Thema des Tages
18-06-2018 08:50
Trockenheit
Gerade in der warmen Jahreszeit, wenn Schauer und Gewitter die
dominante Niederschlagsart sind, kommt es nicht selten vor, dass es
große Regenmengenunterschiede auf engsten Raum gibt. So kann es
passieren, dass großräumig betrachtet in einem Bundesland
überdurchschnittlich viel Niederschlag gefallen ist. An einem
konkreten Ort in diesem Bundesland können aber alle Schauer und
Gewitter vorbeigezogen sein und der Monat ist zu trocken ausgefallen.
Natürlich gibt es auch das umgekehrte Phänomen.
Diese wichtige Anmerkung sei vorweggestellt, wenn im heutigen Thema
des Tages die Trockenheit in Teilen des Ostens und Nordostens von
Deutschland näher betrachtet wird. Schaut man dort in die
Statistiken, dann hat das Niederschlagsdefizit in einigen Regionen
doch schon beachtliche Ausmaße angenommen.
Zunächst ein Blick auf die bisherigen Jahresmengen. Die
Flächendarstellung in der angehängten Grafik lässt sich mit Hilfe von
an die Wetterstationen angeeichten Radarbildern ermitteln. Sofort
fällt ins Auge, dass es im Osten größere Gebiete mit wenig
Niederschlag gibt. Das ist per se nicht ungewöhnlich, gehören Altmark
und Börde beispielsweise zu den trockensten Gebieten Deutschlands.
Blickt man aber auf die genauen Zahlen, dann wird schnell klar, dass
die Summen selbst für diese Region sehr niedrig sind, teils
rekordverdächtig. Für die hauptsächlich betroffenen Bundesländer
wurde in der angehängten Tabelle eine kleine Auswahl an Stationen
herausgepickt. Das geschah subjektiv und nicht dem Anspruch der
Vollständigkeit entsprechend. Gelistet sind immer die aktuelle
Jahresniederschlagssumme (bis 17.06.2018), die mittlere
Halbjahressumme aus den Klimastatistiken sowie der sich daraus
ergebende Anteil der aktuellen Werte im Vergleich zu den langjährigen
Mittelwerten. Das gleiche wurde für den Monat Mai und die erste
Monatshälfte des Junis gemacht.
Allein bei der Betrachtung der Halbjahressumme fällt auf, dass in
einigen Regionen im Vergleich zu den mittleren Mengen noch nicht
einmal die Hälfte des zu erwartenden Niederschlags gefallen ist.
Beispielhaft sei die Station Wittenberg in Sachsen-Anhalt betrachtet.
Dort sind bis heute im gesamten Jahresverlauf gerade einmal 129.3
l/qm gefallen. Wenn man bedenkt, dass in Salzburg bei einem Unwetter
in der vergangenen Nacht 74 l/qm innerhalb kurzer Zeit gefallen sind,
lässt sich diese Summe besser einordnen. Die Trockenheit in der
betroffenen Region hat sich in den letzten beiden Monaten sogar
nochmal verstärkt. Im Mai sind gerade einmal 0.6 l/qm und im Juni
bisher nur 0.2 l/qm gefallen. Es ist also innerhalb der letzten knapp
50 Tage weniger als ein Liter Wasser auf den Quadratmeter herunter
gekommen! Auch in anderen Regionen sieht es kaum besser aus.
Ursächlich für die Trockenheit ist die Großwetterlage im
zurückliegenden Sommerfrühling. So hatte sich über Wochen hinweg eine
sogenannte Blockadelage über Europa eingestellt, die nur kurze
Unterbrechungen aufwies. Ein umfangreiches Tiefdruckgebiet befand
sich über Südwest und Südeuropa. Gleichzeitig herrschte hoher
Luftdruck über Nord- und Osteuropa. Während der Südwesten und Westen
im Einflussbereich der feuchtwarmen Luftmassen lag, befand sich der
Osten und Nordosten einen großen Teil der Zeit auf der
hochdruckdominierten, trockenen Seite. Gerade diese Beständigkeit der
Wetterlage führte nun dazu, dass über Wochen hinweg in manchen
Regionen kein nennenswerter Niederschlag fiel.
Die Auswirkungen sind in den betroffenen Regionen weithin sichtbar.
Statt grün dominiert eher die Farbe braun. Felder sind verdorrt, wenn
sie nicht künstlich bewässert worden sind und die Waldbrandgefahr
bewegt sich schon seit Wochen auf einem hohen Niveau. Nicht
überraschend, dass die Feuerwehren auch schon die ersten kleineren
Flächenbrände löschen mussten.
Die Vergangenheit lässt sich nicht mehr ändern. Stellt sich also die
Frage, wie es in der Zukunft mit dem Niederschlag ausschaut. Die
Großwetterlage hat sich im Vergleich zu Mai und Anfang Juni
umgestellt. An Stelle einer Blockadelage hat sich mittlerweile eine
Westwetterlage eingestellt. Allerdings, und das ist das Problem,
verläuft die Zugbahn der Tiefausläufer weit nördlich in Richtung
Südskandinavien. Etwas Hoffnung besteht immerhin für die zweite
Wochenhälfte, wenn ein verhältnismäßig kräftiger Kaltlufteinbruch für
Schauer und auch Gewitter im Norden und teils auch im Osten sorgt. In
den südlichen Trockengebieten sind die prognostizierten Mengen
allerdings gering. Mittelfristig ist die Wetterentwicklung zudem
wieder hochdruckdominiert. Wenn überhaupt, dann bleibt dieses
Ereignis in vielen Regionen ein Tropfen auf den heißen Stein.
Nennenswerte und flächige Regenfälle, die der Trockenheit ein Ende
bereiten würden, sind auch beim Blick in die Glaskugel derzeit nicht
zu finden.
Anmerkung: Alle angesprochenen Grafiken und Tabellen sowie
weiterführende Links finden sie unter www.dwd.de/tagesthema.
Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.06.2018
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