFS-EPS schön etwas
stärkere Signale für höheres CAPE ganz im Süden, im Südwesten wird zudem die
Auslösung von Gewittern vor allem zur Nacht hin wahrscheinlicher. Am Montag
zeigt das IFS-EPS noch stärkere Signale für hohes CAPE im Südwesten, am Dienstag
dann auch weiter zur Mitte verschoben. In Verbindung mit einer potenziellen
Tiefdruckrinne (in der durch Feuchteflusskonvergenz erst die hohen CAPE-Werte
entstehen) ergibt sich hohes Unwetterpotenzial, wobei natürlich die Unsicherheit
der Wetterlage noch berücksichtig werden muss.
Hitze: Betrachtet man die Ensembles der 850-hPa-Temperaturen im Südwesten
Deutschlands, so erscheint eine mehrtätige Hitzeperiode mit Höchstwerten
deutlich über 30 Grad wahrscheinlich, wobei auch noch Taupunkte um 18 Grad
simuliert werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZMW-EPS; MOSMIX eventuell gegen Ende etwas zu pessimistisch.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann